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BUND-Flussstudie: Deutsche Flüsse schwer geschädigt. Für Hochwasserschutz und zur Sicherung der biologischen Vielfalt Umbau in naturnahen Zustand dringend erforderlich

Geschrieben am 08-08-2011

Berlin (ots) - Neun Jahre nach der Überschwemmungskatastrophe an
Elbe und Donau vom August 2002 hat der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) die Bundesregierung aufgefordert, ihre
Koalitionsvereinbarung endlich umzusetzen und für einen verbesserten
Hochwasser- und Naturschutz an den deutschen Flüssen zu sorgen. Der
Umweltverband kommt in einer heute veröffentlichten Studie mit dem
Titel "BUND-Vision für Flusslandschaften in Deutschland" zu dem
Ergebnis, dass ein Großteil der Flüsse durch Landwirtschaft,
Industrie und Schifffahrt ökologisch schwer geschädigt ist.

Anstatt die natürlichen Überschwemmungsflächen zu vergrößern,
würden die Flüsse durch den Bau von Dämmen und Barrieren weiter
eingeengt. Dies widerspreche eindeutig den Zielen der
EU-Hochwasserrichtlinie. Der BUND forderte, die Flüsse zu
renaturieren und wieder zu lebendigen Gewässern umzugestalten.
Zunächst müsse dies an jenen Flüssen umgesetzt werden, die nur noch
eine geringe Bedeutung für die Schifffahrt hätten. Hier müssten die
Deiche zurückgebaut und die Auenflächen ausgeweitet werden. Außerdem
müssten Wehranlagen in bestimmten Flussabschnitten entfernt und die
Ufer verbreitert werden.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Die Flüsse und
Flusslandschaften zählen zu den schönsten, artenreichsten und
zugleich auch sensibelsten Lebensräumen Mitteleuropas. Auen und
breite Flussufer sind für die natürliche Hochwasservorsorge und für
die Sicherstellung von sauberem Trinkwasser von unschätzbarem Wert.
Deswegen sind saubere und frei fließende Flüsse mit lebendigen und
hochdynamischen Auen überlebenswichtig. Die Bundesregierung hat
angekündigt, die Flüsse in einen guten ökologischen Zustand zu
versetzen und den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Doch passiert
ist so gut wie nichts. Im Gegenteil, der ökologische Zustand der
deutschen Flüsse verschlechtert sich weiter."

Während Flussbaumaßnahmen und der Bau von Dämmen weiter
voranschritten, verharre die überwiegende Mehrzahl der nach dem
Jahrtausendhochwasser von 2002 angekündigten Deichrückverlegungen in
der Planungsphase. Hinzu komme, dass Wiesen und Auenflächen in den
letzten Jahren verstärkt für den Anbau von Biomasse genutzt würden.
Dies habe zu einem erheblichen Anstieg der Schadstoffeinträge in die
Flüsse geführt. Einleitungen aus der Industrie, beispielsweise aus
der Kaliindustrie, belasteten die Gewässer zusätzlich. Darüber hinaus
würden aufgrund nicht angepasster landwirtschaftlicher Methoden
jährlich Millionen Tonnen fruchtbaren Ackerbodens in die Gewässer
geschwemmt und die Durchgängigkeit der Flüsse durch Wehre und
Wasserkraftwerke vermindert. Als Ergebnis dieser Belastungen seien
ein Rückgang der Brut-, Laich- und Wandermöglichkeiten für zahlreiche
Tiere, die Verschlechterung der Wasserqualität und häufigere
zerstörerische Überschwemmungen zu beobachten.

Sebastian Schönauer, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser: "Ob
Hochwasserrichtlinie, Wasserrahmenrichtlinie oder Maßnahmepläne für
den Flussschutz - in den letzten Jahren gab es im Gewässerbereich
eine regelrechte Verordnungswut. Doch Anspruch und Wirklichkeit des
Gewässerschutzes in Deutschland driften weit auseinander. Dabei würde
beispielsweise durch die Reaktivierung von Auen auch die
Volkswirtschaft profitieren, da die Schäden durch künftige Hochwasser
deutlich reduziert würden. Die Bundesregierung und die Bundesländer
müssen ihre Zusagen beim Gewässerschutz jetzt einlösen. Ein erster
Schritt ist, unsere Flüsse zumindest teilweise wieder in ihren
ursprünglichen Zustand zu versetzen."

Der Eintrag von Schadstoffen sei durch die Abkehr von der
Intensivlandwirtschaft und den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft
zu verringern. Dringend erforderlich sei ein Verbot des Baus von
neuen Infrastruktur- und Industrieanlagen in potentiellen
Überflutungsgebieten. Neue Wasserkraftanlagen an den Flüssen dürften
ebenfalls nicht mehr genehmigt werden. Zur Renaturierung würden sich
insbesondere jene Flussabschnitte eignen, die im Rahmen der laufenden
Schifffahrts-Verwaltungsreform als "Restwasserstraßen" eingestuft
worden seien. Dort müssten vorrangig verbaute Uferstreifen und Dämme
zurückgebaut sowie neue Auen angelegt werden.

Winfried Lücking, Leiter der Gewässerpolitik beim BUND: "Die
derzeit stattfindende Erstellung einer neuen Netzstruktur für die
Bundeswasserstraßen muss genutzt werden, um den ökologischen Umbau
der Flüsse voran zu bringen. Dazu ist eine Überprüfung der
wasserbaulichen Vorhaben für die Güterschifffahrt und deren
Ausrichtung an den ökologischen Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie
erforderlich. Die Restwasserstraßen sollten als Wassertourismusnetz
weitgehend naturnah gestaltet werden."

Die Studie "BUND-Vision für Flusslandschaften in Deutschland"
steht als pdf zum Download in Kurz- und Langfassung bereit unter:
http://www.bund.net/lebendige_fluesse



Pressekontakt:
Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher:
Tel. 030-27586-425, Fax: -440
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


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