(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Die EU-Initiative setzt auf das Prinzip Hoffnung - Nichtraucherschutz durch die Hintertür Von Olaf Steinacker =

Geschrieben am 11-10-2010

Düsseldorf (ots) - Ich rauche gern! Ein flotter Slogan, der
Freiheit suggeriert, Genuss und Lebensfreude. Der aber vorsätzlich
verschweigt, dass wenige Raucher freiwillig zum Glimmstängel greifen,
sondern meist aus Sucht. 650 000 Europäer sterben an deren Folge in
jedem Jahr - sagt die EU-Kommission und will den Kontinent rauchfrei
machen. Ein hehrer Vorsatz. Allerdings kann die EU ihre Mitglieder
nur über Umwege dazu bewegen, nationales Recht zum Schutz der
Nichtraucher zu ändern. Über die sogenannte Tabakproduktrichtlinie,
die Höchstwerte für Schadstoffe festlegt oder vorschreibt, wo und wie
für Raucherwaren geworben werden darf.

Mit einem ähnlichen Vorsatz wäre die EU-Kommission vor sieben
Jahren beinahe schon einmal gescheitert. Als sie versuchte,
Tabakwerbung aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Ausgerechnet die
deutsche Regierung weigerte sich seinerzeit, das Werbeverbot
umzusetzen. Erst als Deutschland drohte, eine Klage vor dem
Europäischen Gerichtshof zu verlieren, kam ein entsprechender
Gesetzesentwurf.

Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass
Gesundheitskommissar John Dalli es nicht leicht haben wird, mit
seinen Forderungen durchzukommen. Ein Blick vor die Haustür reicht.
In Nordrhein-Westfalen ist das Nichtraucherschutzgesetz, obschon seit
mehr als zwei Jahren in Kraft, ein einziger Witz. Es gibt so viele
Ausnahmen, dass kaum jemand durchblickt. Kontrolliert wird selten und
wenn, ohne Nachdruck. Im Grunde hat sich wenig geändert - nur das
Gesetz. Immerhin hat Rot-Grün im Land angekündigt, diesen Wildwuchs
zu beschneiden. Das allein ist freilich zu wenig. Was fehlt, ist ein
einheitliches, sprich bundesweites, Gesetz, das den
Nichtraucherschutz regelt. Das ist vorerst aber nicht zu erwarten.
Schlicht, weil der Wille dazu fehlt.

Genau das macht den Vorstoß aus Brüssel so attraktiv. Wenn Kippen
weniger leicht verfügbar sind, wenn die Folgen des blauen Dunstes
nicht mehr verharmlost und verschleiert werden, dürften vermutlich
weniger Menschen zur Zigarette greifen. Und damit werden dann auch
die Nichtraucher geschützt - durch die Hintertür. Prinzip Hoffnung.
Mehr scheint nicht möglich.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

294432

weitere Artikel:
  • Frankfurter Neue Presse: Nachhilfe für Seehofer. Leitartikel von FNP-Politikchef Dr. Dieter Sattler zur Einwanderungs-Diskussion. Frankfurt am Main (ots) - Wer hier, wie Seehofer, glaubt, auf Einwanderungswillige entsprechend qualifizierte Türken, Araber oder Angehörige anderer fremder Kulturkreise verzichten zu können, schadet der deutschen Wirtschaft. Und bedenkt nicht, dass ein hochqualifizierter Zuwanderer auch zusätzliche Arbeitsplätze für deutsche Arbeitslose schaffen kann. Die Einwanderung für jene Personen sollte sogar erleichtert werden. Bisher müssen sie ein Jahreseinkommen von 63 000 Euro nachwiesen, vor zwei Jahren waren es sogar noch 86 000 mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): EU kämpft gegen das Rauchen Rauchfreies Europa PETER JANSEN Bielefeld (ots) - Dass Rauchen zu den häufigsten Ursachen von Lungenkrebs, Herzinfarkt und anderen tödlichen Krankheiten gehört, weiß jeder - Raucher wie Nichtraucher. An Rauchverbote in allen öffentlichen Räumen und in den meisten Gaststätten haben sich mittlerweile sogar die Raucher gewöhnt. Wenn jetzt die EU mit neuen Vorschlägen im Kampf gegen das Rauchen aufwartet - von vereinheitlichter Packungsgestaltung über erschwerten Zugang bis zu verringertem Nikotingehalt - muss die Frage erlaubt sein, ob damit nicht des Guten zu mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Stuttgart 21 Gschmäckle CARSTEN HEIL Bielefeld (ots) - Als wäre die Debatte um den Bahnhof in Stuttgart nicht schon verfahren genug: Jetzt kommt heraus, dass Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) Mitglied im Stiftungsrat des Entwicklers von Einkaufszentren ECE ist. Das wäre nicht weiter verwerflich, denn Kontakte zwischen Politik und Wirtschaft gehören in einer Demokratie dazu. Aber ECE plant im Zusammenhang mit genau jenem Projekt groß zu investieren, das Gönner politisch an zentraler Stelle zu verantworten hat: Stuttgart 21. Vielleicht muss man nicht sofort "Filz" mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu "EU kämpft gegen das Rauchen" Rostock (ots) - Ja, es ist wahr. Raucher blasen ihre Gesundheit quasi selbst in die Luft. Der Tabakkonsum senkt ihre Lebenserwartung und das Passivrauchen gefährdet andere gleich mit. Schwere Folgeerkrankungen von Rauchern und Nichtrauchern belasten somit unser finanziell ohnehin strapaziertes Gesundheitssystem. Es ist vor allem der missionarische Eifer, mit dem die EU ihren Feldzug gegen die Raucher führt, der Zweifel am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit aufkommen lässt. Dabei ist das Rauchen seit Jahrhunderten ein Stück europäischer mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTARE Debatte über Zuwanderungsstopp Befremdliche Performance NICOLE HILLE-PRIEBE Bielefeld (ots) - Wenn jeder Deutsche eine Stunde in der Woche länger arbeite, brauche man die ausländischen Arbeitskräfte nicht - diese Worte stammen nicht etwa von Thilo Sarrazin oder Horst Seehofer, sondern von Ludwig Erhard. Als Bundeskanzler sorgte er so während der Wirtschaftskrise 1966/67 für Schlagzeilen. Damals zog die NPD gleich in sieben Landtage ein, 1968 holte die rechtsradikale Partei in Baden-Württemberg sogar fast zehn Prozent der Stimmen. Am 23. November 1973 verhängte die sozial-liberale Regierung einen Anwerbestopp mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht