(Registrieren)

WAZ: Über globalisierte Kommunikation Flach ist die Welt auch für Terroristen - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 01-08-2007

Essen (ots) - Vor 20 Jahren noch war die Welt eine Kugel, auch für
Terroristen. Wenn die Rote Armee Fraktion (RAF) ihr übles
Terror-Handwerk ausübte, lud der Bundesinnenminister die wichtigsten
innenpolitischen Korrespondenten ein und legte schonungslos die
Karten auf den Tisch. Die Journalisten erfuhren (beinahe) alles, was
die Ermittler wussten - und schwiegen. Selbstredend trugen deren
Chefredakteure diesen Akt der Staatsräson mit.

Im Ausland gab es damals gleichfalls Terror, und die ersten
islamistischen Selbstmordattentäter lebten ihre menschenverachtenden
Phantasien in Indonesien aus. In Europa, in Deutschland, erfuhr man
davon so gut wie nichts. Solche Sachen fanden statt am anderen Ende
der Welt. Gefühlte Unerreichbarkeit.

Damals, vor gerade einmal 20 Jahren: Es gab noch keine Handys,
kein Internet, keinen Elften September. Und es war, weil die deutsche
Geschichtslast noch politisch bestimmend war, völlig undenkbar,
Deutschlands Freiheit mit Bundeswehr-Soldaten fernab am Hindukusch zu
verteidigen.

Heute ist die Welt keine Kugel mehr, sie ist flach, leider auch
für Terroristen. Die studieren erst unerkannt im Ausland, in den USA
oder in Deutschland Ingenieur- oder Kommunikationswissenschaften,
besuchen dann eine saudische oder pakistanische Koranschule, wo sie
mit jenem eindimensionalen Weltbild aufgeladen werden, das ein
angehender Selbstmordattentäter braucht. Um die Einsatzorte
ausländischer Streitkräfte herum ist längst eine skrupellose
Entführungsindustrie entstanden, wobei die Grenze zwischen "bloß"
kommerziellen und politischen Entführern längst zweitrangig geworden
oder ganz verschwunden ist.

Wo früher die Nachrichtensperre wirkte, haben Handy, Internet und
Al-Dschasira die Regie übernommen. Bärtige Männer in afghanischen
Bergen oder irakischen Vorstädten, die Lenkwaffen einer durchaus
gebildeten Terror-Elite, entführen Menschen aus den entwickelten,
zahlungsfähigen Ländern mit empfindlicher Öffentlichkeit. Und wir
sind live dabei.

Erpressbar sind wir längst: Staaten ziehen zwar keine Soldaten
ab, aber Lösegeld wird gezahlt, was das perverse Entführungsgeschäft
noch lukrativer macht. Sicher gehen seriöse Medien
verantwortungsbewusst mit dem Phänomen um. Aber am Ende werden alle
damit klarkommen müssen, dass sich von der globalisierten
Kommunikation niemand ausschließen lässt. Das ist die dunkle Seite
der Mediendemokratie.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

84782

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Kommentar zum Thema Bafög Ulm (ots) - Noch sollten sich die Studenten nicht zu früh freuen: Ihnen winkt zwar eine Bafög-Erhöhung - aber erst in einem Jahr, und wie hoch sie ausfällt, darüber streiten die Regierungsparteien, und das mal wieder reichlich aufgeregt. Der Bundestag beschließt den Haushalt und nicht die Regierung, mit diesem Einwand hat Renate Schmidt von der SPD natürlich Recht. Viele Minister muss man gelegentlich daran erinnern, allen voran den Finanzminister, ganz egal, wie er heißt. Die Abgeordneten können allerdings nicht nur zusätzliches Geld mehr...

  • WAZ: Streit ums Ruhrwasser: Ex-Abteilungsleiter des Umweltministeriums bekräftigt Kritik an Versorger "Wasseraufbereitung an der Ruhr ist Steinzeit" Essen (ots) - Im Streit um die Qualität des Trinkwassers aus der Ruhr bekräftigt ein ehemaliger Abteilungsleiter des NRW-Umweltministeriums die Vorwürfe der Grünen gegen die Wasserversorger. "Es ist Fakt und wissenschaftlich bewiesen, dass die Menschen in Köln oder Düsseldorf qualitativ besseres Wasser trinken", sagte der Wasserexperte Harald Friedrich der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. "Verglichen mit dem Düsseldorfer Verfahren, bei dem ein vierstufiger Prozess mit Aktivkohle und chemischer Aufbereitung zur Anwendung kommt, ist die mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Debatte um AKW-Störfälle Cottbus (ots) - Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht zur Kernenergie lapidar, dass man sich nicht einig sei. Diese Aussage wird immer unhaltbarer. Die Regierung, vertreten durch das Umweltministerium, ist oberste Atomaufsicht im Lande. Sie ist zusammen mit den Landesregierungen Garant für die Sicherheit der Kernkraftwerke. Wenn aber politische Unklarheit besteht, dann auch bald rechtliche. Die eine Seite der Regierung, die SPD, tut alles, um es den Betreibern möglichst schwer zu machen. Sie will den Atomausstieg durchsetzen. Die mehr...

  • Lausitzer Rundschau: UN beschließen Friedenstruppe für Darfur Cottbus (ots) - Im Konflikt um die westsudanesische Krisenprovinz Darfur sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen in den vergangenen vier Jahren 200 000 Menschen ums Leben gekommen. Das entspricht etwa der doppelten Bevölkerungszahl von Cottbus. 2,1 Millionen Menschen haben auf der Flucht ihr Heimatland verlassen. Ihnen nutzt es wenig, dass der UN-Sicherheitsrat jetzt die Entsendung einer 26 000 Mann starken Friedenstruppe in den Sudan beschlossen hat. Ohnehin kommt dieser Beschluss viel zu spät - und sieht man sich ihn genauer an, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Diskussion um die frühkindliche Pädagogik Cottbus (ots) - Es ist gut, dass die Diskussion um den Ausbau der Kitas sich nicht auf Programme zur Steigerung des Platzangebotes insbesondere in den westlichen Bundesländern beschränkt. Wichtig ist ja vor allem die pädagogische Qualität dessen, was den Eltern bei der Erziehung helfen soll. Dass sich jetzt auch die CDU dabei profiliert, wird hoffentlich zu einer breiten Debatte führen. Denn alle Vorstellungen zur Verbesserung des Kita-Angebots nützen nur wenig, wenn sie nicht verbunden werden können mit dem Engagement vieler Beteiligten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht