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WAZ: Islam und Zwangsehe. Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 10-11-2011

Essen (ots) - Ein Wort noch zur himmelschreienden
Menschenrechtsverletzung der Zwangsehe. Kein Vater, der seine Tochter
zwangsverheiratet, will ihr Böses. Er will sein Kind so unter die
Haube bringen, dass es sich um seine Versorgung nicht mehr ängstigen
muss. Arrangierte Ehen gibt es auch in anderen Kulturkreisen, in
Indien etwa, und es gab sie auch in Europa, unter Herrscherhäusern
etwa aus Gründen der Staatsräson.

Dass hier und heute Zwangsehen als Verbrechen gelten, ist ein
zivilisatorischer Fortschritt. Dieser Fortschritt ist bei den
Arrangeuren von Zwangsehen nicht angekommen. Weshalb? Sicher ist es
richtig, wenn auch ein wenig abgehoben, von kultureller Differenz zu
reden. Aber welche kulturelle Differenz ließe sich ohne Religion
denken?

Der Koran betont den Vorrang der Männer über die Frauen.
Abgeleitet wird dies aus der Praxis der Versorger-Ehe in den
Stammesgesellschaften der Zeit, als der Koran entstand. Ein
muslimischer Mann darf nach orthodoxer Auslegung eine christliche
oder jüdische Frau heiraten, eine muslimische Frau darf das nicht.
Benachteiligt (nach heutigem Verständnis) werden Frauen auch im
Erbrecht und vor Gericht, wo die Aussage einer Frau nur halb so viel
wiegt wie die eines Mannes. Der Koran erlaubt nicht Zwangsehen, aber
er begünstigt sie.

Im Alltag haben wohl die meisten Muslime mit dem orthodoxen Islam
nicht viel zu schaffen. Aber es ist kaum zu bestreiten, dass
traditionell erzogene muslimische Mädchen es schwerer haben, ihre
Rechte durchzusetzen als liberal aufgewachsene. Und traditionell
erzogenen muslimischen Vätern fällt es schwerer, ihre Töchter in die
westliche, liberale Wertewelt ziehen zu lassen, als anderen.

Wer Integration will, darf nicht nur über die doppelte
Staatsbürgerschaft reden. Sie ist ein tolerantes Signal der Mehrheit
an die eingewanderte Minderheit. Aber sie löst nicht die
kulturell-religiöse Differenz auf. Die Lösung dafür wird auch nicht
von der Mehrheitsgesellschaft kommen können. Wie ein Moslem den Koran
handhabt, wird ein Christ oder auch Nicht-Christ aus Deutschland
nicht für ihn lösen können. Diese Klärung muss aus dem Islam selbst
kommen.

Fazit: Zwangsehen werden erst aufhören, wenn der Islam sie ächtet.
Weiter gefasst: Die Widersprüche zwischen Demokratie und Islam werden
sich erst auflösen nach einer durchgreifenden Modernisierung des
Islam.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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