(Registrieren)

Stuttgarter Nachrichten: Präsident des Bundesverfassungsgerichts: Länderfinanzausgleich reformieren -Papier: "Neugliederung der Länder nicht auf Dauer verdrängen"

Geschrieben am 27-04-2006

Stuttgart (ots) - Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts,
Hans-Jürgen Papier, appelliert an die Politik, "sich der noch gar
nicht ernsthaft diskutierten, aber unverzichtbaren Reform der
Finanzverfassung" zu stellen. Es seien ganz erhebliche
Interessengegensätze zwischen Bund und Ländern, aber auch unter den
Ländern zu erwarten, sagte er im Interview mit den Stuttgarter
Nachrichten (Freitag). Da diese Gegensätze zwischen finanzstarken und
finanzschwachen Ländern mit Parteipolitik nur selten etwas zu tun
hätten, "darf man die Möglichkeiten speziell der großen Koalition
auch nicht überschätzen".

Papier plädierte darüber hinaus dafür, die Reduzierung der Zahl
von Bundesländern in Angriff zu nehmen. "Der Zusammenschluss von
Ländern bietet die Chance, eine vitale bundesstaatliche Ordnung zu
erhalten." Zu einer echten Eigenstaatlichkeit der Länder gehörten
jedoch ein gewisses Maß an Finanzautonomie und substanzielle
Gesetzgebungszuständigkeiten. "Und das wiederum bedingt, dass die
Bundesländer - und zwar alle Bundesländer - wirklich in der Lage
sind, diese Aufgaben auch zu bewältigen", betonte Papier: "Deshalb
lässt sich die Frage nach einer Länderneugliederung, ob sich nicht
einzelne Bundesländer zusammenschließen, nicht auf Dauer verdrängen."

Papier unterstützt den Vorschlag der Oppositionsparteien im
Bundestag, das Quorum für einen vom Parlament gestellten
Normenkontrollantrag von derzeit einem Drittel der Mandate auf ein
Viertel zu senken. Das sei im Hinblick auf eine Stärkung der Rechte
der Opposition durchaus erwägenswert - dies sei jedoch seine
persönliche Meinung: "Als Verfassungsrichter möchte ich dem
Gesetzgeber in dieser Frage keine Ratschläge erteilen."

Mit Blick auf die Angst vieler Deutscher vor der Reform des
Sozialstaats und deren eigenem sozialen Abstieg sagte Papier: "Der
Sozialstaat kann fortentwickelt, geändert, angepasst und
grundsätzlich auch wieder zurückgebaut werden, weil er nicht die
Verwirklichung eines in der Verfassung vorgeschriebenen Modells,
sondern das Resultat politischer Gestaltung ist." Grundrechte wie der
Schutz des Eigentums, wozu auch die Rentenansprüche und die
Rentenanwartschaften der gesetzlichen Rentenversicherung
grundsätzlich gehören, oder die rechtsstaatlichen Prinzipien wie
Vertrauensschutz und Rückwirkungsverbot seien selbstverständlich zu
beachten. Unmissverständlich stellte der Präsident auch klar, dass
das Grundgesetz keinen verfassungsrechtlichen Auftrag zur Herstellung
einheitlicher Lebensverhältnisse im gesamten Bundesgebiet kenne.

Originaltext: Stuttgarter Nachrichten
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=39937
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_39937.rss2

Rückfragen bitte an:
Stuttgarter Nachrichten
Redaktion
Joachim Volk
Telefon: 07 11 / 72 05 - 7120
cvd@stn.zgs.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

9626

weitere Artikel:
  • LVZ: WASG-Gründerin und Bundestagsfraktionsvize Höger: alte WASG-Führung samt Lafontaine spalten zu sehr / für vollständigen personellen Neubeginn Leipzig (ots) - Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag und Gründungsmitglied der WASG in Nordrhein-Westfalen, Inge Höger, hat der bisherigen WASG-Führung mit dem Vorsitzenden Klaus Ernst, dem Fraktionschef im Bundestag Oskar Lafontaine und dem Parlamentarischen Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Maurer vorgeworfen, die Partei "mehr gespalten als zusammengehalten zu haben". Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) verlangte Frau Höger "einen durchgreifenden Führungswechsel bei der WASG auf mehr...

  • Fuchs: Wachstum stärken statt bremsen! Berlin (ots) - Zum Frühjahrsgutachten der sechs führenden deutschen Forschungsinstitute und den Arbeitsmarktzahlen für den Monat April erklärt der mittelstandspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Michael Fuchs MdB: Die Wachstumsprognosen der Institute und die Arbeitsmarktdaten im April stimmen hoffnungsvoll. Seit dem Regierungswechsel hat sich die optimistische Stimmung von Wirtschaft und Verbrauchern deutlich gefestigt. Nun müssen kluge Reformtaten folgen. Koalition und Bundesregierung müssen alles daran mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Ex-Familienministerin Schmidt: von der Leyen muss hart bleiben - längeres Elterngeld auch für Alleinerziehende Saarbrücken (ots) - Die frühere Familienministerin Renate Schmidt (SPD) empfiehlt ihrer Nachfolgerin im Amt, Ursula von der Leyen (CDU), sich von den massiven Widerständen gegen ihre Familienpolitik nicht beeindrucken zu lassen. "Bleiben Sie wie bisher hart und gehen Sie den Weg weiter, den wir gemeinsam beschritten haben", riet Schmidt in der "Saarbrücker Zeitung" (Freitagausgabe) von der Leyen. Der sich abzeichnende Kompromiss bei der Bezugsdauer des Elterngeldes habe nur einen Vorteil: "Das Elterngeld wird zwei Monate länger gezahlt mehr...

  • Pofalla: Freiheit für Milinkewitsch Berlin (ots) - Bonn, den 27. April 2006 019/06 Zu der Inhaftierung des weißrussischen Oppositionsführers Alexander Milinkewitsch erklärt der Generalsekretär der CDU, Ronald Pofalla Ich fordere die sofortige Freilassung des weißrussischen Oppositionspolitikers Alexander Milinkewitsch. Es ist völlig inakzeptabel, dass die weißrussische Regierung einen Oppositionellen aus politischen Gründen inhaftiert. Wir verurteilen die willkürliche Behandlung von politischen Gegnern durch den Präsidenten Alexander Lukaschenko. Die universellen mehr...

  • Neues Deutschland: zum Streit um die Reichensteuer Berlin (ots) - Durch die große Koalition geht ein Riss. Angelegt ist er bereits in einem faulem Kompromiss, der bei der Diskussion um ihre Geschäftsgrundlage ausgehandelt wurde. Um das finanzpolitische Placebo Reichensteuer durchzusetzen, hat die SPD auf deren Erhebung bei gewerblichen Einkünften verzichtet. Und wurde über den Tisch gezogen. Das Beharren der Unions-Finanzakrobaten auf den Buchstaben des Koalitionsvertrages könnte zur Beerdigung des Projektes führen, auf das die Sozialdemokraten gern verweisen, um die von ihnen garantierte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht