(Registrieren)

LVZ: Moskauer Muskelspiele

Geschrieben am 17-05-2007

Leipzig (ots) - von Anita Kecke
Die Kulisse ist besser als die Stimmung. Samaras idyllisches
Wolga-Ufer steht im Kontrast zu den derzeit tristen Beziehungen
zwischen der EU und Russland. Angela Merkel ist als
EU-Ratspräsidentin auf einer ihrer schwierigsten
Entspannungsmissionen. Das zeigt sich auch daran, dass zwei Tage
zuvor Außenminister Steinmeier bei Präsident Putin die Lage
sondierte, um ein Scheitern des EU-Russland-Gipfels zu vermeiden.
Dass er überhaupt stattfindet, kann unter diesen Umständen schon als
bescheidener Erfolg verbucht werden. Denn die Zeichen stehen auf
Konfrontation. Moskau lässt die Muskeln spielen. Es hält am Boykott
polnischer Fleischlieferungen fest trotz hygienischer
Unbedenklichkeitserklärungen aus Brüssel. Die Entscheidung des
souveränen Staates Estland, ein Kriegerdenkmal zu verlegen, wird mit
Schlägertrupps vor der Botschaft beantwortet. In der Kosovo-Frage und
im Raketenstreit ist keine Einigung in Sicht.
Für die Europäische Union besteht die Gefahr, dass sie sich im Streit
mit dem Kreml auseinanderdividieren lässt. Die ehemaligen
Ostblockstaaten, wie Polen und die baltischen Länder, haben wenig
Vertrauen zu Moskau, setzen auf klare Regeln und erwarten als
EU-Mitglieder zu Recht die Solidarität Europas. Besonders in Polen
werden alte Ängste wach, Deutschland und Russland könnten gemeinsam
an Warschau vorbei und zu dessen Lasten agieren.
Merkels große diplomatische Herausforderung ist es nun, die
Interessen der neuen Mitglieder zu vertreten, die Geschlossenheit der
EU zu sichern und gleichzeitig die strategische Partnerschaft mit
Russland in Schwung zu bringen. Von Freundschaft ist schon lange
nicht mehr die Rede. Als das zuletzt der Fall war, hieß der Kanzler
noch Schröder, und dieser hielt Putin für einen lupenreinen
Demokraten. Spätestens das harte Vorgehen Moskaus gegen die
Demonstrations- und Pressefreiheit ließ daran heftige Zweifel
wachsen.
Europa sollte sich dennoch nicht abbringen lassen vom Weg zu einer
vernünftigen, neu geregelten Partnerschaft - trotz der
Großmachtallüren und der Provokationen des Kremls. Russland ist
wichtig, nicht nur als Öl- und Gaslieferant, auch bei der Regelung
zahlreicher internationaler Konflikte, ob auf dem Balkan oder im
Nahen und Mittleren Osten, sowie beim Klimaschutz. Auch Moskau
braucht die Europäische Union. Der gegenwärtige Konflikt ist ein
Machtkampf, bei dem Russland alte Stärke demonstrieren will. Merkel
wird klug genug sein, kein Öl ins Feuer zu gießen, aber auch nicht
ins Wanken zu geraten. Wenn sich am Wolga-Ufer die Gipfelstimmung
auch nur etwas aufhellt, ist das schon ein Schritt auf dem richtigen
Weg.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

71311

weitere Artikel:
  • LVZ: Verfassungsgerichtspräsident Papier macht Vertrauensschwund in die Politik für sinkende Wahlbeteiligung verantwortlich / Warnung vor leichtfertigem Umgang der Bürger mit ihren Privatdaten im Inte Leipzig (ots) - Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, sieht die gerade auch im Osten zu beobachtende drastisch gesunkene Wahlbeteiligung als "Ergebnis eines gewissen Vertrauensschwundes beim Bürger in die Politik und in die parlamentarische Demokratie". In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) meinte er: "Diesem Vertrauensverlust muss in der Tat begegnet werden. Es gibt da sicherlich keinen Königsweg. Entscheidend ist aber die Stärkung des Parlamentarismus." Die Parlamente müssten mehr...

  • Wird Rumänien die nächste Ukraine? Bukarest (ots) - In Rumänien steigt in diesen Tagen eine Menge Rauch von den politischen Schlachtfeldern auf. Ein bitteres Bild eines Landes, das gerade der EU beigetreten ist, dem jedoch offenbar die politische Klugkeit fehlt, um dort bleiben zu können. Als im Jahre 2004 das politische Bündnis an die Regierung kam, schien Rumänien die richtige Richtung einzuschlagen. Die neue Regierung setzte in mehreren Bereichen wichtige Reformen um und es herrschte allgemeine Einigkeit, dass alle politischen Kräfte sich zu einem gemeinsamen Ziel mehr...

  • ZDF-Politbarometer Mai 2007 / Union und Linke legen zu / Noch nie waren die Deutschen wirtschaftlich so optimistisch Mainz (ots) - In der politischen Stimmung können die Union und die Linke.PDS etwas zulegen: Die CDU/CSU kommt jetzt auf 42 Prozent (plus 3) und die SPD auf 32 Prozent (minus 2). Die FDP erreicht nur noch 6 Prozent (minus 1), die Grünen noch 9 Prozent (minus 1). Die Linke.PDS verbessert sich auf 8 Prozent (plus 2). Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine etwas größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die CDU/CSU käme danach mehr...

  • Fünf-Jahres-Bilanz der Nachhaltigkeitsstrategie: Deutschland hat erheblichen Nachholbedarf Berlin (ots) - Um zu einer langfristig tragfähigen Entwicklung zu kommen, muss sich Deutschland erheblich anstrengen. Dieses Fazit zogen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Naturschutzbund NABU und der Deutsche Naturschutzring (DNR) heute in einer Fünf-Jahres-Bilanz der Nachhaltigkeitsstrategie. 2002 hatte die rot-grüne Bundesregierung 21 Ziele und Indikatoren für mehr Nachhaltigkeit benannt, anhand derer sie ihre politische Arbeit bewerten lassen wollte. Die Große Koalition übernahm diese Ziele. Schwerpunkt mehr...

  • Deutsches Institut für Menschenrechte formuliert menschenrechtliche Anforderungen für Friedensmissionen der EU Berlin (ots) - Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat der Europäischen Union (EU) empfohlen, verstärkt menschenrechtliche Konzepte bei der Planung und Durchführung von EU-Friedensmissionen zu berücksichtigen. Die EU habe den Schutz und die Förderung der Menschenrechte klar eines der fünf außenpolitischen Ziele der EU definiert und entsprechende Richtlinien für die Friedensmissionen formuliert. Deren Umsetzung stehe jedoch erst ganz am Anfang, so das Fazit der Studie "The ESDP Crisis Management Operations of the European Union and mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht