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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Herbstgutachten der Wirtschaftsweisen

Geschrieben am 13-10-2011

Bielefeld (ots) - Die Botschaft ist eindeutig uneindeutig: Die
deutsche Wirtschaft kann 2012 an der Rezession vorbeikommen, aber
sicher ist die Sache nicht. Dieses Herbstgutachten bietet für jeden
Geschmack etwas. »Rezession unwahrscheinlich, höhere Löhne,
fortgesetztes Jobwunder« werden die Optimisten zitieren, während die
Pessimisten vor allem die Worte »harter Dämpfer, steigende
Energiepreise, wachsende Inflationsgefahren« erwähnen dürften. Selten
hat eine Prognose eine solch große Bandbreite bedient. Die Botschaft
lautet: Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland verläuft auf
einem äußerst schmalen Grat. Von »besser als noch vor kurzem
erwartet« bis »schlimmer als in der letzten Krise« scheint weiter
alles möglich. Nun kann eine Prognose niemals letzte Gewissheit
liefern - andernfalls wäre sie ja keine. Dieses Herbstgutachten
jedoch wird im Gegenteil die Ungewissheit noch steigern. Neue
Zuversicht kann so nicht entstehen. Selten auch ist eine Prognose
fehleranfälliger gewesen als dieses Mal. Keinerlei Zweifel lassen die
Wirtschaftswissenschaftler nämlich daran, dass all ihre Weissagungen
Makulatur bleiben, wenn die Politik die Staatsschuldenkrise und die
in ihrer Folge am Horizont bereits wieder aufschimmernde nächste
Bankenkrise nicht in den Griff bekommen. Deshalb auch fordern die
Sachverständigen einen großen Wurf. Und weil sie das nicht zum ersten
Mal tun, verbinden sie ihren Ruf mit einer kräftigen Schelte für die
Politik. Zu unentschlossen sei das Krisenmanagement bisher gewesen,
ungenügend seien die beschlossenen Strukturreformen. Dabei bringen
die Wirtschaftsforscher allein mit ihrer uneinheitlichen Bewertung
der Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) zum
Ausdruck, dass sie selbst den einen verlässlichen Weg aus der Krise
nicht kennen. Das mag die Politiker entlasten, die Situation
entspannt es leider keineswegs. Gelingt es nicht, die
Staatsschuldenkrise auf den Rand der Euro-Zone zu begrenzen, ist es
von einem Konjunkturdämpfer in Deutschland bis zu einer
tiefgreifenden Rezession in Europa, vielleicht sogar in der Welt
nicht weit. Doch anders als vor drei Jahren hätten die Staaten dann
kaum mehr die Möglichkeit, die Wirtschaft mit umfassenden
Konjunkturprogrammen anzukurbeln. Dafür haben sie sich in der letzten
Krise zu sehr verausgabt. Einen weitreichenden Schuldenschnitt für
Griechenland, das in jeder Hinsicht einen Sonderfall in der Euro-Zone
darstellt, kann der gemeinsame Währungsraum sicher verkraften. Die
Vorbereitungen dafür sind längst im Gange. Ein Schreckensszenario
aber droht, wenn dieser Prozess außer Kontrolle gerät. So ist es ein
schwacher Trost, dass die Wirtschaftsexperten die Ansteckungsgefahr
in Folge einer Umschuldung Griechenlands für geringer halten als nach
der Lehman-Pleite 2008. Ausschließen können sie eine solche Gefahr
eben nicht. Auch hier bleibt ihre Botschaft eindeutig uneindeutig.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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