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WAZ: Zeit für schärfere Sanktionen. Leitartikel von Christopher Onkelbach

Geschrieben am 04-01-2011

Essen (ots) - Jahrelang wurden Reste aus der Biodieselproduktion
zu Viehfutter verarbeitet, räumte jetzt der Futtermittelhersteller
aus Schleswig-Holstein ein. Man war eben "leichtfertig der irrigen
Annahme", dies sei schon in Ordnung so. Das ist an Dreistigkeit kaum
zu überbieten. Niemand hat also zuvor kontrolliert oder auch nur
wissen wollen, was da verarbeitet und den Tieren - und letztlich den
Menschen - zum Fraß vorgesetzt wird. Da paart sich Profitgier mit
krimineller Energie. Es darf nicht sein, dass sich dies wiederholt.

Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Der letzte Dioxin-Skandal
beschäftigte uns erst im Mai 2010. Da wurde ausgerechnet in Bio-Eiern
Dioxin entdeckt, es stammte aus belastetem Mais aus der Ukraine.
Anfang des Jahres 2005 waren dioxinbelastete Böden die Ursache, dass
in Freilandeiern erhöhte Dioxinwerte festgestellt wurden. Die Liste
der größeren und kleineren Skandale ist lang und eklig: Gammelfleisch
am Dönerspieß, Dioxine und PCB im Zuchtlachs, Fleischabfälle in der
Wurst. Schadstoffe im Olivenöl, verdorbene Eier in Nudeln und Gebäck,
Geflügelabfälle im Aufschnitt, bis hin zu Press-Schinken aus
Fleischresten. Dass die Lebensmittelindustrie ihr Vertrauen beim
Verbraucher weitgehend verspielt hat, zeigen nicht nur aktuelle
Umfragen, sondern auch der gigantische Werbeaufwand der Branche, der
sich vor allem an Kinder richtet.

Wir wissen, dass die Tiere, deren Fleisch wir essen und deren
Milch wir trinken, gefüttert werden. Die Werbung will uns weismachen,
dass Kühe nur grünes Gras fressen und klares Wasser trinken. Und so
genau wollen wir es meist nicht wissen. Doch die Wahrheit ist: Ob
Rinderwahn, Nitrofen oder Dioxin - fast alle weitreichenden
Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre hatten mit Futtermitteln
zu tun. Sie sind der Treibstoff für die Hochleistungsproduktion der
Agrarindustrie und zugleich ein wichtiger Kostenfaktor. Wenn Züchter
und Landwirte Geld sparen wollen, müssen sie am Futter sparen.
Manchen ist es dabei ziemlich egal, wie. Billige oder verseuchte
Futtermittel belasten die Gesundheit von Tieren und Menschen, und sie
zeigen zugleich die Lücken im Überwachungssystem auf. Doch die
Verbraucher haben ein Recht auf lückenlose Kontrollen.

Fazit: Die Haftungsregeln für die Hersteller müssen verschärft
werden, und die Strafen für Gesetzesverstöße müssen abschreckend hoch
sein. Das wird die Futtermittelpreise steigen lassen. Doch das sollte
es uns wert sein.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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