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Trierischer Volksfreund: Lage an den Finanzmärkten nach dem G20-Gipfel - Leitartikel, Trierischer Volksfreund, 05.11.2011

Geschrieben am 04-11-2011

Trier (ots) - Die Finanzmärkte sind sehr flatterhaft - Fachleute
nennen das volatil. Sind die Fernsehkameras auf das Parkett der
Weltbörsen gerichtet, bekommt der Zuschauer in diesen Tagen von
Experten genau diese Antwort. Volatil!? Aus dem Lateinischen für
fliegend und flüchtig, denn wer sein Geld derzeit in Aktien anlegt,
muss genau rechnen. Ausschläge von teilweise 100 Punkten innerhalb
weniger Stunden sind keine Seltenheit und verkünden vor allem eines:
Börsenmakler und Politiker haben keinen Plan, wo die Reise hingeht.
Die normalen Leitplanken der Anleger wie Firmengewinne,
Branchenaussichten, Kennzahlen und Konjunkturentwicklungen tragen
kaum noch zur Kauf- oder Verkaufsentscheidung bei. Die Schuldenkrise
ist das beherrschende Thema.

Und die unsichere politische Zukunft Griechenlands hat den Dax im
Wochenverlauf auf eine wilde Achterbahnfahrt geschickt. Zunächst
hatte Griechenlands Premier Papandreou den Deutschen Aktienindex mit
der Ankündigung einer Volksabstimmung unter seinen zornigen
Landsleuten über den Sparkurs mit 3,5 Prozentpunkten ins Minus
getrieben.

Mit diesem Husarenritt hat sich Papandreou endgültig selbst ins
Aus befördert, sind sich die Beobachter sicher.

Gestern stellte nun die Commerzbank ihre Anleger auf einen
Quartalsverlust von 700 Millionen Euro ein. Die Bank hat auf Druck
der Politik ihre Griechenlandanleihen behalten und muss nun mit dem
Schuldenschnitt ihre Bilanzen berichtigen. Vorstandschef Martin
Blessing gilt seit der Fusion mit der Dresdner Bank als Mann von
Merkel, Schäuble & Co., was diese aber nicht davon abhielt, den
Commerzbank-Chef ins griechische Messer laufen zu lassen. Nun muss
sich Blessing von großen Erfolgszielen verabschieden und kleinere
Brötchen backen.

Für den ehemaligen Bundesbank-Präsidenten und baldigen Präsidenten
der Schweizer Großbank UBS, Axel Weber, ist dies durchaus ein
sinnvoller Weg. Investoren dürften keine Vollkaskomentalität
erwarten, fordert er. Für ein Investment trage er Chancen und
Risiken. Bisher sind die Risiken allerdings vor allem bei den
Steuerzahlern abgelegt worden. Der Schuldenschnitt ist deshalb nicht
nur für Weber genau der richtige Weg. Russland (1998) und Argentinien
(2002) gelten als positive Beispiele.

Doch der Vergleich hinkt. Russland-Anleger verloren etwa 80
Prozent, und beide Staaten verfügen über hinreichend Rohstoffe, die
beim folgenden Aufschwung halfen.

Griechenland aber lebte weit über seine wirtschaftlichen
Verhältnisse und hat nur einen Ausweg: sparen bei Renten und
Sozialleistungen. Auf viele Jahre hin wird Hellas ein Krisenfall
sein. Damit nicht weitere Euro-Länder die gleiche Tragödie erleiden,
hilft nur strikte Ausgabendisziplin. Sonst wird Volatilität von einem
neuen Schlagwort abgelöst: Panik.



Pressekontakt:
Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
Telefon: 0651-7199-544
t.zeller@volksfreund.de


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