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Neues Deutschland: zum Abschluss des G8-Gipfel in Heiligendamm

Geschrieben am 08-06-2007

Berlin (ots) - Für Gastgeberin Angela Merkel muss dieser G8-Gipfel
ein wahrer Jungbrunnen gewesen sein. Beobachter meinten, sie wirke
nach dem Klima-Kompromiss um Jahre verjüngt. Wladimir Putin, als
grimmiger kalter Krieger aus Moskau angekündigt, zeigte sich überaus
locker und grinste spitzbübisch, nachdem er seinen Raketenabwehrcoup
gelandet und die US-amerikanische Delegation zeitweise regelrecht
sprachlos gemacht hatte. EU-Kommissionschef Barroso fand's überhaupt
super in Heiligendamm und wunderte sich öffentlich, dass es da
Proteste gegeben haben soll. Nur dem selbst ernannten Führer der
freien Welt ist das Ganze irgendwie auf den Magen geschlagen, von
einem »unerklärlichen Unwohlsein« war die Rede. USA-Präsident Bush
hatte am gestrigen Abschlusstag dann auch lediglich Zeit für
Bilaterales mit wichtigen Bündnispartnern. In der Gipfelrunde waren
ja nur eine Handvoll Kollegen aus Afrika zum mehr symbolischen
Gespräch geladen. Die Zusammensetzung dieser »Weltregierung« ohne
Mandat ist auch mit dem Katzentisch für die wichtigsten
Schwellenländer anachronistischer denn je.
Dabei musste Bush nicht einmal unzufrieden sein, konnte er doch bei
der zum Kern des Treffens erklärten Klima-Vereinbarung das Gesicht
wahren, ohne verbindlich zu werden. Mit der Übereinkunft von
Heiligendamm 2007 bewegt man sich in etwa auf der Beschlusslage der
UNO aus dem Jahr 1992. Es gibt keine Aussage zur Begrenzung des
Temperaturanstiegs, keine Verständigung auf Emissionsreduktionen der
Industriestaaten, keine Entscheidung, die Urwald-Abholzung zu
stoppen.
Das alles war symptomatisch für die gesamte Veranstaltung. Klopft
man ihre Worthülsen ab, zeigt sich schnell, wie wenig Substanz die
Beschlüsse haben. Beim gestrigen Schwerpunktthema Afrika wurden
lediglich noch einmal die Versprechungen vom Gipfel in Gleneagles
aufgewärmt. Die mit viel Tamtam angekündigten zusätzlichen
Riesensummen für die Entwicklungshilfe und den Kampf gegen Aids
schrumpfen, je genauer man zusammenzählt, und sind weit entfernt von
früheren Versprechungen, genau 27 Milliarden Dollar bis zum Jahr
2010. Es fehlen Visionen, nachhaltige Konzepte und konkrete Zusagen
für umgehende Hilfe. Vielmehr schreibt die Gipfelerklärung die
ungezügelte Globalisierung nach den Spielregeln der reichen
Industriestaaten fort. Außer gewaltigen Spesen ist bei diesem
Schaulaufen im luxuriösen Hochsicherheitstrakt von Heiligendamm am
Ende nicht viel gewesen. Überzeugend wurde nur der Nachweis geführt,
wie überflüssig der G8-Gipfel in dieser Form ist.

Originaltext: Neues Deutschland
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=59019
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_59019.rss2

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Rückfragen bitte an:
Neues Deutschland
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Telefon: 030/29 78 17 21


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