(Registrieren)

LVZ: Klimawandel in Oslo

Geschrieben am 12-10-2007

Leipzig (ots) - Von Olaf Majer
Alle Wetter! Mit dem Friedensnobelpreis für Klimaretter Al Gore hat
das Osloer Komitee mal wieder sein grünes Herz schlagen lassen.
Ähnlich wie 2004 bei der kenianischen Umweltaktivistin Wangari
Maathai wird der Kampf gegen Umweltsünden und die Vernichtung von
Lebensgrundlagen gewürdigt. Auch der UN-Weltklimarat wurde
mitbedacht, obwohl die oft lautstark verabreichten Klima-Schockdosen
der Behörde unter Wissenschaftlern umstritten sind. Aber, bei allem
Respekt für das ökologische Engagement - hat dieser Nobelpreis noch
etwas mit dem Frieden zu tun?
Ein Klimawandel ist auch in der norwegischen Preis-Jury spürbar, der
Friedensbegriff wird wahlweise auf Menschenrechte, soziale
Gerechtigkeit oder Umwelt ausgedehnt. Das wundert kaum: Globale
Konflikte verlaufen heute nicht mehr zwischen Schützengräben, ein
großer Schlichter kann sich so nicht aufdrängen. Trotz
Raketenschutzschildes und neuer Aufrüstungs-Pläne - eine diffuse
Angst macht sich vor allem vor Erderwärmung und Wetterunbilden breit.
Hier verlaufen die neuen Frontlinien zwischen allwissenden
Öko-Mahnern und sturen Ignoranten, zwischen Radlern und Jeep-Fahrern,
zwischen Bio-Kost-Kunden und Mikrowellen-Köchen. Aufgeschreckt durch
Jahrhundertflut und Hitzerekorde wechseln die einen Glühbirnen gegen
Energiesparlampen aus, andere kuscheln sich dank Pelletheizung
beruhigt ein, statt weiter Öl zu verfeuern. Damit kann man im
Privaten seinen grünen Frieden machen. Aber rettet einer schon den
Weltfrieden, wenn er einen Film mit reichlich zugespitzten
Überflutungsszenarien dreht und als gut bezahlter Wanderprediger mit
schlechter persönlicher CO2-Bilanz durch die Lande fliegt?
Selten wird die weltweit wichtigste Auszeichnung allein für eine
persönlich herausragende Leistung verliehen. Meist schwingt der
Hintergedanke mit, eine bestimmte politische Richtung zu unterstützen
oder eine andere auszubremsen. Auffallend oft ist der äußerst selten
glücklich agierende US-Präsident George W. Bush die Zielscheibe der
Osloer Juroren. Das war 2002 so, als Jimmy Carter auch für sein
permantes Bush-Feuer geehrt wurde. Oder 2005 - als Mohammed el
Baradei und seine Atomenergiebehörde den Preis bekamen. Eine härtere
Ohrfeige für Bushs Irak-Krieg gibt es nicht.
Nun also gehört der Lorbeerkranz ausgerechnet dem Mann, der seine
hoch dotierten Vorträge meist mit dem Satz "Ich bin der ehemalige
nächste Präsident der USA" beginnt. Der so hauchdünn gegen Bush die
Wahl verlor. Der als wiedergeborener Klima-Messias aber auch
Schlagzeilen machte mit seinem Privathaus, das 20-mal so viel Energie
verbraucht wie ein US-Durchschnittshaushalt.
Vorbei und vergessen, Gore ist auf dem Gipfel. Wer sich aber nach
diesem Achtungszeichen gegen den Anti-Klima-Schützer Bush politische
Gore-Taten erhofft, wird enttäuscht. Ins Weiße Haus zieht den
Clinton-Vize angeblich nichts mehr, längst sieht sich der
Oscar-Gewinner der Tagespolitik entrückt. Er könne so mehr bewirken,
sagt Gore. Mag sein, dass Gore die Rolle des unabhängigen,
geschäftstüchtigen Aufklärers besser liegt als die des handelnden,
erfolgsabhängigen Akteurs. Doch es ist ein bisschen wenig für den
Ritterschlag aus Oslo.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

98131

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: SPD-Linke: Müntefering muss im Amt bleiben / Festhalten an Agenda 2010 Düsseldorf (ots) - Im Streit um die verlängerte Bezugsdauer des Arbeitslosengelds I für Ältere hat sich die SPD-Linke gegen einen Rücktritt von Bundesarbeitsminister Franz Müntering ausgesprochen. "Wenn ein Minister schon bei einem solchen Dissens nicht mehr am richtigen Platz wäre, dann hätten wir in einer Demokratie bald überhaupt keine Minister mehr", sagte Ernst-Dieter Rossmann, Sprecher der Parlamentarischen Linken der SPD-Bundestagsfraktion, der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Rossmann weiter: "Franz steht mitten in der Partei. mehr...

  • LVZ: Polizei-Gewerkschaft kritisiert fast unzumutbare Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in Afghanistan Leipzig (ots) - Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, hat der internationalen Staatengemeinschaft vorgeworfen, zu wenig für den Polizei-Aufbau in Afghanistan zu tun und die Polizei in Afghanistan unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten zu lassen. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) sagte Freiberg: "Die internationale Gemeinschaft tut insgesamt zu wenig. Polizisten sind nicht der Rettungsanker in einem Guerillakrieg." Erst wenn die Lage militärisch befriedet sei, könne ein mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Ringstorff warnt vor Kleinstaaterei in der Steuerpolitik/Kein Wettbewerb um niedrigste Steuern zwischen den Ländern Regensburg (ots) - Der scheidende Bundesratspräsident Harald Ringstorff (SPD) hat vor "Kleinstaaterei" in der Steuerpolitik der Länder gewarnt. Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen zur Föderalismusreform II lehnte der SPD-Politiker in der "Mittelbayerischen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) unterschiedliche Steuersysteme bei der Körperschafts- oder der Einkommenssteuer, wie sie von einigen finanzstarken Ländern ins Spiel gebracht wurden, grundsätzlich ab. Ein Wettbewerb um die niedrigsten Steuersätze zwischen den Bundesländern sei für mehr...

  • Der Tagesspiegel: CDU-Politiker Peter Müller will die Zahl der Schulbücher begrenzen Berlin (ots) - Berlin. Der Ministerpräsident des Saarlandes, CDU-Politiker Peter Müller, will die Zahl der Schulbücher begrenzen. Dem "Tagesspiegel am Sonntag" sagte Müller, es sei "ein großes Problem, dass wir viel zu viele davon haben". Dass "Eins und Eins Zwei ist", sagte Müller, werde 2007 genauso vermittelt wie vor zwanzig Jahren. Deshalb sei es "möglich, sich für jede Jahrgangsstufe in der Grundschule auf ein einzelnes Schulbuch in jedem Bundesland zu beschränken". Das spare "erhebliche Kosten". Inhaltliche Rückfragen richten mehr...

  • Der Tagesspiegel: CDU-Regierungschef Peter Müller fordert weitere Nachbesserungen der Agenda 2010 - Hartz IV bei Kindern und Schonvermögen "nachjustieren". Berlin (ots) - Berlin. Der saarländische CDU-Ministerpräsident Peter Müller fordert von der großen Koalition weitere Nachbesserungen der Agenda-Politik auf dem Arbeitsmarkt und eine Überprüfung von Hartz-IV-Gesetzen. Mitten im parteiübergreifenden Streit um die Verlängerung des Arbeitslosengeldes I (ALG I) für Ältere setzt Müller damit nicht nur die große Koalition in Berlin sondern zwei Wochen vor ihrem Bundesparteitag auch die SPD weiter unter Druck. Dem "Tagesspiegel am Sonntag" sagte Müller, bei der Verlängerung des ALG I für Ältere mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht