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WAZ: Was kommt nach der Kohle? Reformpaket fürs Ruhrgebiet - Leitartikel von Ulf Meinke

Geschrieben am 07-02-2007

Essen (ots) - Was bleibt, wenn die Kohle geht? Vordergründig und
kurzfristig der Eindruck von parteipolitischem Geschacher.
Kriegserklärungen, Massenproteste, mehrere ergebnislose Gipfel - am
Ende, immerhin, ein erzwungener Kompromiss. Jedenfalls ist die Gefahr
groß, dass sich einmal mehr viele Bürger von der Politik abwenden,
weil sie die monatelangen Machtspiele schlicht anwidern. Der
Kohlekonflikt, dieser bundesdeutsche Dauerstreit, ist auch durch die
Große Koalition nicht kleiner geworden. Wieder blockierten sich Bund
und Land - ohne Rücksicht auf die Nerven der betroffenen Menschen.
Wenn allein die Klientelpolitik zählt, Eitelkeiten von Funktionären
wichtiger erscheinen als eine Entscheidung in der Sache, dann ist es
soweit: Die politische Klasse insgesamt verliert. Die Folge ist
Politikverdrossenheit.

Ja, es lohnt sich, hart um die Zukunft der deutschen Steinkohle
zu ringen, denn es geht um Steuergelder in Milliardenhöhe, rund 100
000 Mitarbeiter des RAG-Konzerns und die Zukunft des Ruhrgebiets. Der
Bergbau, er ist auch, aber nicht nur ein Symbolthema für diese
Region, die doch längst den Kohlenstaub abgeschüttelt hat und viel
mehr bietet als Zechentürme. Ohne die Kohle gäbe es das Ruhrgebiet
nicht, aber das Ruhrgebiet wird es auch ohne die Kohle geben.
Insofern bietet der Abschied von den Bergbau-Subventionen auch die
Chance, von einer defensiven in eine offensive Haltung überzugehen.
Das Revier ist alles andere als ein Almosenempfänger, sondern
Schrittmacher fürs Land. In diesem Zusammenhang darf daran erinnert
werden, dass die Industrie an Rhein und Ruhr wesentlichen Anteil am
deutschen Wirtschaftswunder der Nachkriegsjahre hatte. Und heute gibt
es in keiner anderen Region Deutschlands ähnlich viele Großkonzerne
und Mittelständler; kaum ein Landstrich der Republik verfügt über ein
vergleichbar dichtes Netz aus Hochschulen, Theatern und
Konzerthäusern.

Der Kohleausstieg - das ist auch ein Stück Modernisierung und
Strukturwandel am Beispiel eines sich wandelnden Zechenkonzerns. Der
einstige Subventionsempfänger RAG will schließlich seine
Bittstellermentalität hinter sich lassen, strebt mit Macht an die
Börse und setzt dabei auf die Zukunftsbranchen Energie, Chemie und
Immobilien. Es entsteht ein Dax-Konzern, der sich als Fußball-Sponsor
ebenso engagiert wie als Kulturmäzen. Kurzum: Es ist ein regelrechtes
Reformpaket fürs Ruhrgebiet. Vielleicht hat dabei sogar das
Parteiengezänk eine gute Seite. Es belegt eindringlich, wie wichtig
es ist, einen modernen, entpolitisierten Ruhrkonzern zu schmieden.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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