(Registrieren)

Westfälische Rundschau: Kommentar zum Bundeswehr-Prozess in Coesfeld

Geschrieben am 19-03-2007

Dortmund (ots) - Brutalität macht auch vor den Kasernentoren nicht
halt. Verrohung und über die sprichwörtlich rauen Sitten unter
Soldaten hinausgehende Gewaltbereitschaft gehören zwar nicht zum
Alltag. Aber: Es gibt in der Bundeswehr ein ernst zu nehmendes
Problem.

Der Prozess um die Vorgänge in Coesfeld wirft nur ein Schlaglicht
auf die wachsende Enthemmung von Rekruten und Offizieren gegenüber
Gewalt, gegenüber politisch inkorrektem Verhalten und unzivilem
zwischenmenschlichen Umgang in militärischer Umgebung. So gesehen ist
die Bundeswehr eben auch in negativer Hinsicht ein Spiegelbild der
Gesellschaft.

Das hat seine Gründe: Die Auslandseinsätze zwingen die Soldaten
in eine andere Rolle. Die direkte Konfrontation mit Gewalt, sei es
auf dem Balkan, in Afghanistan oder im Kongo hinterlässt ihre Spuren
- nicht nur in der Ausbildung. Bisher ist es dem hochgelobten Prinzip
der inneren Führung der Bundeswehr, dem Idealbild vom Bürger in
Uniform, weitgehend gelungen, Exzesse unter Soldaten zu verhindern.
Fälle wie in Coesfeld, Bilder von mit Totenschädeln posierenden
Soldaten aus Afghanistan gehören zur Ausnahme.

Aber: Weil die Wehrgerechtigkeit nur noch auf dem Papier steht,
wächst trotz der Wehrpflicht das Risiko, dass sich in Kasernen die in
der Gesellschaft zu beobachtende Verrohung konzentriert. Berufsarmeen
kennen dieses Phänomen längst. Zudem stellt der Frust über schlechte
Zustände in den Kasernen, über die Belastungen durch den seit 15
Jahren andauernden Umbau der Truppe und die wachsende Zahl von
Auslandseinsätzen die Führung vor Herausforderungen.

Wohlgemerkt: Das sind Erklärungen, keine Entschuldigungen.
Verstöße gegen Disziplin und Menschlichkeit müssen mit aller
Gesetzeshärte verfolgt und bestraft werden. Aus Coesfeld und anderen
Vorgängen wurden in aller Stille Konsequenzen gezogen. Eine Armee im
Einsatz wie die Bundeswehr muss aber ihre inneren Führungsprinzipien
intensiver als bisher auf den Prüfstand stellen. Das ist eine
Daueraufgabe.

Originaltext: Westfälische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58905.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westfälische Rundschau
Redaktion

Telefon: 0231/9573 1253


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

60391

weitere Artikel:
  • Neues Deutschland: zu den Beziehungen Deutschland - Afghanistan Berlin (ots) - Es ist längst mehr als pure diplomatische Geste, wenn Angela Merkel und Hamid Karsai den Schulterschluss demonstrieren. Deutschland hat sich in Afghanistan unentrinnbar verfangen. Ein einfacher Rückzug ist für das politische Denken in den Grenzen der NATO-Doktrin nicht mehr vorstellbar. Folge ist eine verhängnisvolle Verengung der Handlungsmöglichkeiten. Für die in Irak entführten deutschen Geiseln könnte das womöglich tragische Folgen haben. Parteinahme für eine Bürgerkriegspartei - ob im Namen der Terrorismusbekämpfung mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Pflegereform: Stuttgart (ots) - Sie ist gerade mal gut zehn Jahre alt und schon ein chronischer Fall. Die Rede ist vom jüngsten Zweig der Sozialversicherung. Denn die Pflege leidet unter akuter Auszehrung. Im Prinzip sind sich alle bei der Analyse des Problems einig. Dennoch droht bei der Pflegereform eine Neuauflage des Trauerspiels, das man von der Baustelle Gesundheit kennt. Schon sind sie wieder da, die alten Reflexe bei Union und SPD, wenn es um Kopfpauschale und Einbeziehung der Privaten geht. Doch nicht mehr lange ist ein Umsteuern Richtung mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG,Rostock, zu Afghanistan Rostock (ots) - Fünf Jahre nach dem Fall der Taliban ist für die deutschen Soldaten ein Ende der Afghanistan-Mission nicht abzusehen. Das hat die Kanzlerin klargestellt. Und auch das: Deutschland lässt sich diese Linie nicht von extremistischen Entführern ausreden. Das sind klare Worte zu einer völlig unklaren Gemengelage im Land am Hindukusch. Die dortige Zivilgesellschaft funktioniert trotz gegenteiliger Beteuerungen aus Kabul nicht. Die Nato-Doppelstrategie von militärischem Eingreifen und wirksamer Aufbauhilfe hat bislang nicht die mehr...

  • Südwest Presse: SÜDWEST PRESSE ULM, Kommentar zu Koalition Ulm (ots) - Seit dem Ende der konjunkturellen Talfahrt in Deutschland hat es immer wieder Versuche gegeben, den Aufschwung parteipolitisch zu instrumentalisieren. Die SPD beeilte sich, auf die etwas verzögerte Wirkung der rot-grünen Reformagenda hinzuweisen, die Union reklamierte die positiven Daten aus der Wirtschaft in erster Linie für ihre Kanzlerin. Das alles fand aber in einer eher moderaten Tonlage statt, so dass man schon glauben mochte, die große Koalition machte daraus keinen Zankapfel, sondern sei insgesamt zufrieden, dass es überhaupt mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Karsais gebrochene Realität Frankfurt/Oder (ots) - Seit Tagen tingelt der afghanische Präsident Karsai durch Deutschland. Überall erzählt er, dass die Lage in seinem Land eigentlich gar nicht so schlecht ist. Im Süden gebe es zwar ein paar Kämpfe, im Osten einige Guerillaaktivitäten, aber ansonsten gehe es aufwärts. Damit kann Karsai nur die Drogenproduktion gemeint haben, in die auch sein Clan verwickelt sein soll. Originaltext: Märkische Oderzeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55506 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55506.rss2 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht