(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zählung der Wutbürger Der Zensus 2011 hat begonnen

Geschrieben am 09-05-2011

Cottbus (ots) - Die große Volkszählung 1981 scheiterte an den
Wutbürgern, von denen es damals noch mehr gab als heute. Und auch bei
der deutlich abgespeckten Durchführung 1987 war der Widerstand der
Boykotteure erheblich. Der Staat wollte wissen, wie groß das
Staatsvolk war, doch das Volk vermutete andere Absichten dahinter,
nämlich Kontrolle und Überwachung. Big Brother. Der Fragebogen war
allerdings auch entsprechend. Die damalige Anti-Volkszählungsbewegung
war im Westen Deutschlands im Grunde die Geburtsstunde des
Datenschutzes und bescherte den Bürgern das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung, wie es das Bundesverfassungsgericht in seinem
Volkszählungsurteil formulierte. Dieser Widerstand hat sich
tatsächlich gelohnt. Am Montag war der Stichtag für den Zensus 2011,
also der Tag, von dem die Statistiker wissen wollen, wie viele
Deutsche an ihm exakt in wie vielen Häusern, Heimen oder Wohnungen
leben, welcher Religion sie angehören, welche Qualifikation sie haben
und welcher Arbeit sie an welchem Ort nachgehen. Das Ziel ist das
Gleiche wie damals, doch die Verantwortlichen haben aus dem
Widerstand der 80er-Jahre offenbar erheblich gelernt. Sie
kooperierten schon in der Vorbereitungsphase mit den Kritikern und
halten das Ausmaß der Befragung auf niedrigem Niveau, indem sie
amtliche Statistiken mit heranziehen. Sie garantieren zudem, dass der
Staat von den Angaben der Einzelnen nichts erfährt und lassen die
sensible Frage nach der Religion freiwillig beantworten. Zwar gibt es
auch jetzt Bedenken, etwa an der vierjährigen Aufbewahrung der Daten,
doch klingen die eher wie kleinteilige Mäkelei. Wenn es keinen
bewussten Gesetzesverstoß der Statistiker gibt, den man nicht
unterstellen kann, dann ist diese Volkzählung datenschutztechnisch
gesehen ziemlich sauber. Wer sich seiner Auskunftspflicht trotzdem
verweigert, muss schon ein starkes Feindbild vom Staat haben, das an
Irrationalität grenzt und auch destruktiv ist. Denn dies ist der
Staat aller Bürger. Es ist sinnvoll, dass wenigstens alle 25 Jahre
die Bewohnerstatistiken von Bund, Ländern und Gemeinden auf den
neuesten Stand gebracht werden, damit die Planer von Infrastruktur
und Sozialeinrichtungen exakte Basisdaten haben. Das dient allen. Was
die informationelle Selbstbestimmung heutzutage wirklich gefährdet,
wird hingegen auch von den engagiertesten Volkszählungsgegnern
ständig selbst ziemlich bedenkenlos genutzt: Das Handy, das jede
Bewegung registriert, oder der Computer, der alle Suchanfragen zu
einem Profil persönlicher Interessen bündeln kann. Anonym,
privatwirtschaftlich und außerhalb jeder Kontrolle.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

330720

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Stasi-Behörde Stasi-Gedenkstättenchef Knabe legt Beirats-Vorsitzendem Schröder den Rücktritt nahe Halle (ots) - Der Direktor der (Stasi-Opfer-)Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, hat dem Vorsitzenden des Beirates der Stasi-Unterlagen-Behörde, Richard Schröder, den Rücktritt nahegelegt. Anlass ist Schröders Aufforderung an den Behörden-Leiter Roland Jahn, seine Arbeit nicht allein aus der Perspektive der Opfer zu machen. "Ich finde es dubios, wenn Herr Schröder sagt, dass man die DDR nicht nur aus der Perspektive der Opfer betrachten dürfe", sagte Knabe der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Geheimes Treffen zwischen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Amtsvorgänger Wolfgang Clement Bielefeld (ots) - Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat sich zu einem geheimen Gedankenaustausch mit ihrem Vor-Vor-Vorgänger Wolfgang Clement getroffen. Das berichtet die in Bielefeld erscheinende Neue Westfälische (Dienstagausgabe) unter Berufung auf informierte Kreise. Clement war am 25. November 2008 im Streit um die Wirtschaftspolitik seiner Partei sowie deren Umgang mit der Linkspartei überraschend aus der SPD ausgetreten. Clement habe sich nach dem Treffen lobend über Krafts Arbeit als Ministerpräsidentin mehr...

  • LVZ: Solms mahnt bei Rösler klare Führung auch bei unangenehmen sachlichen und personellen Fragen an / Westerwelle machte gravierende Fehler Leipzig (ots) - Der scheidende FDP-Schatzmeister Hermann Otto Solms hat vom designierten neuen FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler eine klare erkennbare Führung und auch verbunden mit einem klaren Personalkonzept verlangt. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) sagte Solms: "Führung heißt auch unangenehme Probleme sachlicher wie personeller Art zu lösen und die FDP klar auszurichten." Guido Westerwelle habe geführt, meinte Solms. Fügte jedoch hinzu: "Aber er hat in den letzten eineinhalb Jahren gravierende mehr...

  • Gefährlicher Störfall im AKW Biblis A vertuscht / Greenpeace wurden interne Protokolle zugespielt Hamburg (ots) - Interne Dokumente aus dem hessischen Atomkraftwerk Biblis A belegen einen gefährlichen Störfall, der nicht gemeldet wurde. Die Dokumente wurden Greenpeace von einem Mitarbeiter des Kraftwerkes zugespielt. Das vorliegende Protokoll beschreibt, wie die innere Reaktordruckbehälter-Dichtung beim Anfahren des Reaktors am 20. Oktober 2010 undicht wurde und zu hohem Druck in der Reaktordruckbehälter-Doppelringdichtung führte. Nur die äußere Deckeldichtung des 37 Jahre alten Reaktors konnte ein Leck verhindern. Greenpeace mehr...

  • Michalk: Teilhabe von Menschen mit Behinderung gelingt nur mit vereinten Kräften Berlin (ots) - Zum Kongress "10 Jahre SGB IX - jetzt Teilhabechancen stärken" der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sind am Montag mehr als 100 Bürger aus der Bundesrepublik nach Berlin gekommen. Dazu erklärt die Behindertenbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion, Maria Michalk: "Nach zehn Jahren Neuntes Sozialgesetzbuch (SGB IX) im Praxistest hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion gemeinsam mit Menschen mit und ohne Behinderung Bilanz gezogen. Aus den Referaten und vielen Wortbeiträgen wurde klar, dass das Gesetz Menschen mit Behinderung zwar mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht