(Registrieren)

WAZ: Die Milch wird teurer Neue Chancen hinterm Butterberg - Leitartikel von Ulrich Schilling-Strack

Geschrieben am 30-07-2007

Essen (ots) - Alles wird teurer. Jetzt auch die Milch. Dass diese
Ankündigung mit solch einem Getöse diskutiert wird, liegt in erster
Linie an der Größenordnung des bevorstehenden Preisrucks. Um 50
Prozent teurer könnten Molkereiprodukte in den nächsten Tagen werden,
wird befürchtet.

Diese Zahl muss man erst mal verdauen. Wer sie eigentlich in die
Welt gesetzt hat, ist allerdings nicht ganz einfach zu klären. Es
stimmt zwar, dass Molkereien und Handel neue Verträge aushandeln, und
die steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt die Preise nach oben
treiben wird.

Ob das Päckchen Butter allerdings wirklich um 60 Cent teurer und
der Becher Quark zur unerschwinglichen Delikatesse wird, sollte man
getrost abwarten. Lässt sich auf dem umkämpften Markt überhaupt nicht
durchsetzen, behauptet der Handel, der dennoch schon im Vorfeld als
übler Profitmacher geprügelt wird. Dem Landwirt, dem wir die
Mehreinnahmen auch gönnen würden, fließen nämlich angeblich nur ein
paar Cent mehr in die Kasse.

Die aktuelle Diskussion rührt allerdings an einem tiefer
sitzenden Problem. In kaum einem anderen Industrieland sind die
Lebensmittelpreise so niedrig wie in Deutschland. Wer im Urlaub
beispielsweise in Skandinavien oder Großbritannien einkaufen war,
lobt anschließend den heimischen Supermarkt als Preisparadies. Geiz
ist geil, fordern wir auch hier, und geben im Vergleich zu den
Nachbarn am wenigsten für Nahrungsmittel aus. Nur 20 Prozent der
gesamten Ausgaben für den Konsum liefern wir an den
Lebensmittelkassen ab.

Darauf muss man nicht unbedingt stolz sein. Billig kommt selten
umsonst. Wir zahlen dafür letztlich sogar einen hohen Preis.
Beispielsweise über die milliardenschweren Subventionen, mit denen
die EU die Landwirte unterstützt, die angesichts der extrem niedrigen
Erzeugerpreise sonst längst pleite wären.

Was ist uns das Essen wert, sollten wir uns außerdem fragen.
Billig heißt nämlich meistens auch: nicht gut. Artgerechte
Tierhaltung und sorgfältige Verarbeitung der Rohprodukte haben nun
mal ihren Preis. Wie kann also die Milch billiger als die Cola sein,
und der Sonntagsbraten weniger kosten als die Packung Zigaretten?

Vielleicht standen Butterberg und Milchsee einer
Auseinandersetzung mit dieser Problematik viel zu lange im Weg.
Steigende Preise sind manchmal eben auch eine Chance.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

84289

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Debatte um den Soli Cottbus (ots) - Die Forderung nach einer Abschaffung des Solidaritätszuschlages taucht mindestens so oft in den Gazetten auf wie einst das Ungeheuer von Loch Ness. Auch der Reflex ostdeutscher Politiker ist dabei stets derselbe: Der Zuschlag muss bleiben, um eine Entsolidarisierung mit den neuen Ländern zu verhindern. Auf mehr oder minder unbewusste Weise wird damit die irrige Annahme genährt, ohne Soli kein Aufbau Ost. Der Bund der Steuerzahler verglich zuletzt gar das Soli-Aufkommen mit den anfallenden Belastungen aus dem Solidarpakt mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Sehr geehrte Kollegen, die Märkische Oderzeitung veröffentlicht in ihrer Dienstagsausgabe (31.7.2007) folgende Meldung, die wir Ihnen gerne zur Verfügung stellen. Frankfurt/Oder (ots) - + + + Rauen. Der NPD-Funktionär Andreas Molau ist Eigentümer der schwedischen Firma, die im brandenburgischen Rauen (Oder-Spree) bei Fürstenwalde ein knapp 20 Hektar großes Gelände für rund 200 000 Euro gekauft hat. Gerüchten zufolge plane dort die rechtsextreme Partei, ein Schulungszentrum zu errichten. Die schwedische Außenhandelskammer bestätigte, dass Molau Eigentümer der Firma "Hof Johannesberg, Landhaus Rauen" mit Sitz in Jönköping sei. Offensichtlich ist das ein neuer Name. Die Vorgängerfirma war unter dem mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Drogenmissbrauch Bielefeld (ots) - Immer mehr Jugendliche probieren immer häufiger legale und illegale Drogen. Eine fatale Entwicklung. Alkohol, Zigaretten, Kokain, Heroin Ecstasy und andere Rauschmitteln hinterlassen ihre Spuren, die oft erst in vielen Jahren erkennbar werden. Es gilt, mit aller Macht diesen unheilvollen Trend zu stoppen. Zigaretten können inzwischen nur noch mit Chipkarten aus dem Automaten gezogen werden, Maßnahmen gegen das sogenannte Flat-Rate-Saufen greifen. Ein guter Anfang. Die nächste Stufe ist jetzt der härtere Kurs gegen illegale mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Bundesbildungsministerin Annette Schavan fordert bundeseinheitliche Schulbücher Cottbus (ots) - Annette Schavan hätte sicher auch eine gute Bundespräsidentin abgegeben. Tatsächlich war die CDU-Politikerin im Jahr 2004 mal kurz für die Rolle des Staatsoberhauptes im Gespräch. Daraus ist dann zwar nichts geworden - aber letztlich hat Schavan doch einen Job bekommen, der in einem Punkt verblüffende Parallelen zu dem von Horst Köhler aufweist. Sowohl der Bundespräsident als auch die Bildungsministerin können zwar schöne Reden halten - konkrete politische Gestaltungsmöglichkeiten aber haben sie beide nicht. Bei Köhler mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Waffen für Nahost Mainz (ots) - Die islamische Welt ist keineswegs der monolithische Block, für den sie der Rest der Welt hält. Die über Jahre einmütige Haltung gegen Israel hat nur verdeckt, dass sich die beiden religiösen Hauptströmungen, Schiiten und Sunniten, spinnefeind waren und noch immer sind. Der Bürgerkrieg im Libanon hat das deutlich gemacht und das Fiasko, das die USA derzeit im Irak erleben, ist zu einem Gutteil dieser Auseinandersetzung geschuldet. Da sich der Iran als Schutzmacht der Schiiten und die Saudis als die der Sunniten sehen, bekommt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht