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WAZ: Polit-Gerangel gefährdet Jobs: Airbus droht der Absturz - Leitartikel von Joachim Rogge

Geschrieben am 20-02-2007

Essen (ots) - Man soll sich nicht täuschen: Die jüngste Krise, die
Airbus erschüttert, wiegt weit schwerer als all die vorangegangenen
Scharmützel um Posten und Proporz. Es geht um nicht weniger als um
grundsätzliche Weichenstellungen für die Zukunft des trudelnden
Flugzeugbauers.

Das Hauen und Stechen zwischen Deutschen und Franzosen an der
Spitze des Mutterkonzerns EADS freilich verunsichert nicht nur die
Beschäftigten, die um ihre Jobs bangen. Der handfeste Familienknatsch
bringt Airbus selbst, vor kurzem noch der Stolz europäischer
Zusammenarbeit, in höchste Gefahr. Der Airbus-Geburtsfehler rückt ins
grelle Licht: Niemand ist bereit, zu Gunsten des unternehmerischen
Erfolges, den sich schließlich alle Beteiligten für Airbus wünschen,
auf politischen Einfluss zu verzichten.

Betriebliche Logik steht bei Airbus seit jeher an zweiter Stelle.
Inzwischen wächst sich die immer unverhülltere politische
Einflussnahme zu einer ernsten Gefahr aus. Seit das Unternehmen am
Scheideweg steht, werden die Grenzen des fein austarierten
deutsch-französischen Gleichgewichts an der EADS-Spitze überdeutlich.
Beide Seiten blockieren sich, setzen nun darauf, dass Frankreichs
Präsident und Deutschlands Bundeskanzlerin sich auf allerhöchster
Ebene verständigen, wo Airbus künftig welchen Flugzeugtyp fertigen
lässt. Eine geradezu absurde Situation. Nie war das Misstrauen auf
beiden Seiten des Rheins größer als heute.

Die deutsche Furcht, vom französischen Partner bei der
Krisenlösung über den Tisch gezogen zu werden, ist zwar nicht von der
Hand zu weisen. Dies darf aber trotzdem nicht den nüchternen Blick
auf das unternehmerisch Naheliegende bei Airbus trüben. Woran das
Unternehmen im Inneren krankt, ist seit langem bekannt: Zu hohe
Kosten, eine zu aufwändige industrielle Fertigung, eine
Zersplitterung der Kräfte auf zu viele Standorte. Die Folge: Trotz
voller Auftragsbücher fehlen Airbus nach den Fehlplanungen beim
Riesenflieger A 380 die Mittel, um neue Flugzeugmodelle, die immerhin
die Zukunft des Konzerns auf lange Sicht sichern sollen, zu
entwickeln.

Ein Kraftakt ist nötig, um Airbus auf kräftige Beine zu stellen,
mit spezialisierten Standorten, weniger Personal, mit wenigen
Zulieferern, die sich auch finanziell weit mehr als bislang schon im
Vorfeld engagieren. An dieser Pille führt kein Weg vorbei, wenn
Airbus eines Tages wieder zu Boeing, das eine vergleichbare Rosskur
längst hinter sich hat, aufschließen soll.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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