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LVZ: Diabolische Strategie

Geschrieben am 29-05-2007

Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka
Entwicklungshilfe unter militärischem Kommando gilt - nur bei
ungefährem Hinsehen deutscher Politiker - als lobenswerte Alternative
zur von den USA vorgegebenen Anti-Terrorpolitik. Irak und Afghanistan
stehen nicht nur bei der Welthungerhilfe ganz oben auf der Liste der
Staaten, in denen Überlebenshilfe durch gut meinende Organisationen
häufig tödlich sein kann und derzeit fast vergeblich ist.
Von Friedens-Dividende mag im Irak niemand mehr sprechen. Die jüngste
Entführung, der möglicherweise deutsche Finanzexperten zum Opfer
gefallen sind, zeigt, dass es nicht einmal kleinste Zonen
kalkulierbarer Sicherheit mehr gibt. Deutsche Staatsbürger gehen bei
Einsätzen im Ausland ein hohes Risiko ein. Spätestens mit dem Mandat
für die Aufklärungs-Tornados über dem südlichen Afghanistan ist
Deutschland zur Partei und damit für Terroristen zum Feind geworden.
In einem Land, in dem faktisch Kriegszustand herrscht, sind zivile
Helfer zur Zielscheibe terroristischer Übergriffe und zum Objekt der
Geldbeschaffung durch kriminelle Entführung geworden. Die diabolische
Strategie, mittels Selbstmordanschlägen, Entführungen und
Sprengfallen jederzeit den Eskalationsgrad bestimmen zu können, macht
ausländische Soldaten und unter deren Schutz agierende zivile Helfer
zu Spielbällen. Es wird Regionen und Entwicklungsphasen geben, in
denen es einfach keinen Sinn macht, momentan über friedliche
Entwicklungen zu sinnieren. Das Militärische stößt derzeit an seine
Grenzen. Darauf muss die Politik, muss aber auch die internationale
Aufbauhilfe erst reagieren lernen.
Noch sieht es in Afghanistan nicht ganz so düster aus. Das scheint
freilich eher eine Frage der Zeit als eine der unterschiedlichen
Entwicklung zu sein. Niemand darf erwarten, dass die Zivilbevölkerung
unterscheiden kann und will zwischen wirkungsvollen Aufbauhelfern und
den Soldaten, die gegen Terroristen Krieg führen, die hunderte
ziviler Opfer in Kauf nehmen, die einem überforderten politischen
Establishment zur Seite stehen, das auf Drogen, Kriminalität und
Korruption fußt.
Soldaten mit Spaten und Lehrbuch in der Hand bleiben Militärs. Sie
werden zu potentiellen Feinden, wenn andere in Uniformen Krieg und
Terror als gleichwertig erscheinen lassen.
"Unkenntnis" über die Lage vor Ort und fehlende Sensibilität wirft
die Welthungerhilfe der Bundeswehr in Afghanistan vor. Das ist
ungerecht gegenüber den vielen deutschen Soldaten, die sich seit 2002
eindrucksvoll um praktische Existenzhilfe bemühen. Aber es wird
höchste Zeit, von Illusionen Abschied zu nehmen. Es reicht nicht aus,
Soldaten mit dem Auftrag zu schicken, am Hindukusch die Sicherheit
der Bundesrepublik oder Europas zu verteidigen. Wo ist der Mehrwert
für die Menschen vor Ort, wenn es nicht einmal gelingt,
funktionierende Sicherheitsstrukturen aufzubauen? Es geht für alle
Beteiligte zuerst und zu Recht um Interessenspolitik.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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