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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Der Papst vor dem Bundestag Wenig Signale BERNHARD HÄNEL

Geschrieben am 22-09-2011

Bielefeld (ots) - Das Programm ist gigantisch: 17 Ansprachen, fünf
große Gottesdienste, hunderttausende Gläubige und viele tausend
Protestler: Der Papst hat sich etwas vorgenommen bei seiner Reise
durch das Land seiner Herkunft. Es allen Recht zu machen, ist seine
Sache nicht. Niemand hätte es von Josef Ratzinger erwarten dürfen.
Bei seinem bis zuletzt umstrittenen Auftritt vor der Volksvertretung
der laizistischen Bundesrepublik hielt das katholische
Kirchenoberhaupt eine sehr theoretische Rede über Recht und
Gerechtigkeit; des Staates, nicht aber seiner Kirche. So konnte man
etwa im Verweis auf den heiligen Augustinus eine Absage an
Regellosigkeit erkennen, die der Staat nicht tolerieren dürfe. Wer
selbstkritische Worte erwartet hatte, wurde enttäuscht. Der
Missbrauchsskandal, die Rolle der Frau in der Kirche, der Umgang mit
Geschiedenen und Homosexuellen, der Zölibat, die Ökumene; diese
Themen fanden nicht statt. Eine vertane Chance, wurde diese Rede doch
an einem ganz besonderen Ort, der Volksvertretung aller Deutschen
gehalten. Mag sein, dass das Hohe Haus nicht zur Selbstkritik
ermutigt, wird sie doch auch im Alltag des Parlamentarismus
schmerzlich vermisst. Doch ein Missionar, als der sich der Papst auf
seiner Reise durch Deutschland sieht, würde glaubwürdiger wirken,
vielleicht auch gewinnender, wenn er eigene Fehler bekennt.
Schließlich sind sie für Christen Verstöße gegen Gebote einer
höheren, ewiges Recht setzenden Gewalt. Für den Bundestag mag der
Besuch des Papstes ein historisches Ereignis gewesen sein. Ob dies
auch für seine Reise durch Deutschland gilt, bleibt offen. Wer Nähe
zum Papst empfindet, wird sie erleben. Wer distanziert ist, dürfte es
weiter bleiben. Dazu hätte es deutlicherer Signale bedurft, und sei
es nur zur Überwindung der schmerzenden Kirchenspaltung.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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