(Registrieren)

LVZ: Kauder: Politisch motiviertes Abschalten der alten Meiler wäre Enteignung / Energiefrage werde von manchen als reiner Selbstzweck diskutiert

Geschrieben am 09-04-2011

Leipzig (ots) - Unions-Fraktionschef Volker Kauder warnte vor
einer dauerhaften Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke aus
politischen Gründen. Dies käme einer Enteignung gleich, meinte Kauder
in einem Video-Interview mit der in der Mediengruppe Madsack
erscheinenden "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend). Zugleich
verteidigte er die vor einem halben Jahr beschlossene
Laufzeit-Verlängerung der deutschen Kernkraftwerke als "richtig" und
als "bemerkenswerte Kehrtwende". Der Unions-Politiker sagte: "Wir
wollten mit den längeren Laufzeiten 40 Milliarden Euro gewinnen, um
damit die Erneuerbaren Energien bezahlen zu können und die
Strompreise nicht erheblich nach oben zu treiben. Also in der Sache
war alles richtig. Aber richtig ist auch, dass Politik mit dem
Betrachten der Wirklichkeit beginnt. Und da hat sich seit Japan doch
vieles verändert."

Jetzt müsse man das dreimonatige Moratorium sinnvoll nutzen, unter
anderem auch mit der entsprechenden Koalitionsarbeitsgruppe. Dabei
gehe es darum: "Wie schnell können wir Erneuerbare Energien
ausbauen? Was muss dafür alles getan werden? Wie sind die
Sicherheitsanforderungen an die Kraftwerke?" Die ethischen Fragen
lägen in der Ethikkommission, deren Ergebnis bis zum 28. Mai erwartet
wird.

"Die Frage, wie es mit den abgeschalteten Kraftwerken weitergehe,
müsse dabei eine Frage der Sicherheit" sein. "Es kann keine
politische Entscheidung sein. Das muss nach den rechtlichen
Grundlagen passieren. Eine rein politische Entscheidung wäre eine
Enteignung." Es gingen sowieso nicht mehr alle Kernkraftwerke nach
Ablauf des Moratoriums ans Netz. Dabei verwies Kauder auf
Neckarwestheim I, auf den Pannen-Reaktor Krümel und auf Isar I.

Er habe immer gesagt, Energie habe eine dienende Funktion. "Ich
habe manchmal den Eindruck, dass die Energiefrage völlig losgelöst
von allen anderen Fragen als reiner Selbstzweck diskutiert werden
kann. Energie dient dazu, Arbeitsplätze zu erhalten, zu schaffen, die
Wirtschaft voranzutreiben, unseren Wohlstand und auch einen gewissen
Teil an Bequemlichkeit in unserem Leben zu sichern." Deshalb habe er
sich für die zuverlässige klimafreundliche Energieversorgung auch
mit Kernkraft ausgesprochen. "Japan hat mir gezeigt, dass eine
Industrienation, hochtechnologisiert, nicht in der Lage ist, mit so
etwas umzugehen. Die Bilder sind ja furchtbar, die wir heute noch
jeden Tag erleben", meinte Kauder. "Damals war ich der klaren
Auffassung, es ist verantwortbar und vertretbar, die Kernkraftwerke
länger laufen zu lassen. Es gibt Ereignisse im Leben, da ist nachher
nichts mehr so, wie es vorher war. Und da muss man auch darauf
reagieren." Wenn man wirklich die Behauptung aufstellen wolle, man
könne nicht auch zu einer Erkenntnis kommen, "dann wäre das ganz
fatal", meinte Kauder. "Und wenn man Politiker darauf festlegen
wollte - erkenne nie, dass du auch einmal eine Fehleinschätzung
gemacht hast, sondern bleibe immer bei deiner Meinung - das wäre ja
hirnrissig."

Beim jetzt fälligen Ersatz der Kernkraft müsse die Gesellschaft
abwägen, welches Risiko sie tragen wolle. "Ich bin der Meinung, dass
wir auf keinen Fall mehr Kohle einsetzen können, um Strom zu
erzeugen, weil der Klimawandel doch eine der größten Herausforderung
für uns alle ist. Da kann man nichts machen." Er wolle schneller in
die Erneuerbare Energie und für eine Übergangszeit vielleicht dann
mit Gas. "Aber am liebsten wäre mir, wenn wir keine zusätzlichen
fossilen Energieträger bräuchten", meinte Kauder.

Das komplette Interview als Video und im vollen Wortlaut ist zu
finden unter: http://www.madsack-im-gespraech.de

Für technische Rückfragen (sendefähige O-Töne/Videomitschnitt):
dispoberlin@azmedia.de



Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Büro Berlin

Telefon: 030/233 244 0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

325763

weitere Artikel:
  • Saarbrücker Zeitung: Steinmeier sieht bei FDP Klärungsbedarf für mögliche sozialliberale Koalitionen - "Geschäftsgrundlage der Regierung entfallen" Berlin / Saarbrücken. (ots) - SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sieht für die Frage möglicher sozialliberaler Koalitionen die FDP am Zuge. "Die FDP muss klären, ob sie sich aus der selbst gewählten schwarz-gelben Isolation befreien will, nicht die SPD", sagte Steinmeier der "Saarbrücker Zeitung" (Sonnabendausgabe). Schließlich sei es die "Westerwelle-FDP" gewesen, die ein derartiges Bündnis 2009 ausgeschlossen habe. Der große Neuanfang der FDP sei schon auf den ersten Metern stecken geblieben, sagte Steinmeier. "Brüderle mehr...

  • LVZ: Kauder setzt auf thematische FDP-Öffnung / Union sollte sich mehr um vernachlässigte Gruppen kümmern / Mit Grünen-MP gehe die Welt nicht unter Leipzig (ots) - Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, hat die erklärte Absicht der FDP unter neuer Führung begrüßt, sich als Koalitionspartei thematisch breiter aufstellen zu wollen. In einem Video-Interview mit der in der Mediengruppe Madsack erscheinenden "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend) meinte Kauder zugleich, dass sich die Union selbst erkennbar stärker um die Menschen kümmern müsse, die von anderen Parteien nicht mehr richtig wahrgenommen würden. Der aus Baden-Württemberg stammende Unions-Politiker mehr...

  • LVZ: Kauder: Libyen-Einsatz war von Anfang an nicht genug durchdacht / "Es gibt nur den Einsatz der Bundeswehr für Hilfsaktionen" Leipzig (ots) - Unions-Fraktionschef Volker Kauder hat jegliches militärische Engagement der Bundeswehr im Libyen-Konflikt mit Ausnahme von konkreten Hilfsaktionen ausgeschlossen. In einem Video-Interview mit der in der Mediengruppe Madsack erscheinenden "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend) sagte Kauder: "Ich bin froh, dass wir im Kriegseinsatz nicht dabei sind." Er habe "von Anfang an gesagt, dass der Einsatz nicht durchdacht genug ist, dass er nach meiner Auffassung nicht richtig geplant ist", meinte Kauder. "Und dass ich nach mehr...

  • LVZ: Kauder skeptisch bei Steuerreform und bei Mehrwertsteuer-Neuregelung / "Ich kann es Ihnen nicht sagen, ob es dazu kommt." Leipzig (ots) - Nur bei erfolgreicher Haushaltskonsolidierung und bei Einhaltung der grundgesetzlichen Schuldenbremse ist, nach Ansicht von Unions-Fraktionschef Volker Kauder, im Jahr 2012 eine Prüfung sinnvoll, ob es noch in dieser Legislaturperiode zu einer Steuerreform kommen könne. Zugleich machte Kauder in einem Video-Interview mit der in der Mediengruppe Madsack erscheinenden "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend) deutlich, dass es für eine Klarstellung bei dem Mehrwertsteuer-Wirrwarr kaum Aussicht auf Erfolg gebe. Ob es mehr...

  • Gregor Gysi: Union und FDP knicken weiter vor Atomlobby ein Berlin (ots) - "Union und FDP knicken weiter vor der Atomlobby ein", kritisiert der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, Gregor Gysi, Äußerungen aus den Parteispitzen, die vor einem "übereilten" Atomausstieg warnen und an einer Laufzeitverlängerung festhalten wollen. "Kaum haben die vier Atomkonzerne ihre Zahlungen an den Ökofonds gestoppt und Klagen gegen das Moratorium angeschoben, schon wollen die Generalsekretäre von CDU und FDP den Atomausstieg wieder auf die lange Bank schieben." Gysi weiter: "Union und FDP müssten einmal mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht