(Registrieren)

LVZ: Missbrauch und Furcht

Geschrieben am 21-09-2007

Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka
Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat zumindest taktisch dazu
gelernt in seiner bisher erstaunlich unauffälligen Berliner Amtszeit.
Sollte die groß angekündigte Bahnreform scheitern, dann wolle er
gleichwohl im Amt bleiben. So redet einer, der bereits ahnt, dass der
eigene Plan und die Wirklichkeit nicht ganz zusammen passen. Was als
Bahnreform angeboten wird, ist verfassungsrechtlich,
verkehrspolitisch und aus Sicht der Vermögensverwaltung ziemlich
schräg. Da wird wieder einmal der große Begriff der Reform
missbraucht. Der Bürger fürchtet es, die Politik behauptet, sie wolle
nur sein Bestes. Aber in Wahrheit nimmt sie ihm nur das Beste. Ein
Blick auf die marode Bahnlandschaft in Großbritannien genügt. Dort
ist der Schienenverkehr ausgeweidet, die Qualität miserabel und die
Sicherheit ein Albtraum.
Tiefensee, der sehr eloquent wie kaum ein anderer den Unbeschädigten
in der Politik mimen kann, bietet eine Bahnreform an, die, sollte der
Bürger als Kunde ihm erst einmal auf die Schliche kommen, für viel
Aufstand sorgen dürfte. Versucht wird nichts weniger als die
Verschmelzung von Heuschrecken-Mentalität mit verträglicher
Daseinsvorsorge bei gleichzeitiger Verschleuderung von Volksvermögen.
Da ist es ganz sicher gut, wenn als Minister einer die Verantwortung
dafür trägt, dem von früher noch Kombinatsdenken nicht ganz unbekannt
ist.
Mit dem großmäuligen Bahn-Boss Mehdorn agiert ein wenig zimperlicher
Manager an der Spitze, der nichts lieber tut als allen anderen zu
zeigen, um wie viel besser er selbst ist und wie wenig andere formell
Mitverantwortliche Ahnung vom großen Ganzen haben. Ein
Parlamentarier, ein Ministerpräsident, ein Verkehrsminister, selbst
eine Kanzlerin sind doch alles nur kleine Fische, oder? Die können
doch in Wahrheit einem Mehdorn nicht das Wasser reichen, der in der
schillernden Welt der Global Player und der Logistik-Konzerne von
Weltrang die erste Geige vor sich sieht. Ob Bilanz-Bearbeitungen für
den Börsengang oder gläserne Hauptbahnhof-Phantasien anfallen, immer
muss es zugehen wie bei den ganz Großen dieser Welt.
Bisher zahlte dafür der Steuerzahler und, in Personalunion mit ihm,
der Bahnkunde die Rechnungen. Die schlichte Anschlussfrage, was der
Pendler oder Fernreisende praktisch davon haben - und sei es auch nur
die pünktlichere Ankunft eines Zuges - belastet die großen Jongleure
im Bahngeschäft eher nicht. In dieser Welt haben sich Mehdorn und
Tiefensee erkennbar gefunden. Beider Motto scheint, man muss einfach
machen, ohne durch gute Überzeugungsarbeit die notwendigen
Mitstreiter rechtzeitig mit an Bord zu nehmen. Auch Volksaktien - für
die dieses Mal vielleicht statt Manfred Krug das Duo
Beckenbauer/Jauch werben sollte - werden hoffentlich diesen
Privatisierungsanlauf nicht mehr retten. Es wäre heute schon viel
gewonnen, wenn maßgebliche Macher zu neuem Nachdenken genötigt werden
- oder wenn andere sich neu an diese Aufgabe machten. Ach, da ist ja
noch etwas:Kümmert sich eigentlich die Kanzlerin um die Sache?

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

94250

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Olmert braucht Hilfe Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Israels Ministerpräsident Ehud Olmert kann eigentlich nur alles falsch machen. Der Regierungschef sieht im palästinensischen Autonomiepräsidenten Mahmud Abbas einen Partner für den Frieden. Er will ihm Zugeständnisse machen, um die gemäßigten Palästinenser nicht in die Arme der radikalen Hamas und des Dschihad zu treiben. Doch Olmert steht auf verlorenem Posten. Seine Partei folgt ihm nicht. Der stellvertretende Regierungschef Ramon spricht gar davon, arabische Viertel Jerusalems an die Palästinenser mehr...

  • Rheinische Post: Reinhard Mey denkt an Zukunft als Bundestagsabgeordneter Düsseldorf (ots) - Der prominente Sänger und Liedermacher Reinhard Mey (64) kann sich vorstellen, als Abgeordneter im Bundestag tätig zu werden. "Ich bin sicher, das könnte ich", sagte Mey im Gespräch mit der Rheinischen Post (Samstag-Ausgabe). Er wolle zwar auf keinen Fall in eine Partei eintreten. Wenn er jedoch als Parteiloser auf einen Listenplatz gesetzt würde, könne er sich mit der Vorstellung anfreunden, für seine politischen Überzeugungen im Parlament einzutreten. Zum Beispiel würde er sich gegen Militäreinsätze engagieren. Originaltext: mehr...

  • LVZ: Luftwaffen-Piloten zweifeln an Jungs Kompetenz und versichern sich der fehlenden Rechtslage für Abschuss-Befehle Leipzig (ots) - Die von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) neu entfachte Debatte über einen Notfall-Abschuss von auch mit Zivilpersonen besetzten Flugzeugen hat, nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe), innerhalb der Bundeswehr zu einer Debatte über die Eignung von Jung als Minister geführt. Ein Großteil der Piloten der für die Luftraumüberwachung zuständigen Alarmrotten der Luftwaffe hat sich dem Bericht zufolge, mit Rückendeckung ihrer Befehlshaber, darauf verständigt, Abschuss-Befehle ohne ausreichende mehr...

  • LVZ: Steinmeier erwartet von Merkels UN-Reise Engagement zur Durchsetzung eines deutsches Sicherheitsratssitzes / Bei "mühsamen Konflikten" lasse ihm die häufig ins Ausland reisende Kanzlerin freie Ha Leipzig (ots) - Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erwartet von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass diese sich bei ihrer Reise zur Generalversammlung der Vereinten Nationen zu Wochenbeginn bei all ihren Gesprächspartnern für die Verwirklichung des Anspruchs der Bundesrepublik auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat mit vollen Rechten einsetzt. In einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) meinte Steinmeier zugleich, dass die vielen Auslandsreisen der deutschen Regierungschefin nichts mehr...

  • Der Tagesspiegel: Antje Vollmer: Rückzug aus Afghanistan wäre "eine Chance, genau wie damals in Vietnam"/ "In Bezug auf Afghanistan sind die Grünen derzeit die einzigen Realisten" Berlin (ots) - Berlin - Die frühere Bundestagsvizepräsidentin und Grünen-Politikerin Antje Vollmer hat ein Ende der westlichen Militäroperationen in Afghanistan gefordert. Ein Rückzug aus Afghanistan sei "eine Chance, genau wie damals in Vietnam", sagte Vollmer dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel am Sonntag": "Was Afghanistan braucht, ist endlich ein Rückzug der westlichen Bombengeschwader und der Missionsideologen einer neuen Weltordnung." Nach Meinung der Publizistin werden die Grünen nach dem Sonderparteitag zu Afghanistan mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht