(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zum Wohle des Arztes Bundesregierung verabschiedet Versorgungsgesetz

Geschrieben am 03-08-2011

Cottbus (ots) - Seit Jahresbeginn müssen die Versicherten deutlich
tiefer für ihre gesetzliche Krankenkasse in die Tasche greifen. Nicht
nur, dass sich der allgemeine Beitragssatz spürbar erhöhte. Auch den
individuellen Zusatzbeiträgen sind praktisch keine Grenzen mehr
gesetzt. Nun soll endlich der Kassenpatient im Mittelpunkt stehen.
Das verspricht die Bundesregierung mit dem neuen
Versorgungsstrukturgesetz. Allerdings reibt man sich die Augen, denn
in erster Linie geht es darin um das Wohl des Arztes. Mit der
starken Zentralisierung der ärztlichen Vergütung, wie sie von seiner
Vor-Vorgängerin Ulla Schmidt ersonnen wurde, hat
FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr radikal gebrochen. Künftig sollen
die Honorare auf regionaler Ebene ausgehandelt werden. Das dürfte die
von vielen Ärzten beklagten Einkommensunterschiede noch weiter
verfestigen. Und der Versicherte wird die Regionalisierung im Zweifel
über höhere Zusatzbeiträge bezahlen müssen. Auch tut Bahr so, als
gebe es tatsächlich einen Mangel an Ärzten und als sei ihre ungleiche
Verteilung nicht das wirkliche Problem. Seit 1990 ist die Zahl der
ambulanten Mediziner um die Hälfte gestiegen. Und das bei einer
zahlenmäßig leicht geschrumpften Bevölkerung. So vernünftig es ist,
mehr Ärzte mit finanziellen Vergünstigungen in unterversorgte Gebiete
zu locken, so unsinnig ist es, für Mediziner in überversorgten
Regionen praktisch alles beim Alten zu lassen. Das Top-Einkommen des
Hausarztes am Starnberger See - dort herrscht die höchste
Praxisdichte Deutschlands - bleibt also weiter gesichert. Von
Honorarabschlägen in überversorgten Regionen will Bahr nichts wissen.
Eine entsprechende Regelung aus den Minister-Zeiten von Ulla Schmidt
wird endgültig gestrichen. Hier lauert ebenfalls ein Kostentreiber
erster Güte. Das befürchtet übrigens auch Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble. Deshalb hat er durchgesetzt, die Steuerzuschüsse
für den Sozialausgleich zu kappen, sobald das Förderprogramm für
Landärzte einen bestimmten Kostenrahmen übersteigt und keine
Einsparungen an anderer Stelle zustande kommen. Die Förderkosten für
die Ärzte und die Hilfen für Geringverdiener werden so auf geradezu
skandalöse Weise miteinander verkoppelt. Hinter der schönen Absicht
einer besseren Patientenversorgung verbergen sich also viele
Fragezeichen und Fragwürdigkeiten. Dass sich die Ärzte nun in Scharen
für strukturschwache Regionen begeistern, ist bei all dem kaum zu
erwarten. Neben der Vergütung spielen nämlich auch noch andere
Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel, wie die Familie des Arztes damit
klar kommt. Das kann kein Gesetz regeln. Nur eines ist jetzt schon
klar: Dank FDP geht es dem Arzt künftig (noch) besser - und den
Beitragszahlern schlechter.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

345559

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: (Donnerstag) zu Anreizen für Landärzte: Stuttgart (ots) - "Das Versorgungsstrukturgesetz, das jetzt vom Bundeskabinett auf den Weg gebracht wurde, bietet viele gute und richtige Anreize. Insbesondere wird der Beruf des Landarztes aufgewertet, was angesichts einer sich abzeichnenden Unterversorgung im ländlichen Raum dringend geboten ist. An die Überversorgung in den Städten hat sich Gesundheitsminister Bahr aber leider nicht heran getraut." Pressekontakt: Stuttgarter Nachrichten Chef vom Dienst Joachim Volk Telefon: 0711 / 7205 - 7110 cvd@stn.zgs.de mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Fernbussen Halle (ots) - Von der Gesetzesänderung werden die Reisenden profitieren. Denn die Bustickets dürften deutlich günstiger sein als die der Bahn. Zudem werden die zumeist mittelständischen Fuhrunternehmen vor allem die Routen neu besetzen, bei denen es keine oder nur unattraktive Zugverbindungen gibt. Gerade mittelgroße Städte auch in Sachsen-Anhalt dürfte dies nutzen. Die Klage vieler Bahn-Freunde, dass künftig noch sehr viel mehr Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagert wird, ist nicht berechtigt. Schließlich besitzt der Fernzug mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Landärzte-Gesetz Halle (ots) - In Sachsen-Anhalt versuchen Politik, Kassenärztliche Vereinigung und Kassen seit Jahren, zukunftsfeste Lösungen für das Problem zu finden. Erinnert sei nur an das Stipendienprogramm für Medizinstudenten, die sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung dorthin zu gehen, wo der größte Bedarf besteht. Das Versorgungsgesetz kann solche Aktivitäten zusätzlich beflügeln. Stellt sich noch die Frage des Geldes. Rund 200 Millionen Euro soll das Landärzte-Gesetz kosten. Woher das Geld kommt, bleibt bisher nebulös. Und es fällt schwer, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Euro-Krise Halle (ots) - Wie die Bundesregierung den Menschen verkaufen will, dass man nun auch noch für den Ausfall Roms und Madrids bei der nächsten Griechenland-Rate geradestehen muss, ist ein Rätsel. Die ohnehin unpopuläre Rettungsaktion wird zu einem Ärgernis. Niemand kann es dem deutschen Steuerzahler verdenken, dass er nicht für die ökonomische Unbelehrbarkeit eines ignoranten römischen Regierungschefs in Verantwortung genommen werden will. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 565 4200 mehr...

  • Weser-Kurier: Zu Anreizen für Landärzte Bremen (ots) - Man müsste also etwas an diesen Anreizen ändern. Doch das traut sich die Bundesregierung nicht. Im Gegenteil. Sie setzt noch einen drauf und erspart den niedergelassenen Ärzten die unangenehme Pflicht, ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen und für die richtige Verteilung der Mediziner zu sorgen. Dafür müsste sie das viele Geld, das ins Gesundheitswesen fließt, nur ein wenig anders verteilen. Wenn man an die kleinlich geführten Debatten um die Verteilung der Arzthonorare denkt, ist klar, warum die Ärzte sich diese mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht