| | | Geschrieben am 04-06-2007 WAZ: Pflegereform auf der Kippe: Es gibt keine Ausreden  - Leitartikel von Stefan Schulte
 | 
 
 Essen (ots) - Dass Menschen verarmen, wenn sie auf fremde Hilfe
 angewiesen sind, steht einem Sozialstaat nicht gut an. Aus diesem
 Grund schuf Norbert Blüm 1995 die Pflegeversicherung. Bis dahin war
 alsbald ein Sozialfall, wer ins Pflegeheim musste. Mit dem frischen
 Geld aus der jüngsten deutschen Sozialversicherung wurden damals
 viele alte Menschen aus dieser Armutsfalle befreit.
 
 Heute bezieht wieder jeder dritte Heimbewohner Sozialhilfe. Das
 Geld aus der Pflegekasse reicht nicht mehr. Seit 1995 wurden die
 Sätze nicht erhöht. Und die Demenzkranken hat man von Anfang an
 vergessen. Die Politik weiß und sagt seit vielen Jahren, dass es so
 nicht weitergehen kann. Immer mal wieder aufgeschreckt durch Berichte
 über wundgelegene, ans Bett gefesselte Alte, die zur Kaffeezeit ihr
 Abendessen verabreicht kriegen, verspricht sie Besserung. Und drückt
 sich doch wieder.
 
 Rot-Grün hat eine Reform versprochen und letztlich nur ein paar
 Euro mehr von den Kinderlosen genommen. Die Merkel-Regierung hat die
 Pflegereform für besonders eilig erklärt und sich in ihren
 Koalitionsvertrag geschrieben, dass sie bis Mitte 2006 stehen soll.
 Mitte 2007 ist das Kanzleramt nicht sicher, ob es in dieser
 Legislatur noch was wird. Vielleicht schaffen es Union und SPD noch,
 andernfalls würden ihnen viele Gründe einfallen, warum der Partner
 die Reform blockiert hat. Dies freilich wäre ein Armutszeugnis cum
 laude.
 
 Wenn die Koalition auch nur eine Sekunde an ihren Auftrag denkt,
 darf sie sich diese Blöße nicht geben. Keine Reform ist bereits im
 Koalitionsvertrag so klar umrissen wie die der Pflege. Man war sich
 einig, den Demenzkranken zu helfen. Man war sich einig, dass mehr
 Geld ins System muss. Auch die von der Union geforderte private
 Zusatzversicherung steht im Koalitionsvertrag. Als eine Art
 Pflege-Riester könnte die SPD ihr zustimmen. Gestritten wird wie bei
 der Gesundheit über den von der SPD geforderten Solidarbeitrag der
 Privatkassen. Nur: Auch der steht für die Pflege im
 Koalitionsvertrag. Es gibt also keine Ausreden.
 
 Bei der Pflege, das muss leider immer wieder betont werden, geht
 es nicht nur um die Probleme in 20 oder 30 Jahren. Das Geld fehlt
 heute. Es gilt jetzt Menschen zu helfen, die es bitter nötig haben.
 Es wäre beschämend und Ausdruck eines gesellschaftlichen Versagens,
 vergäße man dieses unstrittige Ziel über den Streit ums Geld. Viel zu
 lange schon lassen wir Menschen im Stich, die unser Land reich
 gemacht haben. Und wir lassen jene Menschen im Stich, die sie gerne
 besser pflegen würden.
 
 Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung
 Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
 
 Pressekontakt:
 Rückfragen bitte an:
 Westdeutsche Allgemeine Zeitung
 Zentralredaktion
 Telefon: (0201) 804-0
 zentralredaktion@waz.de
 
 Kontaktinformationen:
 
 Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
 Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
 
 Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
 Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
 
 Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
 Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
 
 http://www.bankkaufmann.com/topics.html
 
 Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
 
 @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
 Schulstr. 18
 D-91245 Simmelsdorf
 
 E-Mail: media(at)at-symbol.de
 
 74388
 
 weitere Artikel:
 
 | 
Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Streit am Bau    Mainz (ots) - Die Baubranche ist durch ein langes Tal der Tränen  gegangen. Das hat dazu geführt, dass viele Unternehmen, sofern sie  die langen Hungerjahre überhaupt überlebt haben, auch jetzt in Zeiten des Booms extrem schwach auf der Brust sind. Vor diesem Hintergrund  ist verständlich, dass es ziemlich lange dauerte, bis sich die  Tarifpartner zusammengerauft hatten. Gelungen war dies nur durch  einen, wie es schien, erträglichen Kompromissvorschlag, den der  frühere Bundeswirtschaftsminister Clement als Schlichter Ende Mai auf den Weg gebracht mehr...
 
Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Straßenkampf in Rostock    Bielefeld (ots) - Verkehrte Welt: 433 Polizisten sind in Rostock  verletzt worden - und Politiker aller Parteien fordern, die Strategie der Deeskalation fortzusetzen. Dieter Wiefelspütz, der  innenpolitische Experte der SPD, verstieg sich gestern sogar zu der  Forderung, jetzt dürfe »kein weiteres Benzin ins Feuer gegossen  werden«. Er wandte sich damit nicht etwa an die Gewalttäter. Nein,  sein Appell ging an die Polizei!  Deeskalation bedeutet: Einsatzkräfte treten nicht als schwer  bewaffnete Staatsmacht auf, sie sind mit Demonstranten im mehr...
 
Südwest Presse: Leitartikel: G-8-Demonstration    Ulm (ots) - Das staatliche Gewaltmonopol ist ein unverzichtbarer  Eckpfeiler jeder freiheitlichen Demokratie. Der Rechtsstaat gründet  darauf, dass es eine Verfassung und Gesetze gibt, die das Leben in  unserem Gemeinwesen zum Schutz seiner Bürger und Institutionen  regeln. Dieses Rahmenwerk gibt Grenzen vor, die nicht etwa das  Ergebnis politischer Willkür sind, sondern Mehrheitsentscheidungen  frei gewählter Parlamente, im Einzelfall kontrolliert oder korrigiert vom höchsten Gericht der Republik in Karlsruhe. Wer jenseits der  legitimierten mehr...
 
Stuttgarter Nachrichten: zu G8/Krawallen:    Stuttgart (ots) - Die Polizei kann das Demonstrationsrecht und die große Masse friedliebender Protestierer nur schützen, wenn sie mit  mehr Präsenz hart und früh gegen die Gewalttäter vorgeht - und sie  konsequent isoliert. Wenn es sein muss, mit vorsorglicher  Ingewahrsamnahme. Das ist die einzige Sprache, die von Chaoten  verstanden und von den Bürgern akzeptiert wird. Dazu ist es zwingend  erforderlich, dass friedliche G-8-Gegner der Polizei helfen - auch  wenn viele noch immer nicht begreifen wollen, gegen einen gemeinsamen Feind zu kämpfen. mehr...
 
Westfalenpost: Politische Schwerarbeit    Hagen (ots) - Hohe Anforderungen an die Gastgeberin Von Bodo Zapp Der morgen beginnende Gipfel der sieben führenden Industrienationen,  komplettiert durch Rußland, ist für Gastgeberin Angela Merkel  Höhepunkt ihrer bisher vom Ausland überwiegend mit Lob bedachten  Amtszeit als EU-Ratspräsidentin. Es werden für sie persönlich Tage  der diplomatischen Schwerstarbeit, trotz der Heerscharen an  Vorbereitern und Zuträgern.  Auch wenn am Ende statt klarer Lösungsansätze nur gesichtswahrende  Formel-Kompromisse herauskommen: Mit der ihr gegebenen Hartnäckigkeit mehr...
 
 | 
 | 
 | Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
 
 LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
 durchschnittliche Punktzahl: 0
 Stimmen: 0
 
 
 
 |