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NRZ: Ein Sieg der Verbraucher - der Stotterstart des Kraut- und Rübensprits / Kommentar zu E10

Geschrieben am 04-03-2011

Essen (ots) - Das Chaos an der Zapfsäule ist komplett, und alle
Beteiligten schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu: Die
Bundesregierung drischt auf die Mineralölkonzerne ein. Die Industrie
geißelt die Politik. Umweltschützer nehmen die Petrokonzerne und die
Bundesregierung gemeinsam aufs Korn. Autoexperte Ferdinand
Dudenhöffer pickt sich ausgerechnet den ADAC heraus. Und der
Bauernverband wettert im Rundumschlag gleich gegen alle. Blickt da
noch irgendjemand durch?

So ein Kommunikationsdesaster haben wir lange nicht erlebt. Dabei
hatten sich Bundesregierung und Branchenvertreter die Einführung des
"Biosprits" so einfach vorgestellt: Quasi im Vorbeifahren wollten sie
den Automobilisten in Deutschland die neue Kraftstoffsorte
unterschieben.

Der Bund wollte sich als Klimaschützer positionieren und die
deutsche Abhängigkeit vom Erdöl verringern. Die Konzerne wollten das
Beste aus der erzwungenen E10-Einführung machen und nach dem
Normalbenzin auch das klassische Super vom Markt nehmen. Fahrer
älterer Fahrzeuge sollten so zum Tanken des teureren
Super-Plus-Kraftstoffes gezwungen werden. Von dieser verdeckten
Preiserhöhung hätten Fiskus und Industrie als Mitnahmeeffekt durch
zusätzliche (Steuer)Einnahmen profitiert.

Doch angesichts der Absatzflaute bei E10 treten die Anbieter jetzt
auf die Bremse. Völlige Kehrtwende nicht ausgeschlossen. Nun soll ein
Krisengipfel in Berlin das Aus für das zweifelhafte Projekt doch noch
abwenden, das droht, bevor es überhaupt erst richtig in die Gänge
gekommen ist.

Mal abgesehen von der Frage, wer denn nun die Schuld an der
Verunsicherung der Autofahrer trägt. Mal abgesehen von dem strittigen
Punkt, ob es dem Klima wirklich nützt, Sprit mit Bioethanol zu
mischen und dafür einen höheren Verbrauch in Kauf zu nehmen. Mal
abgesehen vom gewichtigen Einwand, dass Lebensmittel auf den Teller
und absolut nicht in den Tank gehören - durch die Totalverweigerung
der Verbraucher ist eines ganz deutlich geworden: Die Kundschaft
lässt sich nicht für dumm verkaufen.

In seltener Eintracht haben die Konsumenten in Deutschland
gezeigt, wer am Ende der Verwertungskette über Wohl und Wehe eines
Produktes entscheidet: Sie selbst nämlich. Insofern ist der
Stotterstart des Kraut- und Rübensprits ein Sieg der Verbraucher.
Ihrer Macht als Verbraucher und Wähler sollten sich die Bürger
bewusst sein, falls Industrie und Politik versuchen, die Kosten für
das E10-Debakel über die Zapfsäule wieder einfahren zu wollen.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042607


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