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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zum Streit um Stammzellen/Ethikrat -

Geschrieben am 17-07-2007

Leipzig (ots) - Von Mario Beck. Es sind auch die Einlassungen von
Auswanderern wie Rudolf Jänisch, die die Debatte um eine Neufassung
des Stammzellgesetzes kräftig anheizen. In den USA hat der ehemalige
Münchner Biochemiker seine Heimat gefunden, punktet mit seinen
Forschungen und wird nicht müde, die restriktiven deutschen Vorgaben
beim Umgang mit humanen embryonalen Stammzellen, den ES-Zellen,
anzuprangern. Jänisch weiß sich mit seiner Kritik in guter
Gesellschaft mit anderen Kollegen, die die Bundesrepublik in
liberalere Stammzellgefilde verlassen haben. Aber auch die
Daheimgebliebenen lassen regelmäßig Dampf über die Daumenschrauben
ab, die ihnen angelegt sind.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis das anschwellende Lamento über
beschnittene Forschungsfreiheit und kriminalisierende Paragrafen
erneut zum parlamentarischen Problemfall ausufert wie schon 2002, als
sich der Bundestag mit einem Gesetz aus der Affäre zog, dessen
begrenztes Haltbarkeitsdatum schon damals absehbar war. Zumindest aus
wissenschaftlicher Sicht bietet es mit seiner rückwärtsgewandten
Stichtagsregelung längst nicht mehr die Rahmenbedingungen, um
international Schritt zu halten.
Was einst als Kompromiss bei der Gratwanderung zwischen dem Schutz
des Lebens in der Frühphase und dem vermeintlich heilsbringenden
Potenzial der ES-Zellen gesetzlich zu Stande kam, stellt sich im
Lichte der aktuellen Entwicklungen als zu starres Korsett dar. Es
versagt den Experten nicht nur im eigenen Land mit neuen Zell-Linien
zu arbeiten, sondern beraubt sie auch weitgehend der Teilhabe an
einem von der Europäischen Union aufgelegten
Stammzell-Forschungsprogramm, für das Deutschland schizophrenerweise
einer der größten Geldgeber ist. So weit, so schlecht.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Experimentieren mit den
ursprünglich für künstliche Befruchtungen auf Eis gelegten Embryonen
bisher auf globaler Ebene immer noch im Stadium der
Grundlagenforschung verharrt. ES-Zelltherapien gegen Parkinson,
Diabetes und andere Leiden werden zwar wortreich beschworen, aber ein
ums andere Mal vertagt oder bestenfalls in klinischen Studien mit
offenem Ausgang getestet. Bisher ist nicht absehbar, ob die als
Wunderzellen gepriesenen Lebenskeime wirklich Behandlungswunder
bewirken oder das Gegenteil, etwa, wenn sie zu Tumoren entarten.
Reine Wissenschaftsgläubigkeit wäre angesichts dieser Gemengelage ein
ebenso schlechter Ratgeber für die Abgeordneten beim nun anstehenden
Ringen um ein novelliertes Gesetz wie das dogmatische Festhalten am
Status quo. Es gibt keinen Königsweg, aber der Ethikrat hat mit
seinen unter schweren Geburtswehen entstandenen Empfehlungen für
einen gelockerten Umgang mit ES-Zellen jüngeren Datums und zur
Milderung der Strafandrohungen eine Brücke gebaut, über die es die
schwarz-roten Großkoalitionäre irgendwie schaffen könnten - und
sollten.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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