(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Libyen war der Testfall für die schwarz-gelbe Außenpolitik = von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 23-08-2011

Düsseldorf (ots) - Im Nachhinein ist man stets klüger. Das wird
sich Kanzlerin Angela Merkel sagen, wenn sie an die unselige
Enthaltung Deutschlands im UN-Sicherheitsrat zurückdenkt. Auch
Verteidigungsminister Thomas de Maizière würde der Nato aus heutiger
Sicht sicherlich nicht noch einmal Kurzsichtigkeit vorwerfen, nur
weil der Einsatz in Libyen phasenweise keine substanziellen
Fortschritte brachte. Fest steht: Die Geschichte des arabischen
Frühlings, die in Tunesien ihren Anfang nahm, ist mit dem Ende der
Ära Gaddafi um ein Kapitel reicher. Darin nimmt Deutschland die Rolle
eines Verlierers ein. Libyen war der Testfall für die schwarz-gelbe
Außenpolitik, und er ist grandios gescheitert. Die Nato hat mit ihrem
Eingreifen fraglos zum Sturz des Tyrannen beigetragen und weiteres
Blutvergießen unter der Zivilbevölkerung verhindert. Was auch nicht
außer Acht gelassen werden darf: Das Bündnis verlor zum Glück nicht
einen einzigen Soldaten. Deutschland aber, das das Risiko nicht
mittragen wollte, hat seine Glaubwürdigkeit als Streiter für
Demokratie und Menschenrechte verspielt. Mit der Konsequenz, dass die
Bundesrepublik an Bedeutung verliert. Hinzu kommt: Die neue
weltpolitische Stimme Europas ist Frankreich, das mit den USA und
Großbritannien auch wirtschaftlich vom Sieg über Gaddafi profitieren
wird. Zu beneiden ist die Staatengemeinschaft dennoch nicht. Denn sie
steht in der Pflicht, das Land von der Diktatur in eine Demokratie zu
begleiten, die - das ist absehbar - nicht westlichen Maßstäben
entsprechen wird. Eine große Verantwortung, denn irakische
Verhältnisse am Mittelmeer wären für Europa eine unkalkulierbare
Bedrohung. Und Deutschland? Diplomatisch will es keine weiteren
Fehler machen. Der Ruf von Nato und EU nach einem Engagement in
Libyen wird nicht lange auf sich warten lassen. Der Außenminister
stellt bereits Hilfe beim wirtschaftlichen Wiederaufbau und der
Planung demokratischer Wahlen in Aussicht. Wenn er aber glaubt, diese
Entwicklungshilfe "Made in Germany" sei weniger riskant als die
Teilnahme an Militäraktionen, dürfte er eines Besseren belehrt
werden. Mit seinen verfeindeten Stämmen und fehlenden Strukturen ist
Libyen ein Pulverfass. Und Deutsche sind dann mittendrin.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

348467

weitere Artikel:
  • WAZ: Westerwelles Debakel - Kommentar von Dirk Hautkapp Essen (ots) - Zu den unangenehmeren Eigenschaften des deutschen Außenministers gehört die Neigung zur Rechthaberei im falschen Augenblick. Nachdem der Gang der Dinge Guido Westerwelle widerlegt hat, als jetzt offensichtlich wurde, dass die Gaddafi-Ära in Libyen vor allem mit Bomben beendet wird, hätte dem Außenamts-Chef Zurückhaltung gut zu Gesicht gestanden. Denn vor allem Westerwelle setzte im UN-Sicherheitsrat die deutsche Enthaltung zu einem militärischen Eingreifen gegen die Truppen des Diktators durch. Und damit das Fehlen mehr...

  • Lübecker Nachrichten: Schwarz-Gelb will Führerscheinprüfung für Sportboote kippen Lübeck (ots) - Für Sportboote, die nicht länger als 15 Meter und nicht schneller als 20 km/h (10,8 Knoten) sind, soll künftig die Führerscheinprüfung entfallen. Eine entsprechende Initiative haben die Bundestagsfraktionen von CDU und FDP gestartet, berichten die Lübecker Nachrichten (Mittwochsausgabe). Damit soll unter anderem Touristen ein leichterer Zugang aufs Wasser ermöglicht werden. "Deutschland hat die strengsten Führerscheinpflichten für die Sportbootschifffahrt in Europa", sagte der Bremer FDP-Bundestagsabgeordnete mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Tücken und Fallstricke Hartz IV und die Geldgeschenke für Kinder Cottbus (ots) - Rechtsprechung und gesunder Menschenverstand liegen oft weit auseinander. Dass drei Kinder aus einer Hartz-IV-Familie Omas Geldgeschenke nun behalten dürfen, zeigt jedoch: Die oft auftretende Kluft zwischen recht haben und recht bekommen lässt sich zum Glück auch mal schließen. Zumindest gefühlt. Denn es sind ja formale Mängel der Behörde gewesen, die dazu geführt haben. Aber das ist egal. Die Anrechnung des geschenkten Geldes auf die Hartz-IV-Leistungen ist nichtig. Das ist gut so. Solche Prozesse führen vor allem mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Väter des Algen-Kerosins Von der Bescheidenheit Senftenberger Wissenschaftler Cottbus (ots) - Wissenschaftler hierzulande sind oft bescheiden. Da fliegt auf der Internationalen Luftfahrtausstellung im Vorjahr in Berlin ein Sportflugzeug mit einem Treibstoff, nach dem die ganze Welt lechzt. Flugzeughersteller und Airlines sind begeistert. Doch die Väter des Algen-Kerosins aus Senftenberg genießen eher im Stillen. Sicherlich, die jahrelangen Vorarbeiten im Institut für Getreideverarbeitung in Potsdam-Rehbrücke waren ein Grundstein. Und für die Extraktion des Algen-Kerosins aus der Biomasse mussten Profis in mehr...

  • Rheinische Post: Nach Gaddafi droht das Chaos Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Helmut Michelis: Mit dem Sieg über Muammar al Gaddafi ist Libyen noch nicht befriedet. Im Gegenteil: Dem Land drohen neue Kämpfe, Anarchie und sogar die Spaltung. Der Übergangsrat steht vor einem Berg fast unlösbarer Aufgaben: Die Rebellen - verbunden nur durch den Hass auf Gaddafi - müssen von einem Rachefeldzug abgehalten, die mächtigen Stämme im Land geeint, die religiösen Scharfmacher hinter den Kulissen gebremst und demokratische Strukturen aufgebaut werden. Letzteres wird nach vier mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht