(Registrieren)

Mitteldeutsche Zeitung: Auslandsmission Ex-Isaf-Stabschef sieht schwere Mängel bei Afghaistaneinsatz

Geschrieben am 13-10-2011

Halle (ots) - Der Kommandeur des Luftwaffenstützpunkts der
Bundeswehr in Holzdorf (Brandenburg) und ehemalige Chef des Stabes
des deutschen Isaf-Kontingents im Hauptquartier Nord im afghanischen
Mazar-i-Sharif, Oberst Michael Dederichs, hat massive Kritik am
Afghanistan-Einsatz geübt. Das berichtet die in Halle erscheinende
"Mitteldeutsche Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). Dederichs äußerte sich
demzufolge bei einer öffentlichen Veranstaltung der Evangelischen
Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg. "Schwierig ist insbesondere
die Führungsarbeit unserer Politiker, unseres Parlaments und der
Spitzenmilitärs", sagte Dederichs dem Blatt zufolge. "Die muss ich da
ganz bewusst mit an Bord nehmen. Da fehlt mir persönlich manchmal das
profunde Wissen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass man sein Großhirn
nicht mit Detailkenntnissen plagt." Man müsse aber wissen, wovon man
spricht. Deutschland dürfe sich zudem "nie rein militärisch
engagieren, sondern immer mit einem Ressort-übergreifenden Ansatz.
Und wenn sich Deutschland engagiert, dann muss sich Deutschland
richtig engagieren. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass -
das funktioniert nicht. Da kriegt man nur ein paar hinter die Ohren.
Da bezahlen deutsche Soldaten, aber auch deutsche Zivilisten mit Leib
und Leben für dieses Herangehen." Dederichs mahnte: "Wir müssten viel
mehr Soldaten reinschicken, wir müssten viel mehr Geld reinstecken,
wir müssten viel mehr zivile Expertise dort hinschicken. Würde man es
ernst meinen, dann müsste man das so tun. Man tut's aber nicht." So
habe die Bundeswehr "teilweise strategisch wichtige Gebiete frei
gekämpft", dann allerdings "nicht genügend Truppen" gehabt, "um sie
zu halten". Auch der Aufbau der Armee am Hindukusch sei zweifelhaft.
Wörtlich erklärte der Kommandeur: "Ich habe an der Effizienz und
Glaubwürdigkeit der afghanischen Streitkräfte zumindest Bedenken - um
es ganz vorsichtig auszudrücken." Und er sehe "den
Afghanistan-Einsatz heute ein bisschen so wie das Vietnam-Trauma in
den USA". Der Einsatz sei halbherzig und müsse darum scheitern.
"Insofern", so Dederichs, "kann ich die Kritik von verschiedenen
Generälen im Ruhestand gut nachvollziehen." Erst Ende letzter Woche
hatte sich der ehemalige Generalinspekteur Harald Kujat ähnlich
geäußert. Die Bundesregierung hatte seine Kritik indes umgehend
zurückgewiesen. Dederichs kehrte erst im Frühjahr aus Afghanistan
zurück.



Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

357514

weitere Artikel:
  • Saarbrücker Zeitung: Bankenexperte Burghof hält Euro-Rettungsschirm für gescheitert - Kritik an Troika Saarbrücken (ots) - Der Finanz- und Bankenexperte, Hans-Peter Burghof, hält die Politik der Euro-Rettungsschirme für gescheitert. "Letztlich führen immer größere Rettungsschirme dazu, dass die Staaten nicht genügend Anreize haben, sich selber zu retten", sagte er der "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). Zugleich forderte er die europäischen Regierungen zum Umdenken auf. "Für ein Umsteuern wäre es notwendig, dass sich der EU-Gipfel am 23. Oktober auf einen Plan einigt, welche Unterstützung nach einer griechischen Insolvenz mehr...

  • LVZ: Finanz- und Versicherungswirtschaft leisteten insbesondere für CDU und FDP seit Lehman-Pleite insgesamt 3,5 Millionen Euro Leipzig (ots) - Die deutsche Finanz- und Versicherungswirtschaft hat sich nach der spektakulären Lehman-Pleite vom Herbst 2008 als besonders spendenfreudig gegenüber maßgeblichen Bundestagsparteien gezeigt. Nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) gab es seit der Lehman-Pleite bis jetzt für die CDU von Deutscher Bank, Allianz und Co. 1,596 Millionen Euro Sonderspenden. Die FDP stand mit zusätzlichen 1,1 Millionen Parteispenden aus der Krisenbranche nicht wirklich sehr viel schlechter da. Mit 270 003 Euro mehr...

  • OV: MEINE MEINUNG: Machtspiele Von Angelika Hauke Vechta (ots) - Schlimm genug ist sie, die Lage in Griechenland. Die sich seit Monaten zuspitzende Lage zeigt, dass die Euro-Zone nicht wirklich auf Krisen schnell reagieren kann. Das offenbart das slowakische Nein, aus dem wohl bald ein Ja werden wird. Nationale politische Machtspiele rücken immer wieder in den Vordergrund, wenn Europa eigentlich geschlossen und schnell entscheiden müsste. Innenpolitisches Gezerre bringt die Stabilität der Eurozone zwar nicht zu Fall, aber es lässt sie gewaltig wackeln. In der Slowakei reichte eine mehr...

  • OV: MEINE MEINUNG: Die Freude der Freigelassenen Von Dirk Dasenbrock Vechta (ots) - Spektakulär ist der Gefangenenaustausch im Nahen Osten gewiss: 1000 Palästinenser für einen Mann. Ganz Israel wird sich mit Gilad Schalit freuen. Aber Hoffnung auf eine grundsätzliche Annäherung im Nahost-Konflikt kann diese Aktion nicht nähren. Zu viele Faktoren stehen dagegen. Die Siedlungspolitik der Israelis im Westjordanland, der Hardliner Netanjahu als Regierungschef, die Herrschaft der radikal-islamistischen Hamas im Gaza-Streifen - und vor allem die völlig ungelöste Jerusalem-Frage. Es wird ein schöner Tag mehr...

  • Verbrauchertäuschung bei Saft, Milch und Co. Wie Tetra Pak seine Kunden hinters Licht führt Berlin (ots) - Einladung zur Pressekonferenz Sehr geehrte Damen und Herren, nicht in jedem Produkt, das sich ökologisch vorteilhaft nennt, ist auch Nachhaltigkeit drin. Ein Beispiel dafür sind Getränkekartons für Milch, Saft und Eistee, die seit Jahren den Markt dominieren. Die Verpackungen gelten als ökologisch korrekt. Dass die "Kartons" jedoch weit von einem "grünen" Standard entfernt sind, erfahren die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht. Im Gegenteil, Getränkekartons werden in Anzeigen oder im Internet als besonders mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht