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Westdeutsche Zeitung: Iren schlüpfen nach langem Zögern unter den Rettungsschirm = von Ingo Faust

Geschrieben am 22-11-2010

Düsseldorf (ots) - Halb zog man ihn, halb sank er nieder - der
keltische Tiger ist gezähmt. Er taugt gerade noch als Bettvorleger.
Die Regierung der viereinhalb Millionen Iren, ein stolzes Volk mit
keltischen Wurzeln, begibt sich unter den mit insgesamt 750
Milliarden Euro weit aufgespannten Finanzschirm der Euro-Staaten.
Börsen und Anleihemärkte in Europa atmeten gestern auf, der Euro
machte einen Sprung nach oben. Irland, einst das Armenhaus Europas,
wurde bis vor wenigen Jahren wegen seines Wirtschaftswunders mit den
asiatischen Tigerstaaten verglichen und galt noch vor vier Jahren vom
Pro-Kopf-Vermögen her als das reichste Land Europas. Das ist Schnee
von gestern, jetzt müssen die Euro-Länder für Irlands immense
Schulden gerade stehen - und sie wollen das auch. Die Alternative
wäre ein Auseinanderbrechen der Euro-Gruppe und eine schleichende
Abschaffung der Gemeinschaftswährung. Unvorstellbar! In einem ersten
Schritt werden die Iren bis zu 100 Milliarden Euro Nothilfe abrufen.
Damit wollen sie ihre angeschlagenen Banken wieder flott machen.
Weitere Schritte werden folgen. Die Gefahr, dass die Iren andere
schwächelnde Länder wie Portugal anstecken könnten, ist längst nicht
gebannt. Fällt Portugal, und muss das Land ebenfalls unter den
Rettungsschirm, dauert es nicht mehr lange, bis auch Spanien gestützt
werden müsste. Denn die Spanier finanzieren bisher die Portugiesen.
Am Ende könnten sogar die Hilfs-Milliarden knapp werden, denn für
alle drei Länder dürften sie kaum reichen. Wichtig ist zunächst, dass
die Iren sich - wie zuvor die Griechen - einer Radikalkur
unterziehen. Sie müssen von ihrem Rekorddefizit von 32 Prozent der
Wirtschaftsleistung herunterkommen - erlaubt sind in Euro-Staaten
drei Prozent. Das geht über Sparen oder über Mehreinnahmen. Hier
liegt die Crux. Die Iren sollten schnellstens ihre
Unternehmenssteuern von 12,5 Prozent auf das europäisches Maß von
durchschnittlich mindestens 25 Prozent anheben. Auch Deutschland,
künftiger Hauptgläubiger, ist daran interessiert, dass diese
"Dumping"-Steuer zur Firmenansiedlung wegfällt. Im Ernstfall haften
die deutschen Steuerzahler mit hunderten von Milliarden - dafür
können sie auch etwas verlangen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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