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Westdeutsche Zeitung: E10 - der Kraftstoff mit Blamage-Risiko Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Geschrieben am 06-03-2011

Düsseldorf (ots) - Jeden Tag neue Erkenntnisse, jeden Tag neue
Schuldzuweisungen, jeden Tag dasselbe Spiel. Wären auf den Straßen
nicht die Jecken los, könnte so mancher Autofahrer in Depressionen
verfallen, wenn er hört und liest, wer da wie über ihn verfügen will.
Es geht um E10, es geht um Sprit, der ein wenig umweltfreundlicher
ist als das, was bisher in die Tanks der Autos gefüllt wird. Und es
geht um ein Einführungs-Management, das diese Bezeichnung nicht
verdient hat.

In Deutschland, das seit den Anfängen der Industrialisierung mit
seinen Unternehmern, Erfindern und Ingenieuren ein Motor des
Fortschritts in der Welt ist, scheint es unmöglich zu sein, neues
Benzin so auf den Markt zu bringen, dass es erstens überall verfügbar
ist und zweitens jeder Verbraucher das notwendige Mindestmaß an
Informationen bekommt. Wäre zu Zeiten von Leuten wie Gottlieb
Daimler, Carl Benz oder Adam Opel so gehandelt worden, dann führen
die Jecken heute mit der Pferdedroschke von Wuppertal zum Zoch nach
Düsseldorf.

Doch statt den Halbinformationsfluss endlich zu bremsen, setzen
die üblichen Polit-Rituale ein. Bundesumweltminister Norbert Röttgen,
heißt es, gerate zunehmend unter Druck. Diesen Prozess nutzen andere
Beteiligte, sich in Sicherheit zu bringen. Die Tankstellenbetreiber
informieren nicht, weil sie die Folgen von Falschberatung fürchten.
Umweltschützer prangern E10 an, weil sie steigende Brotpreise
befürchten. Schließlich bekämen Landwirte für den Anbau von Getreide
für den sogenannten Biosprit mehr Geld. Gleichzeitig findet sich
irgendwo ein Experte, der E10 zerstörerische Kraft gegen Motoren
nachsagt, während die großen Automobilkonzerne genau jene These ins
Reich der Fantasie verbannen.

Und in all der Kakophonie hält sich der Autofahrer die Ohren zu,
fährt zur Tankstelle und kauft - viel teurer - was er schon immer
gekauft hat. Dieser Witz ist so schlecht, dass er es nicht einmal in
die Bütt schafft.

Morgen treffen sich die Beteiligten zum E10-Krisengipfel bei
Wirtschaftsminister Brüderle. Wenn sich die Politik danach weiter von
Konzernen, Verbänden und Lobbyisten an der Nase herumführen lässt,
dann wird E10 scheitern. Und Deutschland, das Land der genialen
Ingenieure, ist in der Welt blamiert.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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