(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Zur Festnahme von Ratko Mladic

Geschrieben am 26-05-2011

Regensburg (ots) - Dass 20 Jahre nach Beginn des Krieges im
früheren Jugoslawien nun Ratko Mladic gefangen wurde, ist nicht nur
ein symbolischer Erfolg. Mehr als alle Haager Häftlinge vor ihm kann
der Stratege des Massakers von Srebrenica vor Gericht für Aufklärung
und für Versöhnung sorgen. Mladic war es, der im Juli 1995 die
Massentötung befehligte. Das Verbrechen des bosnisch-serbischen
Generalstabschefs ragt aus den vielen Untaten, die im Krieg begangen
wurden, weit heraus. Das systematische Hinschlachten einer so großen
Zahl von Menschen passt eher in den Zweiten Weltkrieg, zu den
Massakern der Wehrmacht und der SS. Warum hat Mladic das getan? Die
Männer von Srebrenica mussten sterben, als der Friede schon mit
Händen zu greifen war. Der Plan einer Nachkriegsordnung lag schon auf
dem Tisch. Slobodan Milosevic in Belgrad hatte ihm im Prinzip
zugestimmt. Die serbischen Gebiete in Kroatien kamen unter die
Kontrolle Zagrebs; die serbische Armee wehrte sich nicht dagegen. In
Bosnien sollte die Hälfte des Territoriums an Bosniaken und Kroaten
fallen; die ganzen drei Jahre des Krieges hindurch hatten die Serben
dort 70 Prozent des Landes kontrolliert. Bosnien aber sollte als
Staat erhalten bleiben. Mladic, Oberbefehlshaber der serbischen
Truppen in Bosnien, trug den Kompromiss mit. Bis auf den letzten
Punkt: Ein gemeinsames Bosnien sollte es nicht mehr geben.
Tatsächlich hat der Fluch der Tat von Srebrenica die Atmosphäre im
Nachkriegsland so nachhaltig vergiftet, dass Versöhnung noch immer in
weiter Ferne liegt. Mladics Kalkül ist einstweilen aufgegangen. Jetzt
besteht die Chance, es doch noch zu vereiteln. Jahrelang mussten die
Haager Ankläger mit ihrem Urteil über die Ernsthaftigkeit, mit der
die Polizei den General suchte, zugleich über die Chancen Serbiens
auf den EU-Beitritt richten. Seit dem Amtsantritt des neuen
Innenministers Ivica Dacic war an dieser Ernsthaftigkeit kaum noch
ein Zweifel möglich. Nicht mangelnder Ernst hinderte ihn, Mladic eher
zu fangen, sondern mangelnde Kontrolle. Polizei und Geheimdienst sind
seit der Ära Milosevic korrumpiert. Aber jetzt wissen alle: Der
Minister ist doch stärker. Der Weg nach Europa ist frei.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

334324

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Anti-Terror-Gesetze SPD-Innenpolitiker Wiefelspütz: Leutheusser-Schnarrenberger wird zum Sicherheitsrisiko Halle (ots) - Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) wegen ihrer Haltung zur Verlängerung der Anti-Terror-Gesetze scharf kritisiert. "Frau Leutheusser-Schnarrenberger ist fundamentalistisch", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe). "Sie ist dabei, die Sicherheitsarchitektur unseres Landes massiv zu beschädigen. Die FDP entwickelt sich zunehmend zum Sicherheitsrisiko. Und CDU und CSU sind mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Aigner attackiert Mineralölkonzerne - Autofahrer sollen bei freien Tankstellen tanken Saarbrücken (ots) - Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat die fünf großen Mineralölunternehmen wegen ihrer Preispolitik scharf angegriffen. Aigner sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Freitagausgabe): "Der Preistreiberei an den Zapfsäulen muss ein Ende gesetzt werden." Ganz offensichtlich hätten die Konzerne "ausgeklügelte Mechanismen zur Preisbeobachtung entwickelt, denen mit herkömmlichen kartellrechtlichen Methoden kaum beizukommen ist." Hintergrund ist die Untersuchung des Bundeskartellamtes, wonach die Unternehmen ein mehr...

  • LVZ: BMVg-Studie: Bundeswehr der Zukunft sollte bei Nachwuchswerbung auf leistungs- und ausbildungsschwächere Bewerber für neuen Dienst setzen Leipzig (ots) - Um genügend Nachwuchs für Berufs- und Zeitsoldaten und für den neuen Freiwilligendienst bei der Bundeswehr zu erhalten, muss die neustrukturierte Truppe nicht zuletzt auch auf die leistungsschwächeren und ausbildungsschwachen Jugendlichen setzen. Das ist das Ergebnis einer vom Verteidigungsministerium in Auftrag gegebenen Studie zum Thema "Berufsausbildung - ein Faktor für die Arbeitgeberattraktivität der Bundeswehr". Die Studie, aus der die "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) zitiert, kommt angesichts des mehr...

  • OV: MEINE MEINUNG: Ein Schritt auf dem Weg Von Dirk Dasenbrock Vechta (ots) - Was lange währt. Im Juli 1995 geschah in Srebrenica in Bosnien-Herzegowina das schlimmste Kriegsverbrechen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Serbische Truppen unter dem Kommando von Ratko Mladic ermordeten in einer UN-Schutzzone 8000 Muslime. Zur ewigen Schande von Mladic und Serbien, zur Schande aber auch der Blauhelm-Schutztruppe, die das Massaker tatenlos geschehen ließen. Die Täter vergruben tausende Leichen in Massengräbern. Es ist auch längst erwiesen, dass die Verbrechen nicht spontan erfolgten, sondern systematisch mehr...

  • EEG-Novelle 2012: Säge- und Holzindustrie fordert bessere Gesetze im Stromsektor / Zu wenig Anreize, zu unkonkret, zeitlich nicht umsetzbar / Branche macht Verbesserungsvorschläge Berlin (ots) - Die Bundesregierung will den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor beschleunigen und darum auch die Förderung der Stromerzeugung aus fester Biomasse neu regeln. "Doch viele der teilweise guten Ansätze in dem Gesetzentwurf werden in der Praxis nicht umgesetzt werden können", kritisiert der Bundesverband der Säge- und Holzindustrie Deutschland e. V. (BSHD) in seinem zweiten Politikbrief an die Bundesregierung. Hauptkritikpunkte sind fehlende Investitionsanreize sowie die andauernde intransparente Förderstruktur. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht