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Streit um Kosten für Megaprojekt zur Kernfusion / Reaktor in Frankreich soll Europa in zwei Jahren über eine Milliarde mehr kosten / Grüne fürchten Nachteile für Entwicklung erneuerbarer Energien

Geschrieben am 06-05-2011

Berlin (ots) - Das Forschungsvorhaben zur Energiegewinnung durch
Kernfusion wird nach Berechnungen der EU deutlich teurer. Das
berichtet die taz-Wochenendausgabe. Der Internationale Thermonukleare
Experimentelle Reaktor (Iter) benötigt in den Jahren 2012 und 2013
insgesamt 1,3 Milliarden mehr als geplant. Aus Entwürfen der
EU-Kommission geht hervor, dass die Löcher im Budget durch nicht
genutzte Mittel für die Landwirtschaft und andere Forschungsmittel
gestopft werden sollen.

Der Iter ist eines der größten Forschungsprojekte der Welt. Die EU
baut den Reaktor im südfranzösischen Cadarache gemeinsam mit anderen
Staaten für rund 16 Milliarden Euro. Ursprünglich sollte er nur fünf
Milliarden kosten. Nach dem Prinzip der Wasserstoffbombe sollen die
Wasserstoffisotope Tritium und Deuterium verschmelzen und dadurch
Energie freisetzen.

Die Grünen-Politikerin Rebecca Harms fürchtet, dass die
Kostensteigerung bei der Kernfusion den erneuerbaren Energien
schadet. "Der Iter kannibalisiert andere Forschungsvorhaben", sagte
die Vorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament der taz. Der
FDP-Abgeordnete Jorgo Chatzimarkakis kritisierte die
Kostensteigerungen: "Wir wollen zurück zu den alten Zahlen."

Der technische Direktor des Iter in Frankreich, Remmelt Haange,
sprach von einer "heiklen Lage". Es gebe jetzt allerdings eine
Deckelung der Kosten. "Also halten wir sie ein, Basta". Er
verteidigte die Kernfusion als Energiequelle der Zukunft: "Fusion ist
naturgegeben, es gibt sie Milliarden Mal - auf der Sonne, auf jedem
Stern. " Der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium Georg
Schütte teilte auf Nachfrage der taz mit, die Kernfusion sei "eine
langfristige Option für die Energieversorgung", mit der vor 2050
nicht zu rechnen sei.

Der Pariser Energie-Fachmann Mycle Schneider kritisierte hingegen
das Projekt: "Das ist eine gigantische Geldvernichtung, ein
Beschäftigungsprogramm für arbeitslose Physiker".

Ein Ausstieg aus dem Iter-Projekt wäre kompliziert. Allein durch
Verträge mit Baufirmen und dem eigenen Personal wären insgesamt rund
4,5 Milliarden Euro fällig, hat die Brüsseler Kommission errechnet.
Diese Schätzung schließe "mögliche Schadenersatzklagen Dritter nicht
ein", schreiben die Autoren eines internen Papiers von 2010. Auch das
bereits ausgegebene Geld von "mehr als einer Milliarde Euro" sei noch
nicht eingerechnet.



Pressekontakt:
taz - die tageszeitung
taz Redaktion
Telefon: 030 259 02-169


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