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FT: Sind Banken wichtiger als Kinder? - Die Finanzkrise sorgt für Schlagzeilen, während in Somalia und Kenia Millionen Flüchtlinge unbeachtet verhungern: Ein Kommentar von Kerstine Appunn

Geschrieben am 13-07-2011

Flensburg (ots) - Sind Banken wichtiger als Kinder?

Ein Kommentar von Kerstine Appunn

Es ist ein Titel, der bereits alles sagt: "Kanzlerin Merkel auf
dem falschen Krisenkontinent" überschreibt eine große deutsche
Zeitung ihre Online-Berichterstattung über die Afrika-Reise der
Regierungschefin. Die verheerende Hungersnot am Horn von Afrika ist
ein Unglück vom gleichen Ausmaß wie das Erdbeben in Haiti oder die
Flut in Pakistan und wird dennoch weit weniger beachtet. Die
entwickelte Welt hat gerade andere Sorgen: In den USA drohen die
Renten auszufallen, England hat einen Medien-Abhörskandal zu verdauen
und Deutschland muss Griechenland vor dem Bankrott retten - was
wiegen da ein paar Millionen verhungernde Menschen in Ostafrika?

Frau Merkel wird vorgeworfen, sich der falschen Krise zu widmen,
weil sie sich erdreistet, drei Tage lang Afrika statt Europa ihre
Aufmerksamkeit zu schenken. Dass sie dort eine Million Euro für die
Flüchtlingslager im Norden Kenias gibt, scheint hingegen niemanden zu
stören. Dabei ist das der eigentliche Skandal: Eine Million Euro für
zehn Millionen hungernde Flüchtlinge, die sich zu Zehntausenden durch
die Wüste schleppen, denen die Kinder auf dem Weg wegsterben und die
dann in völlig überfüllten Lagern trotzdem häufig noch dem Tode
geweiht sind? In welchem Verhältnis steht Merkels milde Gabe zu den
Milliardenbeträgen, die für Bankenrettung und das Überwasserhalten
Griechenlands aufgewendet werden - oder einfach nur für den
Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses in Höhe von 590 Millionen
Euro? Nur ein Drittel dieses Betrags bräuchte es laut dem
UN-Flüchtlingshilfswerk an Spenden, um den Flüchtlingen am Horn von
Afrika zu helfen. Mit einem Bruchteil dessen hätte man die
Katastrophe von vornherein verhindern können.

Die verheerende Trockenheit hatte sich bereits seit Monaten
angekündigt - doch ohne Bilder von unterernährten Kindern lässt sich
natürlich noch schlechter Geld für die Betroffenen sammeln als in
Zeiten der Euro-Krise ohnehin schon. Merkels eine Million Euro geht
nun für importierte Säcke voll Reis und Hirse drauf. Sollte das Leben
der Menschen dadurch fürs erste gerettet werden, stehen sie danach
jedoch genauso ohne passendes Ackergerät, Dünger und
Bewässerungssysteme da wie zuvor. Kanzlerin Merkel wird dann längst
weitergereist sein - nachdem sie noch ein lukratives Waffengeschäft
in Angola auf den Weg gebracht hat - und sich wieder um deutsche
Anliegen kümmern. Wie etwa die Panzerlieferung im Wert von 1,7
Milliarden Euro an Saudi-Arabien. Es ist ja auch viel angenehmer, mit
den Krisenregionen Geld einzunehmen als es für das Überleben der
Menschen dort auszugeben.



Pressekontakt:
Flensburger Tageblatt
Kerstine Appunn
Telefon: 0461 808-1060
redaktion@shz.de


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