(Registrieren)

WAZ: Zu viele Kinder sind arm und dick: Klagen reicht nicht mehr - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein

Geschrieben am 09-05-2007

Essen (ots) - Wer zu wenig Geld hat, überlebt zwar irgendwie, ist
aber oft genug nicht mehr ein Teil dieser Gesellschaft; vor allem,
wenn die Armut von Generation zu Generation weiter getragen wird. Die
Folge: Die Wahrnehmung für die eigenen Bedürfnisse, schlimmer noch,
die Wahrnehmung für die Bedürfnisse der Kinder sinkt viel zu oft auf
ein dramatisch niedriges Niveau.

Wer ausgegrenzt ist, stumpft ab. Wer abgestumpft ist, der ist
nicht mehr zugänglich, dem fehlen Perspektiven - für sich und seine
Kinder. Viele Eltern aus dem Milieu der seit langem arbeitslosen
Menschen können Fürsorge und damit Erziehung, Bildung, auch Ernährung
nicht mehr leisten.

Diese - mit dem schrecklichen Wort "Prekariat" umschriebene -
Schicht braucht Hilfe. Die gute Nachricht ist: Nicht nur die Politik,
breite Teile der Gesellschaft haben erkannt, dass der Staat
eingreifen muss, damit die "prekäre" Lage armer Menschen nicht von
Generation zu Generation weiter getragen wird; nicht unbedingt aus
purer Menschenliebe, wohl eher, weil das Land, in dem immer weniger
Kinder geboren werden, gesunde, motivierte, gut ausgebildete junge
Leute braucht, um den relativen Wohlstand der Gesellschaft mittel-
und langfristig zu sichern.

Wenn Erzieherinnen und Lehrer seit diesem Frühjahr gezielt die
Sprachentwicklung von Vierjährigen beobachten, dann ist dieser -
durchaus staatliche - Eingriff für manche Kinder eine Chance, dem
drohenden Misserfolg schon zu Beginn der Schullaufbahn zu entkommen.

Wenn Kinderkrippen Babys und Kleinkinder aus Isolation und
Vernachlässigung herausholen und obendrein ein ordentliches
Mittagessen bieten, dann ist ihr Ausbau ein Gewinn. Das streiten
übrigens selbst die Verfechter eines konservativen Familienbildes,
die den allein verdienenden Vater und die vollzeit sorgende Mutter
idealisieren, nicht mehr ab.

Wenn in NRW-Städten ein Ganztagsprogramm an Grundschulen zum Teil
bereits eher die Regel als die Ausnahme ist, dann haben auch arme
Kinder die Gelegenheit, Sport zu treiben, Musik zu machen,
Gemeinschaft zu erleben.

Bei allem Klagen über die "prekäre" Lage vieler Menschen: Der
Anfang, wenigstens ihren Nachkommen eine Chance zu bieten, ist in NRW
gemacht. Das Ziel freilich muss sein, Erziehung und Bildung weit oben
in der Hierarchie der staatlichen Aufgaben anzusiedeln - mit allen
Konsequenzen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

69699

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Gewicht macht Schule Politische Offensive gegen zu viel Fett Hagen (ots) - Von Kristina Hußmann Ob wir zu dick sind, dicker werden, die Dicksten sind - fest steht: Fett wiegt schwer. Und ebenso die Kosten für ernährungsbedingte Krankheiten. Ballast für die Übergewichtigten, Ballast für die Gesellschaft. Und so will jetzt die Bundesregierung dem Speck zu Leibe rücken. Ernährung als Unterrichtsfach wünscht sich Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Wie einfach wäre es, wenn Gesundheitsbewusstsein reiner Lernstoff wäre. Pauken, und die Kilos purzeln. Wer sich aber in einer Welt, die mit Werbung mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Aktionsplan gegen Übergewicht Halle (ots) - Man könnte schon etwas tun. Zum Beispiel könnte man ein dem "Umweltengel" nachempfundenes Prädikat auf besonders vitamin- und mineralstoffreiche Lebensmittel einführen. Auch eine Kennzeichnungspflicht für den Zuckeranteil in Limos und Schokoriegeln wäre denkbar. Man könnte dauerhaft den Küchenbetrieb in Ganztagsschulen finanzieren, zugunsten frisch zubereiteter, gesunder, schmackhafter Mahlzeiten, oder ein Fach "Kochen und Ernährung" konzipieren.... Man könnte vieles in Gang setzen oder sich konsequent heraushalten. Die Bundesregierung mehr...

  • Südwest Presse: KOMMENTAR: G-8-Protest Deutschland rüstet Ulm (ots) - Deutschland rüstet auf. Bevor sich vom 6. bis 8. Juni die acht Großen der Weltwirtschaft in Heiligendamm bei Rostock treffen, wird vorgesorgt. Die Razzia der Generalbundesanwaltschaft gegen militante linke Gruppen soll verhindern, dass der G-8-Gipfel wieder ein Schlachtfest der Sicherheitskräfte wird wie in Genua 2001. Selbst die Schengen-Grenzen will Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wieder kontrollieren. Die Gründe für die Razzia liegen auf der Hand. Gut 35 Anschläge hat es allein in den letzten zwei Jahren auf mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Regierung will gegen Übergewicht vorgehen Problem mit den Pfunden Cottbus (ots) - Zuletzt häuften sich die Zweifel an einer internationalen Studie, wonach die Deutschen die dicksten Europäer sein sollen. Über eine Vergleichbarkeit der unterschiedlich erhobenen Daten lässt sich sicher streiten. Unbestritten ist jedoch, dass die Republik ein massives Problem mit den überschüssigen Pfunden hat. Schon ein Blick auf die Ausgabenstruktur der Krankenkassen lässt alle Zweifel daran verstummen. Ernährungsbedingte Leiden und Krankheiten des Bewegungsapparates gelten zunehmend als Kostentreiber. Während in vergangenen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Krippengipfel ohne Ergebnis Eltern können nicht warten Cottbus (ots) - In acht, spätestens zehn Monaten stehen die ersten Elterngeld-Kinder im Buggy vor der Rathaustür, den Schnulli im Mund, und ihre Mütter wie Väter fragen: Was nun? Wir müssen wieder arbeiten. Wo ist der Krippenplatz? Das eine, Bezahlung für den befristeten Ausstieg aus dem Beruf, bedingt das andere, Betreuung, wenn diese Frist abgelaufen ist. Die Familien haben keine Zeit für das parteitaktische Spielchen, das gerade um die Finanzierung der neuen Krippenplätze abläuft. Und es ist leider nicht nur das: Jetzt fangen auch noch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht