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Trinkwasserversorgung im Südwesten bei Atomunfall gefährdet / Ausbreitungsrechnung von Greenpeace zeigt Bedrohung des Bodensees

Geschrieben am 25-03-2011

Stuttgart (ots) - Ein Reaktorunfall mit massiver radioaktiver
Freisetzung im Süden Deutschlands oder in der Schweiz könnte die
Trinkwasserversorgung für 4,5 Millionen Menschen gefährden. Erreicht
der radioaktive Fallout eines solchen Super-GAUs den Bodensee, wäre
Europas größter Trinkwasserspeicher betroffen. Eine Ausbreitungskarte
von Greenpeace zeigt, dass selbst ein Unfall im rund 150 Kilometer
entfernten Atomkraftwerk Neckarwestheim bei ungünstiger Windrichtung
zur maximalen Strahlenbelastung im Gebiet des Bodensees führen kann.
Im Umkreis von 180 Kilometern rund um den Bodensee liegen 13
Reaktoren.

"Die Trinkwasserversorgung in großen Teilen Süddeutschlands ist
ähnlich anfällig für Atomunfälle wie die in Japan. Dort stammen fast
90 Prozent des Trinkwassers aus Oberflächenwasser", sagt Heinz
Smital, Atomexperte von Greenpeace. "Beispielsweise kann das Wasser
im Bodensee durch einen schweren Reaktorunfall im Atomkraftwerk
Neckarwestheim 1 unter ungünstigen Bedingungen in einer Größenordung
belastet werden, wie sie diese Woche im Tokioter Trinkwasser gemessen
wurde."

Bei einem im Ausbreitungsmodell errechneten Strahlungseintrag von
1.500 Kilo-Becquerel (Bq) pro Quadratmeter ergibt sich eine
Kontamination, die in Tschernobyl zur dauerhaften Unbewohnbarkeit
geführt hat. Langlebige strahlende Nuklide wie Cäsium-137 verbleiben
über Jahre im Seewasser. Den Greenpeace-Berechnungen liegt eine
Ausbreitungsrechnung des Instituts für Meteorologie der Universität
für Bodenkultur in Wien zugrunde. Das Modell berücksichtigt die in
Süddeutschland vorherrschenden Witterungsbedingungen.

13 Reaktoren im 180-Kilometer-Radius um den Bodensee

In einem Umkreis von 180 Kilometern um den Bodensee liegen 13
Reaktoren. Zu den sechs in Deutschland gehören die Uralt-Meiler
Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1. Die zwei französischen
Pannenmeiler in Fessenheim sind nur unzureichend gegen Erdbeben
gesichert, obwohl sie im Oberrheingraben liegen, einer der seismisch
aktivsten Regionen im Südwesten. Unter den fünf Reaktoren in der
Schweiz ist auch das AKW Beznau 1, das mit 42 Jahren der älteste
Druckwasserreaktor der Welt ist. Die deutschen
Katastrophenschutzpläne für einen nuklearen Unfall in einem
Atomkraftwerk berücksichtigen das Problem der
Bodensee-Trinkwasserversorgung nicht. Sie sehen nur Maßnahmen in
einem Umkreis von 25 Kilometern um das jeweilige Kraftwerk vor.

Der Bodensee ist mit rund 50 Milliarden Kubikmeter Wasser Europas
bedeutendstes Trinkwasserreservoir. 4,5 Millionen Menschen in
Deutschland und der Schweiz werden mit Bodenseewasser versorgt. Bei
Sipplingen liegt die größte Fernwasserversorgung Deutschlands über
die etwa 320 Städte und Gemeinden mit vier Millionen Einwohnern in
Baden-Württemberg versorgt werden. Regionen wie die Schwäbische Alb
und der mittlere Neckarraum um Stuttgart sind extrem niederschlagsarm
und haben Böden, die das Grundwasser schlecht speichern. Die Orte
dort verfügen über keine alternative Trinkwasserquelle, auf die sie
im Fall einer Seeverschmutzung zurückgreifen können.

Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Heinz Smital, Telefon
0171-8780 803 und Pressesprecher Jan Haase, Tel. 0171-8700 675.
Greenpeace im Internet unter: www.greenpeace.de


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