LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Hartz-Korrekturen
Geschrieben am 01-10-2007 |
Leipzig (ots) - Von Andreas DunteKorrekturbedarfEs ist beschämend, dass eine Volkspartei mit dem Begriff sozial im Namen erst jetzt die Schrödersche Agenda hinterfragt. Ob schlechte Umfragewerte oder der Mitgliederschwund in Richtung Linke Kurt Beck zum Handeln zwingen, sei dahingestellt. Die Korrekturen an den Hartz-Gesetzen sind längst überfällig. Zweifelsohne war die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe richtig. Mit dem Prinzip Fordern und Fördern fand Schröder eine passende Antwort auf die Veränderungen am Arbeitsmarkt. Aber der von ihm angeführten rot-grünen Regierung fehlte bei diesem gewaltigsten Einschnitt in das Sozialsystem seit Bestehen der Bundesrepublik leider jegliches Fingerspitzengefühl. Der Monat für Monat in den Arbeitsmarktberichten vermeldete hohe Bestand an Langzeitarbeitslosen hätte vermieden werden können, wenn beim Arbeitslosengeld (Alg) I mehr differenziert worden wäre. Ältere, die oft ein Leben lang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, fühlen sich zu Recht doppelt bestraft: Denn nach einem Jahr ohne Beschäftigung fallen ihre Ansprüche nicht nur auf Sozialhilfeniveau zurück - sie haben auch kaum Chancen auf eine Vermittlung, da sich die Bundesagentur vorwiegend auf den Alg-I-Bereich konzentriert und Beschäftigungsförderung eingeschränkt hat. Deshalb sollte neben einer Verlängerung der Bezugsdauer für Ältere auch über eine Verbesserung von Qualifizierung und Vermittlung für Langzeitarbeitslose nachgedacht werden. Dank der gewaltigen Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit wären die Spielräume dafür da. "Der Aufstieg der einen darf nicht der Abstieg der anderen sein", sagt Bundespräsident Horst Köhler, der in seiner Globalisierungsrede weitere Strukturreformen anmahnt, damit Deutschland zukunftsfähig bleibt. Nötig wären die bei der Zeitarbeit. Nach ihrer Liberalisierung durch die Agenda 2010 gilt sie als der eigentliche Motor am Arbeitsmarkt. Doch statt damit Auftragsspitzen abzufangen, stellen immer mehr Unternehmen Leihkräfte ein, um Kosten zu sparen und tragen so zur Ungleichheit bei den Einkommen bei. Bleibt zu hoffen, dass die SPD mit ihrem jetzigen Vorstoß, Zeitarbeit zu befristen, nicht ähnlich endet wie beim Mindestlohn. Jeder solle von seiner Hände Arbeit leben können, war das eigentliche Ziel. Das Gerangel um den Post-Mindestlohn in der großen Koalition offenbart das komplette Versagen der Politik auf diesem Gebiet. Hier geht es einem Arbeitgeber, also der Post, schlicht darum, sein Geschäftsmodell zu verteidigen. Wie sonst ist zu erklären, dass er den vereinbarten Mindestlohn als zu niedrig bewertet, während die Konkurrenz um ihre Wettbewerbsfähigkeit fürchtet. Besser als ein branchenspezifischer wäre ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn, der über dem Arbeitslosengeld II liegt. So könnte dem wettbewerbsfeindlichen Lohndumping, das immer mehr um sich greift, ein Riegel vorgeschoben werden. Hunderttausende Menschen beziehen, obwohl sie Vollzeit arbeiten, ergänzende Hilfe. Damit wird Sozialleistung zur Subventionierung für Unternehmen, die schlichtweg Lohnkosten sparen. @a.dunte@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
95977
weitere Artikel:
- Stuttgarter Nachrichten: zu Beck/Schröder/Agenda: Stuttgart (ots) - Kurt Beck scheint in der Umfrage-Not keinen anderen Ausweg mehr zu sehen, als die Agenda 2010 zu verwässern und Spuren zu verwischen. Beck wird es bis zum Parteitag Ende Oktober zwar nicht gelingen, konkrete Veränderungen durchzusetzen. Das wäre auch zuviel verlangt. Aber seine Botschaft ist bereits jetzt bedeutungsschwer. Sie heißt: Good bye, Schröder! Die SPD ist nicht willens, für die Agenda 2010 länger ihre Seele zu opfern. Was heißt hier Linksruck? Hauptsache, es geht zurück! Originaltext: Stuttgarter Nachrichten mehr...
- LVZ: Matschie verteidigt sozialpolitische Neuorientierung der SPD / Kanzlerin besorgt über neue Verteilungs-Neigung der SPD Leipzig (ots) - SPD-Präsidiumsmitglied Christoph Matschie sieht die von der SPD jetzt gewünschten Verbesserungen beim Arbeitslosengeld I als "logische Folge der Tatsache, "dass sich langsam finanzielle Spielräume eröffnen". Diese müssten "zu Veränderungen genutzt werden, so dass vom Aufschwung alle, insbesondere auch die in besonderen sozialen Schwierigkeiten steckenden Bürger, profitieren" könnten, sagte Matschie gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe). Der Politiker, der auch Partei- und Fraktionschef in Thüringen mehr...
- Lausitzer Rundschau: 17 Jahre deutsche Einheit Im Übergang Cottbus (ots) - Das vereinheitlichte Deutschland, das jetzt in sein 18. Jahr kommt, ist ein seltsamer Gemischtwarenladen. Da gibt es für jeden etwas, aber es ist lange nicht alles nach jedermanns Geschmack. Immerhin ist der nicht länger in der gewohnten Weise sortiert. Das Land scheint sich endlich zu lösen von dem West-Ost Gegensatz, der seit dem Kriegsende alles zu bestimmen schien. Da gibt es jetzt tatsächlich Gegenden im Osten, die stehen ganz gut da, besser allemal als die Armutshäuser im Westen. Die Arbeitslosenstatistik taugt nicht mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zweite Berliner Rede des Bundespräsidenten Der Karren steht Cottbus (ots) - Bildlich gesprochen ziehen derzeit drei Pferde am Karren der deutschen Politik. Das eine Pferd, der Präsident, zieht stark nach vorne. Mut zu Reformen, dann schaffen wir es durch die Globalisierung, war das Credo der gestrigen, zweiten Berliner Rede Horst Köhlers. Das Pferd SPD zieht nach hinten. Länger Arbeitslosengeld I, Korrekturen beim Arbeitslosengeld II, dazu Mindestlohn und Ausnahmen von der Rente mit 67 lauten ihre aktuellen Vorschläge. Im Gesamtpaket ist das ein Rollback der Agenda 2010. Das dritte Pferd steht. mehr...
- Lausitzer Rundschau: Reformkräfte gewinnen Parlamentswahl in der Ukraine Allein Timoschenkos Erfolg Cottbus (ots) - Ohne sie geht in Zukunft nichts in der Ukraine: Julia Timoschenko heißt die eigentliche Siegerin der Parlamentswahlen in der Ukraine. Mit Charisma und unermüdlichem Einsatz hat Timoschenko es verstanden, auch Enttäuschte in den mehr nach Russland orientierten blauen Hochburgen an sich zu binden. Die guten Ergebnisse in den Industriezentren des Ostens und Südens sind ein echter Durchbruch für das orangene Lager - und ganz allein Timoschenkos Erfolg. Nun will sie zum zweiten Mal Ministerpräsidentin werden. Rechnerisch kann mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|