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Sicherheitsmängel bedeuten das Aus für Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1. BUND legt aktuelle Studie zu den Risiken der baden-württembergischen Atomkraftwerke vor

Geschrieben am 09-03-2011

Berlin/Stuttgart (ots) - Mit einer neuen Studie zu den Risiken der
vier in Baden-Württemberg betriebenen Atomkraftwerke hat der Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) seine Forderung nach
Stilllegung dieser Anlagen bekräftigt. "Die Studie belegt: Die
Sicherheitsmängel in den alten Atomkraftwerken Neckarwestheim 1 und
Philippsburg 1 sind so gravierend, dass sie auch durch Nachrüstungen
nicht behoben werden können", sagte die BUND-Landesvorsitzende Dr.
Brigitte Dahlbender. "Bei den neueren Atomkraftwerken Neckarwestheim
2 und Philippsburg 2, die immerhin auch schon über 20 Jahre alt sind,
muss dringend eine aktuelle Sicherheitsanalyse vorgelegt werden.
Diese ist dann wiederum die Grundlage für konkrete Nachrüstungen, die
dann kurzfristig erfolgen müssen."

Vor über drei Jahren hatte die Energie Baden-Württemberg (EnBW)
die Landesregierung selbst in einem Schreiben über die enormen
Sicherheitsmängeln informiert. Entgegen der Behauptung der
Landesregierung würden nun nicht nur die sichersten AKWs
weiterbetrieben, sondern alle Anlagen. "Obwohl die Landesregierung
schon längst von den Sicherheitsdefiziten weiß, tut sie nichts",
sagte Dahlbender: "Es ist ein Skandal: Die Landesregierung schützt
die Gewinninteressen der Konzerne, hintergeht die Bürger und setzt
die Sicherheit der Bevölkerung aufs Spiel."

Die Autorin der BUND-Studie, die Physikerin Oda Becker, hat
untersucht, welche Sicherheitsnachrüstungen für Verbesserungen der
Sicherheitslage in den vier AKW dringend erforderlich wären. Das
Fazit: In allen vier Anlagen besteht die Gefahr eines schweren
Unfalls. Insbesondere in den älteren Reaktoren Neckarwestheim 1 und
Philippsburg 1 führen demnach Konstruktionsmängel und jahrelang
ausgebliebene Nachrüstungen zu steigenden Risiken. "Für wesentliche
Konstruktionsmängel der alten Reaktoren wie veraltete Reaktorgebäude,
Sicherheitsbehälter, Reaktordruckbehälter und Lagerbecken sind jedoch
Nachrüstungen undenkbar", sagte Oda Becker. "Ein schwerer Störfall
kann außerdem eintreten, wenn der Reaktordruckbehälter nicht
standhält. Deshalb würden selbst extrem teure Nachrüstungen ihr
Sicherheitsniveau nur eingeschränkt verbessern."

Nicht abzusehen sei auch, wann und wie der Schutz der
Atomkraftwerke gegen Flugzeugabstürze oder mögliche Terroranschläge
gewährleistet werden kann. Philippsburg 1 gehöre, was die
Terrorrisiken betreffe, zu den verwundbarsten Reaktoren in
Deutschland. Oda Becker: "Gerade weil sich entscheidende Defizite der
Atomkraftwerke nicht mit Nachrüstungen beheben lassen, muss im Falle
eines Weiterbetriebs alles versucht werden, um mit
sicherheitstechnischen Verbesserungen zum Beispiel bei Notkühlung und
Notstromversorgung potenzielle Störfälle beherrschbarer zu machen."

Auch die neueren Alt-AKWs Neckarwestheim 2 und Philippsburg 2
haben der BUND-Studie zufolge große Sicherheitsmängel. So zählt
Philippsburg 2 mit einem technischen Design aus den 1970er Jahren und
großen Problemen beim so genannten Bruchausschluss von zentralen
druckführenden Leitungen zu den störanfälligsten Reaktoren. Diese
Probleme lassen sich auch durch umfangreiche Nachrüstungen nur
teilweise in den Griff bekommen. Beide Reaktoren erfüllen nicht die
gesetzlichen Sicherheitsstandards, die seit 1994 gelten.

"Die neue Landesregierung in Baden-Württemberg muss ohne falsche
Rücksichten alle Sicherheitsnachrüstungen sowie einen baulichen
Schutz gegen Terrorrangriffe bei den neueren Anlagen zügig anordnen,
um deren Sicherheit zumindest etwas zu erhöhen. Als Leiterin der
Atomaufsicht muss Ministerin Tanja Gönner endlich aktiv werden", so
die BUND-Landesvorsitzende Dahlbender: "Zugleich muss die Bevölkerung
umfassend und offensiv über die Sicherheitsmängel der Atomkraftwerke
und Nachrüstmaßnahmen informiert werden."

Mit der Studie hat der BUND der Atomaufsicht einen
Handlungsleitfaden vorgelegt. "Die Landesregierung muss als ersten
Schritt der EnBW bis Juli 2011 Sicherheitsberichte zu allen vier AKW
abverlangen. Darin muss aufgezeigt werden, wie sich der Betreiber die
Umsetzung der vom Bundesumweltministerium geforderten
Sicherheitsnachrüstungen im Detail vorstellt", sagte Dahlbender: "Bei
allen Meilern sind selbst teure Nachrüstungen keine
Sicherheitsgarantien. Die einzige Lösung ist der sofortige Ausstieg
aus der Atomenergie und die engagierte Umsetzung der Energiewende."

Um seinen Forderungen nach einem sofortigen Atomausstieg Nachdruck
zu verleihen, organisiert der BUND zusammen mit anderen
Organisationen am Samstag, 12.3.2011, eine Menschenkette vom AKW
Neckarwestheim nach Stuttgart. Dazu werden 20 000 bis 40 000 Menschen
erwartet.

Eine Einführung in die BUND-Studie finden Sie im Internet unter:
www.bund.net/index.php?id=6051

Die komplette BUND-Studie zu den EnBW-Atomkraftwerken finden Sie
unter: http://bit.ly/eICVi9



Pressekontakt:
Thorben Becker, BUND-Atomexperte:
Tel. 030-27586421 bzw.

Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher:
Tel. 030-27586-425, Fax: -440
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


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