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Westdeutsche Zeitung: Die Grünen suchen einen Kanzlerkandidaten - Der Fluch der K-Frage Ein Kommentar von Martin Vogler

Geschrieben am 17-04-2011

Düsseldorf (ots) - Wenn der Kanzlerkandidat nicht von der CDU oder
der SPD kommt, geht es immer schief. Das mussten Franz Josef Strauß
von der CSU 1980 genauso wie sein Parteifreund Edmund Stoiber 2002
erleben. Noch schmerzlicher war zeitgleich mit Stoiber die Erfahrung
für Guido Westerwelle. Sein propagiertes Ziel für die FDP hieß 18,
enttäuschende 7,4 Prozent kamen heraus. Jetzt stellen sich auch die
Grünen erstmals die sogenannte K-Frage. Allerdings gibt es einen
gehörigen Unterschied zur FDP-Bewerbung: Bei der Öko-Partei ist das
kein Wahlkampf-Gag, sondern wegen der Umfragen notwendig. Als
stärkste Fraktion dürften sie den Regierungschef stellen.

Dass diese Idee nicht exotisch ist, zeigt Baden-Württemberg. Auch
dort hätte vor zwei Jahren kaum jemand einen grünen
Ministerpräsidenten erwartet. Zudem sind zumindest Teile der Grünen
so weit bürgerlich geworden, dass selbst konservative Wähler sich so
etwas vorstellen können. Entscheidend wird sein, wen die Grünen nach
vorne schicken: Ein Joschka Fischer etwa hat als Minister hinlänglich
bewiesen, dass er nicht in die Ecke realitätsfremder Weltverbesserer
gehört. Er würde akzeptiert werden. Dass er eine Kandidatur derzeit
ablehnt, ist unwichtig. Das gehört im Zweifelsfall zum ihm
wohlbekannten politischen Spiel.

Ohne eine Lichtgestalt und Integrationsfigur wie Fischer hätten
die Grünen, bei denen sich gerne Realos und die Fundis in die Haare
bekommen, allerdings ein Problem. Weder die Herren Trittin und
Özdemir, noch die Damen Künast und Roth könnten alle Flügel der
Öko-Partei hinter sich scharen. Mit ihnen wäre die K-Frage eine
Belastungsprobe für die Grünen.

Doch womöglich können sie die Kandidaten-Suche bald wieder
einstellen. Nach vorgezogenen Neuwahlen sieht es nicht aus. Und bis
2013 dürfte sich der durch die Atom-Diskussion ausgelöste Höhenflug
der Partei abgeschwächt haben. Wähler pflegen nämlich rasch zu
vergessen und lassen sich in zwei Jahren von völlig neue Ereignissen
leiten. Vor allem, wenn sie merken, dass ökologisch geprägte Politik
dem eigenen Geldbeutel schadet, ebbt die Begeisterung für grüne
Themen rasch ab. Ein Blick auf unsere Online-Umfrage zum Öko-Strom
(links auf dieser Seite) gibt einen Vorgeschmack



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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