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WAZ: DGB fordert Mindestlohn: Wie viel Tarifautonomie darf's denn sein? - Leitartikel von Wilhelm Klümper

Geschrieben am 01-05-2007

Essen (ots) - Die Löhne und Gehälter müssen spürbar steigen."
Diese Forderung des DGB zum 1. Mai versteht sich von selbst. Wenn
Teile der deutschen Wirtschaft brummen, dann ist es klar und in
Ordnung, dass die Gewerkschaften einen kräftigen Schluck aus der
Pulle wollen. Dabei ist es - wie jetzt in der Metallindustrie - aus
gutem Grund alleinige Sache der Tarifparteien, ob nur an der Pulle
genippt oder diese auf ex hinuntergestürzt wird.

Irritierend ist dagegen die 1. Mai-Forderung des DGB nach einem
staatlich festgelegten Mindestlohn nicht unter 7,50 Euro. Damit
stellt der DGB den von seinen Einzelgewerkschaften teilweise
abgeschlossenen Lohnabschlüssen ein Armutszeugnis aus. So hat Verdi
rund 60 Tarifverträgen zugestimmt - beispielsweise in Sachsen-Anhalt
als unterstem Friseurtarif dürre 3,05 Euro - die weit unter dem jetzt
geforderten Mindestlohn von 7,50 Euro liegen.

Die Gewerkschaften agieren an dieser Stelle doppelzüngig. So soll
sich der Staat einerseits tunlichst aus den Tarifverhandlungen
zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaftern heraushalten. Andererseits
wird mit der Forderung nach einem Mindestlohn der Staat aufgefordert,
die von den Gewerkschaften ausgehandelten Dumpinglöhne auszuhebeln.
Wie hätten wir's denn gerne? Nur ein bisschen Tarifautonomie geht
nicht. Oder ist die Mindestlohn-Forderung nur ein Vehikel, das
zuletzt arg angespannte Verhältnis des DGB zur SPD wieder zu
verbessern?

Klarer kommt die Forderung des DGB nach "guter Arbeit" daher.
Diese soll nicht krank machen und Rücksicht auf Familien und
Mitbestimmung am Arbeitsplatz nehmen. Das wird jeder Arbeitgeber
blind unterschreiben, der mit motivierten Mitarbeitern am Markt
bestehen will. Auch die DGB-Forderung nach sicheren Arbeitsplätzen
spricht den Beschäftigten aus tiefster Seele. Allerdings sieht die
Wirklichkeit in einer globalisierten Welt anders aus. Kein
Arbeitnehmer kann heute mit Sicherheit
sagen, dass er seinen heutigen Job auch noch in zehn Jahren hat. Die
lebenslange Beschäftigung nach der Ausbildung
möglichst noch bei einem Arbeitgeber ist Auslaufmodell.

Die DGB-Funktionäre wissen sicherlich, dass jeder Fortschritt
auch die Zerstörung alter Arbeitsformen bedeutet. Zukünftig sind
lebenslanges Lernen und Jobwechsel angesagt. Und neben der Sicherheit
ist ja auch die Lust auf Veränderung, auf das Neue überaus menschlich
und daher durchaus menschenwürdig.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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