(Registrieren)

Kauder: EU-Gipfel großer Erfolg für Kanzlerin - Europa braucht stabileres Fundament

Geschrieben am 27-10-2011

Berlin (ots) - Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Volker Kauder, hat sich am heutigen Donnerstag in einem Interview mit
FOCUS Online zu den Ergebnissen des EU-Gipfels zur Stabilisierung des
Euro geäußert. Das Interview hat folgenden Wortlaut:

Wie bewerten Sie die Ergebnisse des EU-Gipfels? Kann man wirklich
von einem Durchbruch sprechen? Kauder: Die Staats- und Regierungschef
haben sich jetzt auf ein Rettungspaket zur Stabilisierung des Euro
geeinigt. Das ist ein Durchbruch in der Bewältigung der Krise und ein
großer Erfolg für die Bundeskanzlerin. Sie hat sich mit ihren
Vorstellungen im europäischen und im deutschen Interesse
durchgesetzt. Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns. Die
Gipfelbeschlüsse müssen nun umgesetzt werden. Vor allem müssen wir
schon in naher Zukunft darüber sprechen, wie wir Europa dauerhaft ein
stabileres Fundament geben können. Das wird nur über
Vertragsänderungen gehen. Zeit, uns zurückzulehnen, ist noch lange
nicht. Auch für den Bundestag nicht, der das alles weiter
mitbegleiten wird.

Hätte der Schulden-Schnitt für Griechenland nicht schon früher
erfolgen können? Kauder: Eindeutig nein. Ein früherer
Schuldenschnitt, wie ihn Herr Gabriel immer fordert, hätte
unkalkulierbare Folgen gehabt. Erst jetzt liegen die grundsätzlichen
Beschlüsse zur Ausgestaltung des Rettungsschirms EFSF vor. Erst jetzt
zeichnen sich die Mittel ab, mit denen wir eine Ausweitung der Krise
im Fall eines Schuldenschnitts eindämmen können. Ein Schuldenschnitt
vor einem Jahr hätte alle in Europa nur kalt getroffen. Länder wie
Italien oder Spanien und natürlich auch die Banken. Man hat die Zeit
einfach gebraucht, um sich für den Fall X vorzubereiten. Schritt für
Schritt vorzugehen, war einfach richtig.

Noch ist nicht endgültig sicher, ob sich alle Banken an dem
Schuldenerlass beteiligen. Was macht Sie sicher, dass es am Ende
nicht für die Steuerzahler doch noch teurer wird? Kauder: Die
Konstruktion aller Hilfen ist zunächst einmal darauf ausgerichtet,
dass der deutsche Steuerzahler so wenig wie möglich belastet wird.
Zum Beispiel sind die Kredite, die wir über unsere Hausbank KfW an
Griechenland bis jetzt gezahlt haben, nach Auskunft von
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nicht vom Schuldenschnitt
erfasst. Die Bundesrepublik übernimmt im Zusammenhang mit dem
Rettungsschirm in erster Linie Garantien. Niemand kann sagen, ob sie
wirklich fällig werden. Wir tun alles, dass das nicht der Fall ist.

Der EFSF wird nun auf 1000 Milliarden Euro gehebelt. Es gibt
bereits kritische Stimmen, die sagen, auch das reiche nicht aus...
Kauder: Ich halte von solchen Debatten nichts. Die Haftungsobergrenze
bleibt. Das Geld wird so effektiv wie möglich eingesetzt. Und nun
muss der Rettungsschirm erst einmal voll arbeitsfähig gemacht werden.

Wie will Europa Druck auf Länder wie Italien machen, dass dort
tatsächlich Reformen stattfinden, ohne die eine dauerhafte Lösung der
Schuldenkrise nicht möglich wird? Kauder: Die Hilfen über den
Rettungsschirm gibt es nur bei Reformanstrengungen. Und das ist das
Wichtigste: Mit dem Rettungsschirm können wir es schaffen, dass sich
die Krise nicht weiter ausbreitet. Er löst aber nicht das
Grundproblem: Die übermäßige Verschuldung und die mangelnde
Wettbewerbsfähigkeit einiger Staaten. Dafür müssen natürlich die
Staaten selbst natürlich selbst sorgen. Und langsam sehen die Staaten
auch ein, dass sie ihren Weg korrigieren müssen. Klar ist aber auch:
Die anderen Euro-Staaten werden den großen Schuldnerländer stark auf
die Finger schauen. Das ist seit gestern Nacht auch klar. Den
Schlendrian vergangener Jahrzehnte, wie sie einige Staaten an den Tag
gelegt haben, werden die anderen Euro-Staaten nicht mehr akzeptieren.

Warum haben Sie darauf gedrungen, die Opposition für den Beschluss
zur Ausgestaltung des Rettungsfonds ins Boot zu holen? Trauten Sie
der eigenen Mehrheit nicht? Kauder: Über die Effektivierung des
Rettungsschirms gab es eine breite Debatte in der Öffentlichkeit.
Übrigens zu Recht. Deshalb mussten wir darüber auch im Plenum
diskutieren. Grundsätzliche Fragen gehören ins Plenum. Ich war mir
sicher, dass wir unsere Mehrheit in der Koalition haben. Eine noch
breitere Mehrheit ist natürlich noch besser. Der Parlamentsbeschluss
hat die Verhandlungsposition der Kanzlerin gestärkt.

Viele Abgeordnete fühlen sich überfordert angesichts der
Komplexität und der Nachhaltigkeit der Entscheidungen. Werden sie
sich daran gewöhnen müssen? Kauder: Die starke Parlamentsbeteiligung
bringt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Der Bundestag muss
die Herausforderung, die sich aus einer solchen Krise ergibt, einfach
annehmen. Das Parlament muss sich tief in die Materie einarbeiten.
Dazu muss sie von der Regierung auch die entsprechenden Vorlagen
bekommen. Und vor allem: In Brüssel muss bei den Verhandlungen darauf
geachtet werden, dass die Parlamente nun auch mitentscheiden. Der
Prozess von Verhandlungen muss dort verändert werden. Allen muss klar
sein, dass die Parlamente grünes Licht geben müssen. Eine Folge: Die
Dinge müssen in Brüssel einfacher besser und transparenter
aufbereitet werden.



Pressekontakt:
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
Telefon: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
Internet: http://www.cducsu.de
Email: pressestelle@cducsu.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

360241

weitere Artikel:
  • Fischbach: Schwarz-Gelb entlastet Kommunen Berlin (ots) - Der Deutsche Bundestag verabschiedet am Donnerstag in 2./3. Lesung das Gesetz zur Stärkung der Finanzkraft der Kommunen. Dazu erklärt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ingrid Fischbach: "Mit diesem Gesetz korrigieren wir eine Altlast von Rot-Grün. 2003 wurde die Übernahme der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung auf die Kommunen übertragen, was zu einer immer stärkeren finanziellen Belastung für diese wurde. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Finanzkraft der Kommunen werden mehr...

  • Mortler: Ländlichen Tourismus bundesweit gemeinsam voranbringen Berlin (ots) - Der Tourismus-Ausschuss des Deutschen Bundestages hat am Mittwoch eine Öffentliche Anhörung zum Thema "Ländlicher Tourismus" durchgeführt. Dazu erklärt die tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marlene Mortler: "Deutschland ist auch abseits des boomenden Städtetourismus als Reiseziel attraktiv. Doch der ländliche Raum hinkt der positiven Entwicklung bei den Gästeübernachtungen in den Städten noch hinterher. Das wollen wir ändern. Österreich macht es vor, wie sich durch gezielt auf Bundesebene mehr...

  • Schlagabtausch zwischen de Jager und Albig erwartet Kiel (ots) - Im Rahmen des parlamentarischen Abends von Beamtenbund und Richterverband treffen heute Abend ab 18.00 Uhr die Top-Kontrahenten um das Amt des Ministerpräsidenten, Jost de Jager (CDU) und Torsten Albig (SPD), aufeinander. Im Rahmen einer durch Gerrit Derkowski moderierten Podiumsdiskussion wird um die aktuelle Situation Schleswig-Holsteins diskutiert. Sie sind hierzu herzlich eingeladen in den Kieler Yacht Club Hindenburgufer 70, 24105 Kiel Einlass ab 17.00 Uhr Beginn ab 18.00 Uhr mehr...

  • Die Ukraine nähert sich den internationalen Standards zur Korruptionsbekämpfung Kiew, Ukraine (ots/PRNewswire) - In der Ukraine wurde das Konzept der öffentlichen Ordnung zur Bekämpfung organisierter Kriminalität eingeführt. Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch billigte das neue Dokument mit der Sonderverordnung am 21. Oktober 2011. Andriy Portnov, Berater des Präsidenten der Ukraine, gab bekannt, dass das Konzept der öffentlichen Ordnung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität die öffentliche Staatsordnung der Ukraine hinsichtlich der Bekämpfung des organisierten Verbrechens für den Zeitraum 2011-2017 mehr...

  • Pfeiffer: Energieeffizienz als Königsweg - Deutschland auf dem richtigen Weg Berlin (ots) - Am heutigen Donnerstag debattierte der Deutsche Bundestag über die Energieeffizienz. Dazu erklärt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer: "Deutschland braucht sich im Bereich der Energieeffizienz nicht zu verstecken. Kaum ein Industrieland konnte seinen Energieverbrauch in den letzten Jahren so stark reduzieren. Während die Wirtschaft seit 1990 um 30 Prozent gewachsen ist, sank der Primärenergieverbrauch um 6,8 Prozent (temperaturbereinigt sogar um 10 Prozent) und der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht