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Lausitzer Rundschau: Von der Rolle

Geschrieben am 31-10-2010

Cottbus (ots) - Ganz bescheiden gab sich die CSU am Wochenende auf
ihrem Münchner Parteitag. Kein Pomp, kein Getöse. Auf den sonst
üblichen Hochmut gegenüber der politischen Konkurrenz verzichtete man
weitgehend. Die Wahlniederlage vor zwei Jahren hat der Partei
sichtlich gut getan. Ebenso die Tatsache, dass sie jetzt im Freistaat
die Macht mit der FDP teilen muss. Die Delegierten durften nach
Herzenslust diskutieren, die Führung wagte es nicht, irgendetwas
abzuwürgen. Aus Angst, es könne sich spontaner Unmut entladen.
Allerdings fiel man gleich ins andere Extrem. Dass sich die
bayerische Volkspartei einen ganzen Tag lang emotionsgeladen um die
Frauenquote in ihren Vorständen stritt, war doch gewöhnungsbedürftig.
In diesem Moment wirkten die Christsozialen mehr wie jene
Selbstfindungsgruppe, die man sonst gelegentlich auf Parteitagen der
Grünen und der SPD erlebt. Zur Aussetzung der Wehrpflicht, die viel
mehr Wähler interessiert, meldete sich hingegen niemand zu Wort. Was
wichtig ist und was nicht, ist ein wenig durcheinander geraten bei
den Blau-Weißen. Die Staats- und Volkspartei CSU ist momentan von der
Rolle, sie weiß, wer sie war, aber nicht mehr, wer sie ist und vor
allem nicht, wer sie in der Zukunft sein soll. Modern, liberal,
sozial? Das ist sie inzwischen in vielen Politikfeldern, auch endlich
in der Familienpolitik. Oder traditionell, rechtskonservativ,
rückwärtsgewandt? Die Beschlüsse zur Zuwanderung entsprechen eher
dieser Position. Zur widersprüchlichen Zustandsbeschreibung passt,
dass die Partei gerade einen Vorsitzenden hat, Horst Seehofer, der
auch nur zwei Stimmungslagen kennt: Diva oder Despot. Er verordnet
innerparteiliche Demokratie, aber gibt keine Orientierung. Im
Gegenteil, er verwirrt mit nahezu jedem seiner Auftritte die
Mitglieder noch mehr. Dass er es am Sonnabend bei seiner Rede in
München einmal nicht tat, rettete ihn über denTag. Aber die
Verunsicherung ist da und sucht nach Auflösung. Dieses Bedürfnis wird
bis zur Landtagswahl 2013 noch zunehmen, falls die Umfragen sich
nicht bessern. 40 Prozent und darunter sind für die CSU absolut
inakzeptabel. Ein großer Schnitt liegt in der Luft. Mit Karl-Theodor
zu Guttenberg wartet eine ganz neue Generation darauf, die CSU in die
Zukunft zu führen, eine Generation, die sich nicht mehr an Stoiber
misst und schon gar nicht an Strauss. Und dann ist die CSU endgültig
eine normale Partei geworden.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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