Börsen-Zeitung: Kostspielige Unkultur, Kommentar zu Siemens von Michael Flämig
Geschrieben am 25-07-2011 |   
 
 Frankfurt (ots) - Die jüngste Querele bei Siemens geht so: Da will 
ein Aufsichtsratschef (Gerhard Cromme) den Vertrag eines Vorstands  
(Chefjurist Peter Solmssen) erneuern, ein Teil des Unternehmens hat  
aber Einwände - die zweite Amtszeit ist also kein Selbstläufer, wie  
diese Zeitung schon am Freitag schrieb. Na und, mag man fragen.  
Schließlich ist das Schachern um Pöstchen für die breitere  
Öffentlichkeit meist nur von voyeuristischem Interesse. Doch dieser  
Fall ist etwas Besonderes. Er ist sogar geeignet, die Moral bei  
Siemens zu untergraben. 
 
   Was ist geschehen? Die Geschichte ist kompliziert, die Kurzform  
lautet so: Konzernchef Peter Löscher stieg 2009 aus der  
Atom-Partnerschaft mit Areva aus und kündigte einen Rosatom-Deal an.  
Solmssen gab dafür grünes Licht. Die Rechtmäßigkeit sei untermauert  
worden durch interne und auch externe Gutachten, heißt es im  
Unternehmen. Doch ein internationales Schiedsgericht zerriss die  
Argumentation der Münchner. Siemens muss netto 440 Mill. Euro  
Strafzahlung verbuchen. 
 
   Dieser Betrag ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Der  
Ausstieg kostet sogar 1 Mrd. Euro nach Steuern, wenn man den Ertrag  
vergleicht mit jenem Wert, der vermutlich bei einem geregelten  
Rückzug steuerfrei in die Siemens-Kasse geflossen wäre. Hinzu kommen  
noch "weiche" Kosten, schließlich darf Siemens Areva jahrelang keine  
Konkurrenz rund um die Nukleartechnik machen, hält für das  
Atomgeschäft aber eine ganze Mannschaft vor. Mächtig ins Kontor  
schlagen auch die Beraterkosten. 
 
   Aus drei Gründen darf ein Aufsichtsratschef hier nicht zum Alltag  
übergehen. Erstens verdienen die extern erstellten Schriftstücke das  
Wort "Gutachten" nicht, denn sonst müssten diese Gutachter auf  
Schadenersatz verklagt werden können. Zweitens war der Ausstieg  
jenseits juristischer Fragen katastrophal schlecht gemanagt. Durch  
das Vorziehen der Verkaufsoption für einen maßvollen Preis wäre der  
Ausstieg ebenfalls früher gelungen, hätte man das Areva-Management  
nicht so brüskiert. Drittens: Wenn die oberste Führungsriege mehr als 
1 Mrd. Euro einfach so zum Fenster herauswerfen darf, wird dies die  
Moral im operativen Management verderben. 
 
   Selbst wenn man kein Fehlverhalten sieht: Irgendjemand muss  
wenigstens die politische Verantwortung übernehmen - oder sonstige  
Konsequenzen sind zu ziehen. Es geht nicht um die Person Solmssen. Es 
geht um die gute Unternehmenskultur. Zu den Aufgaben eines  
Aufsichtsratschefs gehört es, diese Kultur zu verteidigen. Sonst  
kostet der Areva-Ausstieg mehr als "nur" Geld. 
 
 
 
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