(Registrieren)

WAZ: Projekt "altenfreundliche" Stadt: Wo das Ruhrgebiet Modellgebiet ist - Leitartikel von Rolf Potthoff

Geschrieben am 22-03-2007

Essen (ots) - Einen (vermeintlichen) Nachteil in einen
überzeugenden Vorzug wandeln - das ist eine Aufgabe, der sich die
Ruhrgebietsstädte jetzt verpflichtet haben. Sie wollen die so
genannte Überalterung ihrer Bevölkerung nicht als Manko, sondern als
Chance für künftige, weitgehend neue städteplanerische Konzepte und
für wirtschaftliche und soziale Strategien nutzen. Eine international
anerkannte Modellregion für "Altersfreundlichkeit" soll das Revier
werden.

Sich diesem Wettbewerb stellen - darin ist die Region gut
beraten. Denn man hüte sich, eine älter werdende Einwohnerschaft als
"Last" zu empfinden. Von der ethischen Bewertung einer solchen
Einstellung ganz abgesehen: Die Älteren sind in der Regel mobiler,
gesünder und aufgeschlossener als platte Vorurteile behaupten.
Überdies - der Handel wird es wohl wissen - vereinen sie eine
beachtliche Kaufkraft auf sich.

Tatsächlich ist die Region als Modellfall trefflich geeignet: In
der demografischen Entwicklung ist sie anderen Ballungsräumen um etwa
15 Jahre voraus: Hier schrumpfte die Einwohnerzahl früher und
parallel dazu stieg die Zahl der Älteren in der Bevölkerung eher an.
Und der Trend ist ungebrochen: Im Jahr 2025 werden statt heute 5,3
Millionen nur noch 4,8 Millionen Menschen im Ruhrgebiet leben. Der
Anteil der 60- bis 79-Jährigen wird dann auf gut 1,2 Millionen
Einwohner gestiegen sein. Besonders stark wird die Zahl der über
80-Jährigen wachsen, auf gut 380 000.

Das stellt die Städte vor Herausforderungen; im Nahverkehr,
Wohnungsbau, in Gesundheits- und Pflegebereichen. Zwar sind die
Älteren keine "Nörgler-Generation". Doch gäbe es noch manches, um
ihnen den Alltag zu erleichtern. Befragt man sie im Ruhrgebiet, wird
man darauf gestoßen: Zu viele Busse fahren ab dem frühen Abend nicht
mehr; oft sind die Verbindungen zu anderen Stadtteilen schwierig, was
die Besuche von Angehörigen erschwert. Ferner fehlt es an Angeboten
für betreutes Wohnen; Haushaltshelferdienste sind selten oder zu
teuer. Auch herrscht Verunsicherung wegen Wohnungsprivatisierungen.
Schließlich wird das häufige Wechseln des Personals bei
Pflegediensten beklagt, wo doch viele Ältere gerade enge Vertrautheit
brauchen.

Zwar schneidet das Ruhrgebiet bei der Beurteilung der
Lebensqualität für Ältere schon heute besser ab als vergleichbare
Räume. Genug getan ist noch nicht. Wenn die Revierstädte wirklich
angehen, wozu sie sich gestern verpflichtet haben, brauchen sie in
der Tat den Vergleich mit international klangvollen Namen nicht zu
scheuen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

61212

weitere Artikel:
  • WAZ: Törichtes Urteil, hysterische Kommentare - Leitartikel von Lutz Heuken Essen (ots) - Eine deutsche Amtsrichterin fällt ein Urteil. Zugegeben: ein schrecklich dämliches. Aber: Rechtfertigt das die teils hysterischen Kommentare? Soll der Koran offiziell über das Grundgesetz gestellt werden? Droht gar ein islamistischer Staatsstreich? Hinter so mancher Reaktion steckt tiefe Islam-Phobie und mangelndes demokratisches Selbstbewusstsein. Da spricht eine einzige Richterin töricht Recht - und so mancher Politiker und Publizist tut so, als wäre der deutsche Justizapparat von El-Kaida-Sympathisanten unterwandert. mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Rauchverbot Halle (ots) - Wo hört die Gaststätte auf und wo fängt die Eckkneipe an? Das ist nur eine der Fragen, die nach der Einigung der Ministerpräsidenten auf ein "weitgehendes Rauchverbot" im Raum stehen. Die Vision, künftig die einzelnen Bundesländer mit einem Buch als Rauch-Führer zu bereisen, weil einige die Hintertür für Ausnahmen offen lassen, ist aberwitzig. Die Absage der Länderchefs an ein grundsätzliches Rauchverbot offenbart Widersprüche im Umgang mit der Sucht. Während bei Behörden und in Schulen bundesweit ein absolutes Tabu auf dem mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Das Frankfurter Urteil zur Frauenmisshandlung Besserwisser als Richter Cottbus (ots) - Die einzigartige Welle der Empörung, die jetzt über eine Frankfurter Familienrichterin hereinbricht, lässt aufhorchen. Offensichtlich hat die Frau mit ihrer Interpretation islamischen Rechts und der Bereitschaft, darauf zurück zu greifen, einen wunden Punkt getroffen. Aber hat sie damit ungewollt auch der Bundesrepublik einen Spiegel vorgehalten, in dem erschreckende Tendenzen sichtbar werden? Hilft es, bei der Urteilsschelte die gesamte Gesellschaft unter Generalverdacht zu stellen? Sicher sind Vorurteile und Unkenntnis mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Koalition einigt sich auf neues Unterhaltsrecht Überfällige Reform Cottbus (ots) - Das Unterhaltsrecht entsprach nicht mehr der Lebenswirklichkeit. Der geschiedene Partner, in der Regel die Ehefrau, hatte nach den Kindern den höchsten Anspruch auf Versorgung durch den Ex-Mann. Und zwar auch, wenn gar keine Kinder vorhanden waren und auch dann, wenn der Ex-Mann mit einer neuen Frau Kinder zeugte und versorgte. Die Ex bekam Geld - bis das der Tod die Geldbeutel scheidet. Der Preis dieser auf dem alten Bild der Ehe basierenden Regelung war nicht selten eine hohe Belastung, wenn nicht Zerstörung der neuen, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Luftverkehrsabkommen zwischen EU und USA Für die Passagiere Cottbus (ots) - Es wurde allmählich Zeit: Das erste gemeinsame Luftverkehrsabkommen zwischen den EU-Staaten und den USA war lange überfällig. Freuen können sich vor allem die Passagiere: Denn langfristig haben sie nicht nur mehr Auswahl, mit welcher Fluggesellschaft sie denn in die USA oder von dort zurückfliegen. Weil es mehr Angebot gibt, dürften dann auch die Preise unter Druck geraten. An den transatlantischen Verbindungen verdienen die Fluggesellschaften derzeit am meisten, hier haben sie also auch noch entsprechend Spielraum, ihre mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht