(Registrieren)

WAZ: Die Entdeckung der Lautlosigkeit. Leitartikel von Miguel Sanches

Geschrieben am 07-01-2011

Essen (ots) - Die CSU ist nicht grantig. Ruhe, nicht Kraftmeierei
ist ihr Gebot der Stunde. Der FDP hat man in Kreuth - nahezu lautlos
- das Thema Steuersenkung geklaut. Die SPD und die Grünen wurden
nicht zur Un-zeit geärgert. Die Union muss sich mit ihnen auf eine
Hartz-IV-Reform einigen. Die Schwesterpartei CDU wurde erst recht
ge-schont. Es stehen Wahlen an, und nichts irritiert Anhänger
bürgerlicher Parteien mehr als Streit und mangelnde Geschlossenheit.

Wenn er sich halbwegs unter Kontrolle hat, wird CSU-Chef Horst
Seehofer 2011einsame Entscheidungen vermeiden. Er will im Herbst
wiedergewählt werden und steht in der Partei unter verschärfter
Beobachtung. Bei der CSU-Klausur in Kreuth hat der Leitwolf Kreide
gefressen. Für die Attraktivität der Union ist nicht nur wichtig,
worüber CDU und CSU streiten, sondern auch das Wie. Zielkonflikte
sind okay, Profilneurosen nicht. Es gibt zwar Streit. Die
Konfliktlinien verlaufen indes nicht eindeutig zwischen CDU und CSU.
Bei der Vorratsdatenspeicherung setzen sie zusammen die FDP unter
Druck. Über die Struktur der Bundespolizeien streiten Bund und
Länder; da verlaufen die Fronten parteiübergreifend. Die Anwerbung
von Fachkräften aus dem Ausland, die Ursula von der Leyen umtreibt,
ist nicht allein der CSU suspekt. Beim Thema Steuervereinfachung geht
es wiederum gemeinsam gegen einen Finanzminister, der bremst.

In der Steuerpolitik hat die Union keine Linie. Sie müsste sich
mal entscheiden, was sie will: Sparen oder Steuern senken, wie es
Bayerns Finanzminister fordert. Das ist die CSU, wie man sie kennt:
Als Sowohl-als-auch-Partei. Ziemlich dreist ist ihr Umgang mit der
FDP, der man das Steuerthema "klaut". Es war mal ihr
Alleinstellungsmerkmal. An der FDP kann man freilich studieren, was
passiert, wenn man nicht hält, was man verspricht. Dann geht's
abwärts.

Tricky geht es auch in der Personalpolitik zu. Man kennt
Doppelspitzen von den Grünen. Die CSU hat im Grunde auch eine:
Seehofer ist kraft Amtes Nummer 1. KT's Sonderstellung ist eine Frage
des Charismas und nicht der Satzung. Seehofer will im Herbst wieder
kandidieren. Guttenberg hat zu seinen Ambitionen in Kreuth nichts
gesagt. So was nennt man beredtes Schweigen.

Fazit: Die CSU war schon mal bedeutender. Aber von einer
Verzwergung kann keine Rede sein. Sie hat eine Machtbastion - Bayern
- und mit Guttenberg einen, der die Fantasie anregt. Als neue
Steuersenkungspartei kann sie sich indes blamieren.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

309413

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: Niemand will Verantwortung übernehmen Ein Kommentar von Olaf Steinacker = Düsseldorf (ots) - Das Unappetitliche am jüngsten Lebensmittelskandal ist nicht nur das Dioxin im Tierfutter. Auch nicht, dass die Giftmischerei bereits im März nachgewiesen und seitdem vertuscht worden ist. Wütend macht, dass niemand die Verantwortung dafür übernehmen will. Die Bauern nicht, die ihre Tiere mit dem verseuchten Futter gemästet haben. Die Behörden nicht, die zwar kontrollieren sollen, aber angeblich mangels Personal nicht können. Und die Politik schon mal gar nicht, die jetzt mit wohlfeilen Forderungen nach Konsequenzen mehr...

  • WAZ: Eigentor. Kommentar von Dirk Hautkapp Essen (ots) - Natürlich will Gesine Lötzsch nicht die al-te DDR samt Unrechtsstaat zurück. Aber es gibt Reiz-Vokabeln, von denen lässt man besser die Finger, wenn man politische Visionen an den Mann bringen will. Kommunismus, das müsste die Linken-Chefin bemerkt haben, gehört dazu. Ihr laxer, auf Missverstehen angelegter Umgang mit der angstbesetzten Ideologiephrase kann nur als Anbiederung an Sektierer auf der Linksaußenbahn verstanden werden. Was die Zweifel an ihrer Führungsfähigkeit nicht kleiner werden lässt. Zum einen bedient mehr...

  • WAZ: Vorrang für den Schutz der Bürger. Kommentar von Rolf Potthoff Essen (ots) - Straftäter, die aus der Sicherungsverwahrung entlassen wurden, müssen in speziellen Therapieeinrichtungen untergebracht werden. Das ist die Konsequenz aus einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, der den bisherigen Umgang mit solchen Tätern - sie blieben in Sicherungshaft - beanstandet hat. Es hilft nichts, über den Spruch und das hohe Sicherheitsrisiko zu lamentieren. Er ist zu befolgen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass es sich bei dieser Gruppe grundsätzlich um gefährliche mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Ein Bürgerprotest zur rechten Zeit - Leitartikel Berlin (ots) - Es reicht. Immer mehr Berliner Eltern platzt der Kragen, wenn sie von den Zuständen an den Schulen ihrer Kinder hören. Auf diese "Wut-Stimmung" reagiert jetzt auch der Landeselternausschuss. Er bereitet für Ende des Monats große Protestdemonstrationen und Aktionen gegen die Schulmisere in der Hauptstadt vor. Dabei soll aktuell der Personalnotstand in den Lehrerkollegien angeprangert werden. Doch der steht nur obenan in einer Schul- und damit Bildungsmisere, die viel zu viele Jugendliche um ihre Chancen und die Stadt mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum ungarischen Mediengesetz Bielefeld (ots) - Auf dieses Signal hat Europa lange warten müssen. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban will nicht länger mit dem Kopf durch die Wand. Allein seine Regierung war davon überzeugt, dass das ungarische Mediengesetz mit den Grundwerten der Europäischen Union im Einklang steht. Wenn EU-Rechtsexperten dies in einem Gutachten beweisen können, besteht die große Hoffnung, dass die ungarische Regierung das umfangreiche Regelwerk nochmals überarbeitet. Viel zu lange haben die EU-Kommission und die Staats- und Regierungschefs mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht