(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel Mittelbayerische Zeitung zu Frauenquote in der Wirtschaft:

Geschrieben am 01-04-2011

Regensburg (ots) - Männerwirtschaft

Darf ich auch mal mit dem Bagger spielen?" Stellt ein Mädchen
Jungs diese Fragen, dann sagen die Knirpse nicht "Aber gern, liebe
Anna" und schieben die gelbe Monsterraupe rüber. Nein, sie sagen "Hau
ab, mit dem spielen wir!" Eine ähnliche Erfahrung haben Ursula von
der Leyen und Kristina Schröder gerade mit den deutschen
Wirtschaftsbossen gemacht. Nur haben diese Jungs, weil die strenge EU
bereits mit dem Finger droht, maulend versprechen müssen, die Mädchen
irgendwann ein kleines bisschen mitspielen zu lassen. Es wird höchste
Zeit, dass die Erzieherin durchgreift. Seit Jahren führt Deutschland
in der Frauen- und Familienpolitik eine geradezu lächerliche Debatte.
Ob Elternzeit, Kinderbetreuung oder eben Quote: Wieder und wieder
wird aus den im vergangenen Jahrhundert ausgehobenen Gräben auf die
Gegenseite gefeuert, polemisiert, Kinder werden gegen Karriere
ausgespielt, beruflich erfolgreiche Frauen als machtgierige, meist
kinderlose Mannweiber verunglimpft. Am Ende steht die Frage: Frauen,
wollt Ihr wirklich so sein? Doch fragen wir mal nicht weniger
polemisch: Wollt Ihr so sein wie die zackige Bundesarbeitsministern,
die einst gegen viele Widerstände das Elterngeld durchgeboxt hat,
oder wie die brave Bundesfamilienministerin, die den DAX-Unternehmen
artig - aber erfolglos - einen "Flexi-Quote" genannten,
vorauseilenden Kompromiss unterbreitet hat? Es ist doch
symptomatisch, wenn die unterschiedlichen Positionen der
Politikerinnen als "Zickenkrieg" diffamiert werden. Von der Leyen und
Schröder beweisen nur: Sind erst einmal mehrere Frauen an den Hebeln
der Macht, dann zeigt sich, dass sie selbstverständlich nicht nur als
Frauen, sondern als Persönlichkeiten mit durchaus divergierenden
Ansichten handeln. Die deutsche Wirtschaft weiß längst, dass es ohne
Frauen nicht mehr geht. Warum sonst versucht sie seit Jahren,
Schülerinnen beim "Girls' Day" für technische Berufe zu erwärmen? Der
Fachkräftemangel erreicht gerade den Mittelstand. Wie kann ein
Unternehmen noch meinen, auf die teils besser qualifizierten Schul-
und Hochschulabsolventinnen verzichten zu können? Um sie zu gewinnen,
muss man jedoch mehr tun, als sie mal durchs Mikroskop schauen zu
lassen. Warum sollte eine Frau einen Arbeitgeber wählen, der
signalisiert, dass für sie die mittlere Führungsebene Endstation ist,
dass sie die "gläserne Decke" nie durchstoßen wird? Nur Frauen an der
Unternehmensspitze liefern den schlagenden Beweis, dass diese
Durchlässigkeit gegeben ist. Erst wenn Frauen in den obersten Etagen
ein alltäglicher Anblick sind, werden sich die alten Rollen- und
Denkmuster allmählich aus den Köpfen verabschieden. Dass die Frau
allein für die drei K's - Kinder, Küche, Kirche - zuständig war, ist
ja noch gar nicht so lange her. Bis 1977 galt die gesetzliche
Regelung, dass Frauen nur dann berechtigt sind, erwerbstätig zu sein,
"soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist."
Das ist passé, jetzt brauchen wir Menschen, die dafür sorgen, dass
ein anspruchsvoller Job und eine Familie sich nicht gegenseitig
ausschließen. Wer könnte das besser als Top-Managerinnen, die nicht
nur Excel-Tabellen, sondern auch die Abholzeiten des Kindergartens im
Kopf haben? Sie können viel dazu beitragen, dass Frauen in jeder
Hinsicht - auch bei der Bezahlung - gleiche Chancen eingeräumt
werden. Teilen - das fällt nicht nur Kindern schwer. Erst im Alter
von sieben, acht Jahren entwickelt sich beim Menschen der Sinn für
Gerechtigkeit. Er entsteht durch positive Vorbilder, Ermahnungen,
auch durch Zwang. Seit zehn Jahren verspricht die deutsche
Wirtschaft, Frauen an der Macht in den Unternehmen zu beteiligen.
Geschehen ist nichts. Ohne Quote wird sich nichts bewegen. Die
Wirtschaft tut gut daran, selbst initiativ zu werden. Die EU will
nicht mehr lange zuschauen. Das Angebot der Freiwilligkeit gilt noch
bis 2012. Danach drohen Strafen - und der Bagger ist weg.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

324438

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Japanischer Botschaft findet deutsche Atomangst übertrieben Düsseldorf (ots) - Der japanische Botschafter in Berlin, Takahiro Shinyo, hat die Angst der Deutschen vor dem Atomunfall in Japan als unbegründet bezeichnet. Dass etwa die Lufthansa Tokio nicht mehr anfliege, halte er für übertrieben, sagte Shinyo der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). "Wenn ich hier in Deutschland den Fernseher einschalte, bekomme ich den Eindruck vermittelt, ganz Japan sei verstrahlt. Das ist natürlich falsch. Ich wünsche mir da mehr Gelassenheit", so der Diplomat. Die Debatte hierzulande mehr...

  • Rheinische Post: RWE: Atommoratorium könnte Strompreis um fünf Prozent anheben Düsseldorf (ots) - Die Strompreise könnten als Folge des Atommoratoriums der Bundesregierung nach Auffassung des Energiekonzerns RWE um bis zu fünf Prozent für Privatkunden steigen. "Für Kunden von Versorgern, die sich jetzt zu hohen Börsenpreisen eindecken müssen, könnte sich das rein rechnerisch in einer Preiserhöhung von bis zu fünf Prozent niederschlagen", sagte RWE-Vorstand Leonhard Birnbaum der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Der Manager verteidigte auch die Klage des Konzerns gegen die Abschaltung mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): "Daum ist die richtige Wahl" Frankfurts Vorstandschef Bruchhagen glaubt an den Star-Trainer Bielefeld (ots) - Frankfurt. Mehr Eintracht Frankfurt war selten. Zuletzt lenkten die Hessen 1992 die Aufmerksamkeit so stark auf sich. Damals zelebrierte das Team von Dragoslav Stepanovic "Fußball 2000". 19 Jahre später elektrisiert der Name Christoph Daum. Mit dieser Trainer-Einstellung verblüffte der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen auch Fußball-Insider. Auf den ersten Blick scheinen der schillernde Fast-Bundestrainer und der sachliche Bruchhagen nicht zu harmonieren. Bayerns Präsident Uli Hoeneß lästerte in Anspielung auf mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Linkspartei Sachsen-Anhalts Linksfraktionschef Gallert fordert mehr Abgrenzung von SPD und Grünen Halle (ots) - Der Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, hat sich kritisch zur Lage der Linkspartei nach den Wahlen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geäußert. Zwar sei die "Westausdehnung" trotz des Verfehlens der Fünf-Prozent-Hürde "nicht gescheitert", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe), fügte allerdings hinzu: "Es ist nicht erfreulich, was da unterm Strich stehen bleibt. Und wir steuern auch bundespolitisch nicht auf ein Hoch zu." Die gesamte mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Streitkräfte Bundeswehrverband warnt vor weiteren Personalkürzungen Halle (ots) - Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) davor gewarnt, die Bundeswehr noch weiter zu verkleinern als von seinem Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) geplant. "Der Minister wird die Streitkräfte aufstellen, die sich auch finanzieren lassen", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe). Lege man die finanziellen Vorgaben von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zugrunde, seien maximal 140000 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht