(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Ritt auf der Rasierklinge Merkels Koalition in der Woche der Wahrheit

Geschrieben am 26-09-2011

Cottbus (ots) - Sie sei "gut beschäftigt", hat Angela Merkel am
Sonntagabend im Fernsehen gesagt. Da hat die Bundeskanzlerin doch
ziemlich untertrieben. Merkels Kampf gegen die Euro- und die damit
eng verbundene Koalitionskrise gleicht im Moment einem Ritt auf der
Rasierklinge. Verfehlt sie am Donnerstag bei der Bundestagsabstimmung
über den erweiterten Rettungsschirm EFSF die eigene Mehrheit, dann
sind Zweifel berechtigt, ob Merkel die Koalition noch führen kann.
Vor allem aber: Ob sich die Koalition von ihr noch führen lässt. Von
der Kanzlermehrheit redet das Merkel-Lager vorsichtshalber schon
nicht mehr. Es ist gleichwohl erstaunlich, mit welchem Langmut die
Kanzlerin in den vergangenen Tagen agiert - entweder ist sie sich
ihrer Sache absolut sicher, weil die überzeugten Neinsager in den
Regierungsfraktionen den vielen Zweiflern keine einleuchtende
Alternative zu Merkels Eurokurs bieten können. Oder aber sie ist
inzwischen von derselben Lethargie erfasst wie ihre gesamte
Koalition. Wie dem auch sei, beides wirft die Frage auf, inwieweit
sich die größte europäische Volkswirtschaft eine Regierung leisten
kann, die in der schlimmsten Währungskrise kaum in der Lage ist, eine
gemeinsame Grundlinie nach außen zu vertreten. Merkel befindet sich
daher in einer Zwickmühle: Selbst wenn sie im Bundestag eine eigene
Mehrheit hinter sich versammeln kann, bleibt ihr Bündnis eines in
extremer Not. Das Misstrauen untereinander ist mittlerweile so groß
wie in einer zerrütteten Partnerschaft. Dass bei dieser Lage über
ein Ende der Koalition diskutiert wird, ist nur eine logische
Konsequenz. Doch es gibt einen Ausweg: Angela Merkel sollte sich an
2008 erinnern. In der Finanzkrise hatte die Kanzlerin eine Richtung,
ein Ziel, das sie offensiv vertrat: Sie wollte Deutschland besser aus
der Krise führen, als es hineingerutscht ist. Merkel und der
damaligen Koalition ist dies gelungen. Die Rettung des Euros kann nur
ähnlich funktionieren - mit einer genauso klaren Botschaft der
Kanzlerin an die Menschen und in die eigene Koalition hinein. Sie
gibt es bisher nicht. Oder sie wurde vom nicht enden wollenden
schwarz-gelben Streit überlagert. Hier liegt Merkels Chance,
politisch doch noch zu retten, was nur schwer zu retten ist. Die
Grundvoraussetzung dafür ist: eine eigene Mehrheit.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

354538

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Sarkozys Rolle Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann: Es sieht nicht gut aus für Nicolas Sarkozy. Gut acht Monate vor den nächsten französischen Präsidentenwahlen dümpelt der Amtsinhaber in der Wertschätzung seiner Landsleute auf einem Rekordtief. Wann immer die Franzosen zuletzt auch an die Urnen gerufen wurden, stets haben sie das politische Lager des Präsidenten abgestraft. Nach den Kommunal-, Departements- und Regionalwahlen gingen jetzt auch noch die Senatswahlen verloren. Wenn Sarkozy, wie allgemein erwartet, seine Kandidatur mehr...

  • Rheinische Post: Organe spenden Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Martin Bewerunge: Mit dem Thema Organspende beschäftigen sich Menschen zumeist erst dann, wenn sie plötzlich auf der Liste der bedürftigen Empfänger stehen. Wenn ihr Alltag aufgrund einer Erkrankung auf einmal schwer beeinträchtigt wird oder schlimmer noch: Wenn es ums nackte Überleben geht. Aber so funktioniert Organspende nun einmal nicht. Deshalb stirbt in Deutschland noch immer jeder Vierte, der auf ein rettendes Organ wartet. Wie aber gewinnt man Spender? Menschen, für die das Thema weit mehr...

  • Rheinische Post: Gefangen im Internet Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Eva Quadbeck: In Deutschland leben 1,5 Millionen Menschen, die als alkoholsüchtig gelten. Die Zahl der Internet-Abhängigen ist etwa ein Drittel so groß und damit auch ein relevantes Problem. Insbesondere der Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener bei den Betroffenen ist alarmierend. Dass die Drogenbeauftragte der Bundesregierung die Internet-Sucht zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen will, ist verdienstvoll. Denn diese Art der Abhängigkeit braucht viel öffentliche Aufmerksamkeit, mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Gescheiterte Intendantenwahl beim MDR Ohrfeige für die Strippenzieher STEFAN BRAMS Bielefeld (ots) - Der Ostalgie- und Betulichkeitssender, der als Mitteldeutscher Rundfunk(MDR)firmiert, gehört ausgemistet. Fünf schwere Skandale seit dem Jahr 2000 zeugen von dieser Notwendigkeit. Doch der scheidende Intendant, Udo Reiter, hat all die Jahre nicht wirklich etwas zur Aufklärung beigetragen. Eigentlich Anlass genug, nun einen starken, durchsetzungsfähigen Nachfolger zu wählen. Doch der Verwaltungsrat, der das Vorschlagsrecht bei der Intendantenwahl hat, setzte im vierten Wahlgang mit Bernd Hilder einen Wunschkandidaten mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu UN / Vollversammlung / Westerwelle Osnabrück (ots) - Weise Zurückhaltung Der Außenminister hat gesprochen. Aber gesagt hat er wenig. Zumindest ließ Guido Westerwelle vor der UN-Vollversammlung eine wichtige Frage offen: Wie steht Deutschland zum palästinensischen Antrag auf eine Vollmitgliedschaft in der Organisation? Westerwelles Zurückhaltung ist weise. Auch Frankreich oder Großbritannien haben bisher nicht eindeutig gesagt, wie sie im UN-Sicherheitsrat über den Antrag abstimmen werden. Die Europäer beteiligen sich aber gemeinsam an den Friedensvermittlungen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht