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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Wettstreit der Systeme Die Geschichte endet nicht CARSTEN HEIL

Geschrieben am 16-09-2011

Bielefeld (ots) - Es gibt nichts umsonst in der rauen Welt der
Wirtschaft und der Politik. Deshalb sollten die Europäer vorsichtig
sein, wenn sie die Angebote prüfen. Die Chinesen werden Italien und
anderen Schuldnerländern der Euro-Zone finanziell nur beispringen,
wenn sie etwas dafür bekommen. Geld und Devisenreserven hat Peking im
Überfluss. Was fehlt, ist Anerkennung und freie Hand nach innen und
außen. Am liebsten wäre es ihnen, der Welthandel liefe ausschließlich
nach ihren Vorstellungen und der Westen spräche die
Menschenrechtsverletzungen in China nicht mehr an. Doch erst gestern
sind vier Muslime der unterdrückten Uiguren hingerichtet worden. Das
Recht und die Pflicht, gegen solchen Verhältnisse zu protestieren,
darf sich Europa nicht abkaufen lassen. Aber wie kommt es überhaupt
dazu, dass China - bis gestern von den meisten Menschen im Westen
noch als rückständig belächelt - plötzlich den Retter aus der
Schulden-Not abgeben kann? Ist das autoritäre Regime des
Staatskapitalismus, in dem nur wenige darüber bestimmen, was die
Mehrheit machen muss, doch dem demokratischen Modell des Westens
überlegen? Nach dem Fall des eisernen Vorhanges meinten westliche
Demokraten schon, endgültig den Sieg über Kommunismus und
Totalitarismus errungen zu haben. Man sprach bereits vom Ende der
Geschichte. In Wahrheit wurden dadurch jedoch nur die Bedingungen für
eine einschneidende Entwicklung geschaffen: für die Globalisierung.
Die Gefahren erkannte niemand. In Siegerlaune häuften nahezu die
gesamte EU und die USA gigantische Schuldenberge an, die nun nicht
mehr zu bewältigen sind. Die Chinesen dagegen machten sich die
Globalisierung zu Nutze und stehen heute als Gewinner da. Es sind
übrigens nicht nur die gern gescholtenen westlichen Politiker, die
für die Mega-Schulden verantwortlich sind. Auch das Wahlvolk trägt
Mitverantwortung. Regierungen, die schmerzhafte Reformen durchzogen
wurden abgewählt, Politiker, die keine Wohltaten versprachen, hatten
keine Chance. Doch so aussichtslos die Lage der westlichen Welt heute
scheint, auch sie ist nur eine Momentaufnahme. Die Geschichte geht
nicht zu Ende. China wird nicht übermächtig bleiben. Auf die Führung
in Peking kommen dramatische Probleme zu. Die soziale Spaltung des
Riesenreiches ist enorm und stellt eine Zerreißprobe dar, die
Umweltverschmutzung kann dazu führen, dass gigantische Kosten auf das
Land zu kommen, die demografische Entwicklung ist durch die
Ein-Kind-Politik desaströs, die Unterdrückung der Massen kann keine
dauerhafte, gesunde Entwicklung garantieren. Trotz rasanten Wachstums
ist China längst nicht auf Westniveau. Demokratie ist anstrengend und
langsam. Sie fordert Verzicht von einigen, um sich zu einigen. Nur
wenn die Demokraten einig sind und Einzelinteressen zurückstellen,
werden sie diese Krise überstehen. Einig können sie auf Augenhöhe mit
China über Finanzen genauso reden wie über Menschenrechte.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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