NRZ: Die Sensation ist ausgeblieben - Kommentar von Thomas Rünker
Geschrieben am 23-09-2011 |   
 
 Essen (ots) - Da kommt der Papst aus dem Land der Reformation an  
den Ort der Reformation, trifft die Kinder der Reformation - und  
nichts passiert. Zumindest nichts in den Augen derer, die an das  
historische Treffen hohe konkrete Erwartungen geknüpft hatten. Die  
Sensation ist ausgeblieben. Keine Freigabe der Kommunion für  
evangelische Ehepartner, keine Verabredung, wie man in der Diskussion 
um das strittige Amtsverständnis zwischen Katholiken ("nur geweihte  
Menschen sind Priester") und Protestanten ("Priestertum aller  
Gläubigen") weiterkommt, und keine konkrete Perspektive auf die volle 
Abendmahlsgemeinschaft. 
 
   Die Erwartungen an das Treffen in Luthers ehemaligem Kloster waren 
in den Himmel geschossen - auch, weil Papst Benedikt XVI. selbst es  
gewesen war, der um eine intensivere Begegnung mit der evangelischen  
Kirche gebeten hatte. Doch viele waren von vornherein unrealistisch.  
Benedikt ist kein Politiker, der ein Treffen inszeniert, um  
"Durchbrüche" zu verkünden. Ihm ging es tatsächlich um eine intensive 
Begegnung mit den evangelischen Brüdern und Schwestern - aber nicht  
im Sinne ökumenischer Fortschritte. Dafür wäre aus Sicht der  
weltumspannenden Kirche ohnehin eher der lutherische Weltbund der  
Ansprechpartner. 
 
   Dem Papst ging es vor allem darum, sich gegenseitig des  
gemeinsamen Weges zu versichern. Mehrfach betonte er die gemeinsame  
Glaubensbasis. Und er schwor die Protestanten von dieser Basis aus  
auf ein gemeinsames Auftreten in der atheistischen Welt ein. Für den  
Papst steht an erster Stelle das gemeinsame christliche Bekenntnis in 
einer säkularen Umgebung - nicht die gemeinsame Kirche. Dass er die  
evangelischen Repräsentanten zudem dazu aufrief, mit der katholischen 
Kirche nach Wegen in der Auseinandersetzung mit der aktiv  
missionierenden evangelikalen Bewegung zu suchen, darf zudem durchaus 
als Hilferuf verstanden werden. 
 
   Doch was bleibt nach diesem "Ökumene-Gipfel" denen, die unter der  
Kirchenspaltung leiden? Zunächst in der Tat wenig Konkretes. Benedikt 
hat klar gemacht, dass es mit ihm keine schnellen, aber womöglich  
theologisch halbgare Fortschritte geben wird. Auch wenn die  
Protestanten zu Recht Benedikts Würdigung Luthers hervorheben, bleibt 
es vorerst bei einer Ökumene der Verschieden- und Geschiedenheit. 
 
   Aber was ist so schlecht an Benedikts Vorschlag, statt der  
Fokussierung auf dieses Trennende künftig mehr das gemeinsame  
Bekenntnis nach außen zu tragen? Die Gesellschaft unterscheidet  
ohnehin kaum nach evangelisch und katholisch - braucht aber zunehmend 
die wertorientierten Zeitansagen der Christen. Das nimmt die  
Kirchenleitungen jedoch nicht aus der Pflicht, weiter an konkreten  
Fortschritten zu arbeiten. Dass sich Bischöfe und Präsides da seit  
gestern neu ermutigt fühlen, lässt hoffen. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung 
Redaktion 
  
Telefon: 0201/8042607
  Kontaktinformationen: 
   
  Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor. 
  Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
  
  
  Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden 
  Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik. 
   
  Sie suche nach weiteren Pressenachrichten? 
  Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres. 
   
  http://www.bankkaufmann.com/topics.html 
   
  Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com. 
   
  @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt) 
  Schulstr. 18 
  D-91245 Simmelsdorf 
   
  E-Mail: media(at)at-symbol.de
  
  
  354226
  
weitere Artikel: 
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Papst zur Ökumene Bielefeld (ots) - Der zweite Tag des Papstbesuches war geprägt von 
großen Gesten und Symbolik, nicht aber von großen Worten. Und auch  
wenn am »Tag der Ökumene« einige drängende Fragen unbeantwortet  
geblieben sind, war Benedikts Auftritt im Augustinerkloster zu Erfurt 
historisch und zugleich ein starkes Signal. Der Freitag endete mit  
bewegenden Bildern und einer regelrechten Euphorie im erzkatholischen 
Eichsfeld - fast 90 000 Pilger jubelten dem Heiligen Vater zu. 
 
   Es war keine Überraschung, dass das Oberhaupt der Katholischen  
Kirche mehr...
 
  
- Neue OZ: Kommentar zu UN / Vollversammlung Osnabrück (ots) - Gegen alle Hindernisse 
 
   Ein denkwürdiger Tag liegt hinter den Vereinten Nationen. Zum  
einen, weil Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gegen alle  
Widerstände aus den USA und Europa tatsächlich den Antrag zur vollen  
Anerkennung Palästinas in der Staatengemeinschaft an  
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon überreicht hat. Zum anderen, weil  
Abbas eine flammende Rede für die Unabhängigkeit und Freiheit seiner  
Landsleute gehalten hat. Für seine couragierte Haltung erhielt er zu  
Recht tosenden Beifall in der New Yorker Vollversammlung mehr...
 
  
- Neue OZ: Kommentar zu Justiz / Generalbundesanwalt / Schmalzl Osnabrück (ots) - Ohne Fingerspitzengefühl 
 
   Die politische Posse um den verhinderten Generalbundesanwalt  
hinterlässt zwei große Verlierer. Johannes Schmalzl und seine  
Parteifreundin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Schmalzl ist die  
tragische Figur eines Postengeschachers, in das er ohne eigenes Zutun 
geriet. Der 46-Jährige hat als Stuttgarter Regierungspräsident und  
Chef des Landesverfassungsschutzes bewiesen, dass er Behörden  
erfolgreich leiten kann. Ihm mag eine langjährige Karriere in der  
Justiz fehlen, entscheidend für mehr...
 
  
- Neue OZ: Kommentar zu Bundesrat / Energie / Klima Osnabrück (ots) - Einsparen, nicht einlagern 
 
   Gemessen an den technischen Unwägbarkeiten und Risiken der  
CCS-Technologie, hat der Bundesrat mit seiner Ablehnung die einzig  
richtige Entscheidung getroffen: Nicht einmal ein befristeter Test  
der unterirdischen CO2-Speicherung ist nach jetzigem Stand möglich.  
Bleibt es bei diesem Nein, müsste die Energieversorgung in  
Deutschland noch revolutionärer erneuert werden als ohnehin  
erforderlich, denn faktisch ist den hochgradig umweltschädlichen  
Kohlekraftwerken ohne CCS die Grundlage mehr...
 
  
- Neue OZ: Kommentar zu Kirchen / Papst Osnabrück (ots) - Von Gott und Teufel 
 
   Wer Gott reden hören will, der lese die Heilige Schrift, wer den  
Teufel reden hören will, der lese des Papstes Dekrete und Bullen",  
das meinte Martin Luther 1545 in seiner Schrift wider das Papsttum zu 
Rom. Wenn Benedikt XVI. nun in genau jenem Kapitelsaal mit der  
EKD-Spitze spricht, in dem Luther seinerzeit als Mönch verkehrte,  
sollte dies als Geste der Ökumene nicht unterschätzt werden. Dass der 
Papst eine allzu weite Annäherung ablehnt, aus Gemeinsamkeit keine  
Gleichheit folgert, widerspricht mehr...
 
  
  |   
 |   
 | 
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
 Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
  
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
 
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
 
  
 |