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FT: Kommentar Flensburger Tageblatt zu Protesten gegen Banken

Geschrieben am 16-10-2011

Flensburg (ots) - Sie sind jung und zornig - und sie tragen ihre
Empörung offen auf die Straße. Sie wissen nicht genau, was sie
wollen. Dafür wissen sie ganz genau, was sie nicht wollen: Ein
Finanz- und Bankensystem, das die Geldvermehrung zum Selbstzweck
erhoben hat und ausschließlich eine kleine Gruppe von Spekulanten
reich macht. Ein politisches System, das die Zukunft verspielt und
die soziale Kluft ständig größer werden lässt. Es möge niemand
glauben, dass da ein paar Spinner am Werk sind, die rund um den
Globus zu den Kathedralen des Casino-Kapitalismus strömen. Die
Demonstranten eint das Gefühl von Unbehagen, Argwohn und
Machtlosigkeit angesichts immer größer werdender Krisen, für die der
Generation Facebook am Ende die Rechnung präsentiert wird.

Noch sind es relativ wenige, die ihrem Unmut über skrupellose
Bankmanager und wachsende soziale Ungerechtigkeiten Luft verschaffen.
Doch das könnte sich schnell ändern. Denn die große Mehrheit
derjenigen, die ein ebenso mulmiges Bauchgefühl und Angst vor dem
Absturz haben, schweigt. Noch. In weiten Teilen der deutschen
Bevölkerung wächst längst die Einsicht, dass das zügellose Zocken ein
Ende haben muss. Dass den Finanzmärkten die Zügel angelegt werden
müssen. Und dass die politische Elite in diesem Land mit der
Schuldenkrise offenbar hoffnungslos überfordert ist - statt
nachhaltiger Lösungen gibt es nur Lippenbekenntnisse.

Hinzu kommt die bittere Erfahrung: Sicherheit nach unten gibt es
nicht, die Sicherheit nach oben ist dagegen unbegrenzt. Auf der einen
Seite werden soziale Leistungen zusammengestrichen, massenhaft
prekäre Arbeitsverhältnisse geduldet und auf dem Weg in die Armut
Selbstverantwortung eingefordert. Wenn es aber darum geht, Banken
oder Staaten zu retten, die sich verzockt oder weit über ihre
Verhältnisse gelebt haben, dann ist von Selbstverantwortung keine
Rede mehr. Dann wird für Hilfen jede Milliardensumme aufgebracht.

Der Glaube an eine politische und ökonomische Gerechtigkeit
beginnt bei den Bürgern zu schwinden. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Die Proteste sind deshalb ein Denkzettel, ein warnender Weckruf an
diejenigen, die an den Machthebeln sitzen: So geht es nicht weiter,
ändert das System! Das ist legitim - und sogar notwendig. Schließlich
geht es um die Zukunft - nicht nur der Protestierenden.

Autor: Bernd Ahlert



Pressekontakt:
Flensburger Tageblatt
Till H. Lorenz
Telefon: 0461 808-1060
til@shz.de


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