(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Der Waffenhandel und die Bundesregierung / In der Rüstungsexportfalle

Geschrieben am 14-07-2011

Cottbus (ots) - Vermutlich hat Angela Merkel geahnt, welchen
innenpolitischen Ärger das Rüstungsgeschäft verursachen würde, sodass
die Kanzlerin die Offerte nicht vor ihrer Afrikareise, sondern weit
weg in Angola öffentlich gemacht hat. Nun ist das ein einfacher, aber
in diesem Fall doch wenig wirksamer Trick. Denn nach dem heftigen
Streit um den Panzer-Deal mit Saudi-Arabien hätte auch Merkel klar
sein müssen, dass die Empörungswelle von Deutschland bis nach
Westafrika schwappen würde. Es gibt in der Tat qualitative
Unterschiede zwischen beiden Geschäften. Mit Panzern kann man gegen
das eigene Volk vorgehen, mit Patrouillenbooten - wenn überhaupt -
nur äußerst begrenzt. Zu dieser rein rationalen Betrachtung gehört
auch eine realpolitische, nämlich dass mit dem Export von Kriegsgerät
Beziehungen gepflegt, Abhängigkeiten geschaffen und wirtschaftliche
Absichten verfolgt werden. Nur: Rüstungsausfuhren unterliegen eben
immer auch einer extrem moralischen Dimension. Das ist gut so.
Deshalb sitzt die Regierung zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen
selbstverschuldet in der Rüstungsexportfalle. Denn die Auffassung
hat sich verfestigt, dass Angela Merkels Koalition beim Handel mit
Waffen ausschließlich ökonomisch und geostrategisch vorgeht und dabei
die Richtlinien bis an die Grenze dehnt. So ist in der Vergangenheit
zwar viel vom arabischen Frühling und von der Unterstützung der
Freiheitsbewegungen in Nordafrika geschwärmt und die Einhaltung von
Menschenrechten eingefordert worden. Das alles hat sich dann aber in
der praktischen Anwendung als theoretischer Exkurs, als Geschwätz
entpuppt - zuerst bei Saudi-Arabien, jetzt indirekt auch beim
Waffenhandel mit Angola, das alles andere als eine Vorzeigedemokratie
ist. Dabei hätte Afrika ganz andere Hilfe nötig, wie die Hungersnot
in Somalia zeigt. Die Balance in der Rüstungspolitik zu halten, das
ist hohe Regierungskunst. Zumal es Wirtschaftserfolge gibt, auf die
man nicht stolz sein sollte. Dazu gehört, dass die Bundesrepublik bei
den Waffenexporten eine Spitzenposition einnimmt. Umso wichtiger ist
es, dass öffentliche Kontrolle stattfindet. In Deutschland müssen
deshalb die mangelnde Transparenz sowie die fehlende parlamentarische
Aufsicht endlich beseitigt werden. Es kann nicht sein, dass der
Bundestag oft erst mehr als ein Jahr später Informationen über
erteilte Genehmigungen erhält, ohne Begründungen über die gefällten
Entscheidungen und ohne Angaben über tatsächliche Exporte von Waffen.
Dass es auch anders geht, zeigen andere Länder in Europa. Die
Bundesregierung täte jetzt gut daran, wenn sie einen solchen
Reformprozess vorantreiben würde. Gerade wegen der eigenen
Glaubwürdigkeit.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

342722

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Steinmeier warnt vor Belastungen für Europa durch US-Streit Düsseldorf (ots) - SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier befürchtet Belastungen für Europa durch den anhaltenden Parteienstreit über den Defizitabbau in den USA. "Kommen Demokraten und Republikaner zu keiner Verständigung, droht eine neue Belastung durch eine der größten Volkswirtschaften der Welt, die Fernwirkungen auch auf Europa haben wird", sage Steinmeier der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit insbesondere größerer Volkswirtschaften berühren heute die ganze Welt und, wie wir erlebt mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Zerwürfnis von BDI und FDP Köln (ots) - Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Haushaltsexperte Heinz-Peter Haustein hat eine schriftliche Anfrage an das vom FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler geführte Bundeswirtschaftsministerium gerichtet, um zu erfahren, welche staatlichen Zuschüsse der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erhält. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe) unter Berufung auf FDP-Kreise und einen Ministeriumssprecher. Hintergrund der Anfrage sind nach Infor-mationen des Blattes die jüngsten Zerwürfnisse zwischen FDP und BDI mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: EHEC Krise ist überwunden Halle (ots) - Die Ehec-Epidemie in Sachsen-Anhalt scheint überstanden. Seit Ende Juni seien keine neuen Ansteckungsfälle mit dem gefährlichen Bakterien-Stamm O-104 gemeldet worden, berichtet die Mitteldeutsche Zeitung (Freitagausgabe). Seit dem Ausbruch der Krankheitswelle im Mai hatten sich in Sachsen-Anhalt insgesamt 28 Patienten mit dem besonders aggressiven Darmbakterium infiziert, sagte Sprecher des Sozialministeriums Holger Paech. Sechs der Patienten litten unter dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS). Die Zahl der Infektionen, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Plagiate in Dissertationen Liberaler Wiefelspütz: Häufung liegt im Karrieremodell der FDP Halle (ots) - Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, hält die jüngste Häufung von Plagiatsfällen bei der FDP für eine Konsequenz der oft einseitigen Karriere-Orientierung in der Partei. "Dass sich die Plagiatsfälle bei der FDP so häufen, hat Gründe, die im Karrieremodell von FDP-Abgeordneten zu suchen sind", sagt er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe). "Es geht darum, den Doktortitel auf der Visitenkarte und dem Wahlplakat zu haben und auf diese Weise Kompetenz, mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): "Das ZDF ist viel cooler, als die Leute denken" Bielefeld (ots) - Obwohl der späte Freitagabend kein einfacher Sendeplatz ist, hat sich die 2009 vom Stapel gelaufene "heute-show" zur Kult-Comedysendung gemausert. Am 15. Juli erscheint das Buch zur Show. Im Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Freitagasausgabe) sprach Moderator Oliver Welke, neben Morten Kühne Autor der Sendung und des Buchs, über das Format. "Satire kann man nicht mit gebremstem Schaum machen. Ich wünschte, ich könnte Heldengeschichten erzählen, davon, wie wir uns gegen einen vorsichtigen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht