(Registrieren)

WAZ: Duisburg und Norwegen im Schmerz verbunden. Leitartikel von Wilhelm Klümper

Geschrieben am 24-07-2011

Essen (ots) - Eltern sagen, es gibt nichts Schlimmeres, als sein
eigenes Kind zu verlieren. Bei der Gedenkfeier für die 21 Opfer der
Loveparade in Duisburg waren Eltern, Geschwister, Freunde und
Angehörige der 21 vor einem Jahr zu Tode Gekommenen zugegen. Es war
mehr als eine Geste, dass die Teilnehmer der Gedenkfeier in einer
Fürbitte der Toten in Norwegen gedachten. Duisburg und das ferne
Norwegen waren vielmehr in Schmerz und Trauer verbunden.

Sie, die nächsten Angehörigen, können zutiefst nachempfinden, was
nun die Eltern, Geschwister und Freunde der norwegischen Jugendlichen
durchleiden. Vor einem Jahr strömten ihre Söhne, Töchter, Schwestern,
Brüder oder Enkel fröhlich in den Tunnel, der sie eigentlich zur
großen ausgelassenen Loveparade-Party führen sollte.

Schlampige, ignorante Planer und fahrlässige oder schlichtweg
überforderte Organisatoren tragen für den Verlust ihrer Liebsten die
Verantwortung. Die Verantwortung übernehmen will indes bislang
niemand. Die Gerichte werden - wann auch immer - entscheiden, ob
Schuldige auszumachen sind.

Auch in Norwegen wurden blutjunge Menschen jäh aus dem Leben
gerissen. Sie mussten durch die Schüsse eines offenbar
rechtsradikalen norwegischen Nationalisten sterben. Den 32-jährigen
Täter trieb der krude Hass gegen alles Fremde, Nicht-Norwegische um.
Der gläubige Protestant sieht sich nach Stand der Dinge als
Kreuzritter des christlichen Abendlandes, das durch zu viele
muslimische Ausländer in seinem Land und radikale Islamisten
gefährdet ist.

Vor allem die liberale sozialdemokratische Ausländerpolitik der
Regierung war wohl für ihn Verrat an seinem Land. Nachdem er den
Amtssitz des sozialdemokratischen Premierministers Jens Stoltenberg
mit Bomben hochgejagt hatte, machte er sich eiskalt auf den Weg zum
weiteren Massenmorden.

Über 80 Teilnehmer eines von der Jugendorganisation der
sozialdemokratischen Arbeiterpartei organisierten Zeltlagers wurden
von ihm aus nächster Nähe exekutiert oder auf ihrer verzweifelten
Flucht erschossen. Der geständige Täter ist gefasst und wird nun vor
Gericht gestellt.

Was nach Duisburg und Norwegen bleibt, ist schieres Entsetzen und
Hilflosigkeit. Beide Ereignisse gehen den Angehörigen und uns allen
tief ins Mark, weil wir mit den um ihr Leben ringenden jungen
Menschen und den trauernden Zurückgebliebenen mitfühlen können.

Duisburg hätte durch verantwortliche Vorbereitung verhindert
werden können, Norwegen dagegen wohl kaum. Hier hat ein
irregeleiteter Rassist und Nationalist nach akribischer Vorbereitung
wie aus dem Nichts gezielt massenhaft gemordet.

Was leider bleibt, ist die dumpfe, furchtbare Gewissheit, dass es
auch zukünftig weitere Katastrophen und Tragödien wie in Duisburg und
Norwegen mit vielen Opfern und Trauernden geben wird.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

344010

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Massaker in Norwegen Bielefeld (ots) - Entsetzen, Wut, vor allem aber tiefe Trauer: Das Massaker an wahrscheinlich 90 zumeist jungen Menschen und der vorangegangene Bombenanschlag mit womöglich zehn oder mehr Getöteten lassen uns fassungslos verharren. Zu monströs sind die Taten und zu grauenvoll die Details, als dass sie mit menschlichem Verstand zu ermessen wären. Da sind die Familien der Getöteten, die in tiefes Leid gestürzt wurden. Da sind die annähernd 100 Verletzten, von denen viele noch um ihr Leben ringen. Da sind die Angehörigen und Freunde der mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Anders Bervik, Europas Osama Bin Laden - Leitartikel Berlin (ots) - Anders Bervik ist Europas Osama Bin Laden. Auf 1500 Seiten fabuliert er sich eine eingebildete Bedrohung Europas durch "den Islam" zusammen und ermordete anschließend Christen, die auch Hindus oder Buddhisten oder Atheisten hätten sein können - darauf kam es ihm nicht an. Es kam ihm aufs Morden an, nicht auf die Bibel, obwohl er sich Tempelritter nannte. Die christliche Botschaft wäre ihm hinderlich gewesen bei seinem Bedürfnis nach Selbsterhebung in den eingebildeten Adelsstand eines "Retters". Die eine Milliarde Moslems, mehr...

  • Rheinische Post: Ackermanns Sieg Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Thomas Reisener: Mit seinem absehbaren Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrates wird Josef Ackermann der mächtigste Aufsichtsratschef, den die Deutsche Bank je gehabt hat. Auf der einen Seite ist er nach dem Rückzug von Noch-Chefkontrolleur Börsig seinen einzigen starken Widersacher los. Auf der anderen Seite hat er mit Anshu Jain und Jürgen Fitschen als voraussichtlichem Nachfolger-Duo auch an der Spitze des Vorstandes kein Korrektiv. Jain hat sein Vermögen als Investmentbanker gemacht, mehr...

  • Rheinische Post: Der Mörder aus der eigenen Mitte Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann: Das Massaker in Norwegen macht fassungslos, ähnlich wie schon so viele andere blutige Attentate der vergangenen Jahre. Doch dieses Mal scheint die Tat noch abscheulicher, noch entsetzlicher, noch unbegreiflicher. Immer mehr wird deutlich, dass das wahre Ziel des Attentäters Jugendliche waren, die sich über ihre Ferien auf einer idyllischen Insel freuten. Es waren junge Menschen, die sich politisch engagieren wollten, für andere Menschen, für ihr Land, für eine bessere Zukunft. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Norwegen / Anschlag Osnabrück (ots) - Ohnmacht Auch der größere zeitliche Abstand zum unfassbaren Geschehen in Norwegen kann den Schock nicht mildern, den der Bombenanschlag in Oslo und das Massaker auf der Fjordinsel Utøya ausgelöst haben. Die wirre Gedankenwelt eines 32-jährigen Norwegers mit rechtsradikaler Gesinnung lässt Interpretationsspielraum jeder Art zu, vermittelt aber auch das bittere Gefühl einer Angst machenden Ohnmacht. Nach den islamistischen Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA sowie 2004 in Madrid und 2005 in London mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht