(Registrieren)

HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandpresse, Hamburger Abendblatt zu FDP, Dreikönigstreffen

Geschrieben am 06-01-2011

Hamburg (ots) - Die FDP versteht sich gern als rationale Partei,
die zum Wohle der Bürger in Kosten-Nutzen-Rechnungen denkt. Im Moment
beschäftigt die Partei aber offenbar nur eine Rechnung - eine in
eigener Sache: Nützt der Partei ihr Vorsitzender noch, oder kostet er
ihr bitter benötigte Stimmen? Die Frage ist berechtigt. Die Liberalen
tapern auch im Jahr zwei der schwarz-gelben Koalition durch eine
programmatische Dunkelkammer. Und als vermeintliche
Mehr-Netto-vom-Brutto-Partei erlebt sie innerhalb der Regierung eine
Demütigung nach der anderen. Dass der Parteivorsitzende die
Hauptverantwortung für die dramatische Lage dieser zutiefst
verunsicherten Partei trägt, ist demzufolge auch nur eine rationale
Feststellung. Vollkommen irrational aber waren die Erwartungen, die
an Guido Westerwelles Rede beim Dreikönigstreffen gestellt wurden.
Von der Rede seines Lebens hatte man im Vorwege gesprochen, von einem
Auftritt, über den sich sein politisches Überleben entscheiden werde.
So ernst die Situation für die Partei in den Umfragen und im
Regierungshandeln auch sein mag: Westerwelle tat in Stuttgart gut
daran, die Erwartungen und die Spekulationen um seine baldige
Ablösung zu ignorieren. Jedes Wort in dieser heiklen Angelegenheit
hätte die Nachfolgedebatte weiter angeheizt und wäre den
Westerwelle-Kritikern eine Bestätigung gewesen. Der Parteichef aber
will so schnell nicht aufgeben. Dieses klare Signal von Stuttgart
dürfte nun jeder kritische Liberale erkannt haben. Wer jetzt noch
eine bessere Lösung kennt, hätte sie längst präsentieren müssen. Der
Vorsitzende wiederum weiß nun um seine Pflicht, als Chefwahlkämpfer
das Überleben der Partei in den Länderparlamenten zu sichern. Er weiß
genauso um seine Pflicht, dafür persönlich geradezustehen, wenn 2011
als Annus horribilis in die Geschichte der Liberalen eingeht.
Westerwelles Pflicht wird seine letzte Chance, die verloren gegangene
Glaubwürdigkeit in Stadthallen und auf Marktplätzen zurückzugewinnen.
Die Partei wird den Chef dabei mit einer Gefühlslage aus Argwohn und
gutem Glauben beobachten. Die Liberalen haben schließlich nicht
vergessen, wem sie das sensationellste Wahlergebnis ihrer Geschichte
zu verdanken haben. Die FDP ist nun mal eine rationale Partei.



Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

309255

weitere Artikel:
  • Der Tagesspiegel: Zum FDP-Parteitag meint der Tagesspiegel: Berlin (ots) - "Dank ihres Generalsekretärs erinnert sich die FDP des Begriffs Liberalismus. Guido Westerwelle kann dankbar sein, dass Christian Lindner eine Rede unter seinem möglichen Niveau gehalten hat. Wer aber Ralf Dahrendorf freihändig zitieren kann, der wird auch dessen Wort von der entscheidenden Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Initiative, Exekutive und Kontrolle kennen. Lindner hat sich kontrolliert und der FDP im Stuttgarter Staatstheater ein Schauspiel erspart. Eines, wie es Mitte der 90er die SPD mehr...

  • Rheinische Post: Obama auf dem Seil Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Frank Herrman: Barack Obama steht am Scheideweg. So wie bisher kann er nicht weitermachen, das lässt die politische Landschaft nicht zu. Kühne Reformen, wie er sie anpeilte, als er als Kandidat auf einer Welle der Begeisterung ins Weiße Haus surfte, sind fürs Erste nicht mehr drin. Hier und da kann er noch an ein paar Stellschräubchen drehen, pragmatisch regieren, ein paar Gesetze anschieben, die auch die Opposition nicht weiter stören. Zumindest 2011 ist der Präsident vor allem eines: Krisenmanager. mehr...

  • Rheinische Post: Westerwelle zockt Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Sven Gösmann: Während Guido Westerwelle seine Partei noch warnte, die Demoskopie zum Maßstab ihrer Politik zu machen, sirrte die SMS mit der jüngsten ARD-Umfrage auf die Mobiltelefone seiner Zuhörer beim Dreikönigstreffen: vier Prozent. Die FDP flöge derzeit aus dem Bundestag. Am Ende der Beliebtheitsskala stehen drei Liberale: Niebel, Westerwelle, Rösler. Den Negativtrend gegen sich und die FDP umzudrehen hat Westerwelle nicht vermocht. Er hielt eine Standardrede, getränkt mit Außenminister-Pathos. mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zur FDP Ulm (ots) - War was? Guido Westerwelle hat auf dem Dreikönigstreffen in Stuttgart eine gute, kämpferische Rede gehalten. Reden kann der FDP-Chef zweifellos. Alle spitzen Formulierungen hat er sich verkniffen, die mit für sein schlechtes Ansehen bei den Wählern gesorgt haben. Staatsmann statt Polarisierer. Dass ihm der große Befreiungsschlag nach den Diskussionen der letzten Wochen gelungen ist, ist zu bezweifeln. Unverhohlen wurde da über seinen Rücktritt diskutiert. In der Öffentlichkeit eher in den hinteren Reihen der Liberalen, mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar FDP-Dreikönigstreffen Die Probleme bleiben ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Der Redeauftritt von FDP-Parteichef Guido Westerwelle beim Stuttgarter Dreikönigstreffen hat nicht für den ersehnten Befreiungsschlag gesorgt. Nicht für die Partei und auch nicht für den Vorsitzenden selbst. Die alten Probleme bleiben bestehen. Sicher, die Erwartungen an diesen Auftritt waren völlig unrealistisch. Auch ist die Dauerkritik nicht spurlos an Westerwelle vorbei gegangen. Da wurde er schließlich mit Erich Honecker verglichen und als "Klotz am Bein" bezeichnet. Dabei ist Westerwelle an der Misere der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht